Weg von der klassischen Bibliothek: Mediatheken sehen sich als Treffpunkte an
Die Städte Möckmühl und Neckarsulm haben einen Wandel ihrer Einrichtungen angestoßen: Mediatheken soll mehr zu Begegnungsstätten werden. Bad Friedrichshall kann nicht mitziehen - aus einem ganz bestimmten Grund.

Buch auswählen, ausleihen, die Bücherei verlassen: Diese klassischen Zeiten in kommunalen Bibliotheken sind Geschichte. Viele Mediatheken, wie die Einrichtungen heute meist heißen, verstehen sich als ein Treffpunkt und Veranstaltungsort. Diese Ausrichtung wollen viele Kommunen noch stärker betonen, und sie öffnen ihre Geldbeutel.
Das Neckarsulmer Haus hat seine Umbaupläne bereits vor einiger Zeit im Gemeinderat präsentiert, diese Woche zog Möckmühl nach.
Die aktuelle Konzeption für Möckmühl gilt als veraltet
"Die Mediathek ist ein Ort der Begegnung", sagte Maria Witlif im Gemeinderat Möckmühl. Die Leiterin der städtischen Mediathek präsentierte im Gemeinderat Vorschläge, wie die Einrichtung sich neu darstellen könnte. Die aktuelle Konzeption sei veraltet. Geplant ist deshalb eine neue Möblierung, um beispielsweise die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Aus demselben Grund solle auch die Beleuchtung angepasst werden. Die aktuelle trage zur "bedrückenden Atmosphäre" bei.
Neue Sitzmöglichkeiten sind angedacht, eine gemütliche Ecke für Kinder soll kommen, der Jugendbereich überarbeitet werden. Auch ein Kaffeeautomat gehört zur zukünftigen Ausstattung, die ein Ziel vor Augen hat: eine gemütliche, gute Aufenthaltsqualität, sagte die Büchereichefin.
Die Neuausrichtung kommt auch dem Stadt-Image zugute
Von der neuen Ausrichtung kann die Stadt profitieren. In der Mediathek geht es laut Maria Witlif ums Treffen, den Austausch und das Vernetzen. "Wir sind ein Ort, an dem alle willkommen sind." Die Innenstadt profitiere davon, wenn viele Menschen in die Mediathek wollen. Zudem stärke es das Image von Möckmühl.
Dem Möckmühler Gemeinderat legte Maria Witlif eine Übersicht vor, was die Investitionen in die Mediathek kosten: 220.000 Euro. Allerdings entscheidet der Gemeinderat erst zu einem späteren Zeitpunkt, ob er dem Umbau tatsächlich grünes Licht erteilt.
In Neckarsulm soll die Mediathek ab 2024 eine neue Inneneinrichtung bekommen. Die Leiterin Dorothee Wiegand betonte Mitte des Jahres im Gemeinderat: Ein Ausleihort werde die Einrichtung zwar weiterhin sein, aber nicht ausschließlich. Ihren Angaben zufolge gibt es vier Handlungsfelder, einer davon ist der Bereich "Medienbildung und Leseförderung". Dazu gehört, dass die Mediathek "kompetente und kritische Mediennutzung" fördere. Außerdem solle ein Fokus auf dem Menschen liegen, statt den Fokus auf die Medien zu legen.
Ebenfalls will die Neckarsulmer Einrichtung "Impulse setzen" - als kultureller Ort oder als Plattform für eine demokratische Gesellschaft. An diesen Feldern orientiert sich laut Dorothee Wiegand das zukünftige Raumkonzept der Neckarsulmer Mediathek: Die Menschen suchten mittlerweile stärker die Begegnungsflächen. Medien seien zwar Bestandteil der Arbeit, aber man solle Räume schaffen für Aufenthalt.
Der Bad Friedrichshaller Mediathek geht der Platz aus
Die Mediathek in Bad Friedrichshall befindet sich im Rathaus. Um hier räumlich etwas zu verändern oder gar zu erweitern, fehlt der Platz, sagt Bürgermeister Timo Frey. Ohnehin platze das Rathaus, das 1967 erbaut wurde, aus allen Nähten. Der Medienbestand wurde nach und nach umgestellt, so dass es heute auch viele elektronische Angebote gibt. Er wird regelmäßig erneuert - zirka zehn Prozent pro Jahr, informiert der Rathauschef.
Die Zielgruppe sind vor allem Kinder und Jugendliche. Drei Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Mediathek und die Besucher. Der Gemeinderat plant laut Frey jedes Jahr Haushaltsmittel ein, um das freiwillige Angebot aufrechtzuerhalten.
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