Unterkessacher begehren gegen Solarpark auf
Im Teilort von Widdern sollen PV-Module auf 50 Hektar gebaut werden. Gegner des Projekts wollen ein Bürgerbegehren und haben die dafür erforderlichen Unterschriften bereits gesammelt. Der Streit dürfte bei einer Info-Veranstaltung am 4. Oktober weitergehen.

Im Widderner Teilort Unterkessach sollen insgesamt drei Solarparks entstehen, deren Fläche "ungefähr dem Doppelten der gesamten bewohnten Fläche entspricht". So steht es im Faltblatt "52 Hektar sind zu viel!", das dieser Tage in Widdern, Unterkessach und Volkshausen verteilt wurde.
Die Initiatoren wollen ein Bürgerbegehren gegen die Solarparks und haben die dafür erforderlichen Unterschriften bereits gesammelt. Über die Rechtmäßigkeit des Bürgerbegehrens entscheidet der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am 26. Oktober. Zuvor findet am 4. Oktober eine Informationsveranstaltung statt.
Die Heilbronner Firma Zeag Energie plant im Auftrag der Bürgerenergie Widdern derzeit einen der drei PV-Parks in Unterkessach mit einer Fläche von 37,5 Hektar. Weil für diesen schon der Bebauungsplan in der Mache ist, könne er nicht mehr durch ein Bürgerbegehren gestoppt werden. "Das würde Regress-Forderungen nach sich ziehen", machte Bürgermeister Kevin Kopf in der Gemeinderatsitzung am Donnerstag klar.
Das Bürgerbegehren richtet sich also gegen die kleineren Solarparks 2 und 3 mit rund 15 Hektar, die von privaten Projektierern geplant werden. Die rund 50 Zuhörer in der Wilhelm-Frey-Halle waren überwiegend gegen diese Planung.
Gemeinderat erntet zunächst Gelächter aus dem Publikum
Gemeinderat Johannes Erb gab eine persönliche Stellungnahme zu den Argumenten im Flyer ab. Die 52 Hektar Gesamtgröße sei nicht richtig, da nicht die komplette Fläche mit PV-Modulen belegt wäre. Es gebe verschiedene Rechenmodelle. An dieser Stelle gab es Gelächter aus dem Publikum. "Das können Sie sich sparen", reagierte Erb gereizt.
Zum Thema Ackerland stellt Erb fest: "Schauen Sie sich mal Kaufland in Möckmühl an oder Lidl in Kochendorf. Auf diesen Flächen wird nie wieder eine Erntemaschine laufen." Die PV-Module könnten aber jederzeit wieder zurück gebaut werden, stellte Erb fest. Die bei elektrischen Anlagen gesetzlich vorgeschriebene Einzäunung könne man mit Rehdurchschlüpfen aufwerten. Zusammenfassend stellte Erb fest: "Ihre Sorgen sind nicht berechtigt."
Für das Ratsmitglied überwiegen die Vorteile der Anlagen. Insgesamt würden 32 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr gewonnen, was einer Einsparung von 19 .200 Tonnen CO2 bedeute. "Damit können 10 .000 Haushalte versorgt werden. Zudem bekomme die Gemeinde einen Anteil von voraussichtlich 60.000 Euro im Jahr überwiesen. Im Anschluss an den Vortrag gab es auch verhaltenen Applaus aus dem Publikum.
Gemeinderat wundert sich über späten Widerstand
In der anschließenden Diskussion im Gemeinderat wunderte sich Stefan Kerner, "dass sich erst jetzt Widerstand regt". Die Pläne seien ja schon seit zwei Jahren bekannt. Dieter Schimmel war für die PV: "Ich sehe uns als Gemeinde in der Pflicht. Dort wo man den Platz hat, sollte man auch bauen."
Thomas Schäfer hält Windkraft und Photovoltaik hingegen für "unausgereifte Technologien, die einer Ideologie entspringen". Widdern müsse nicht die Probleme der großen Politik lösen.
Ralf Bleickert, Ortsvorsteher in Unterkessach und Mitglied im Gemeinderat der Stadt Widdern, möchte "keinen Krieg" in seinem Ort. "Wir gehen mit dem Bürgerentscheid den richtigen Weg." Man wolle die Initiative ernst nehmen und "auf Augenhöhe miteinander reden".
Bürgermeister Kopf meinte abschließend: "Jahrzehntelang kam der Strom aus Kernkraftwerken, die wir auch nicht vor unserer Haustüre haben wollten." Mit den drei Vertrauenspersonen Dorit Ewers, Dirk Völker und Günter Vogel habe es bereits ein Treffen gegeben, um die genaue Frage des Bürgerentscheids und die Info-Veranstaltung am 4. Oktober zu besprechen.