Schüleraustausch: Erster Besuch in Israel ist ein Erfolg
Das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Neckarsulm steht vor einem neuen Austauschprogramm. Erstmals flogen Jugendliche nach Israel, die Reise hat sie begeistert.

Noch während des Flugs nach Israel haben sich die Gymnasiasten des Albert-Schweitzer-Gymnasiums (ASG) viele Gedanken gemacht. Wie wird die Begrüßung ausfallen, wie die ersten Reaktionen? Am Ende waren all die Sorgen umsonst. Auch die besondere deutsch-israelische Geschichte, die Ermordung Millionen Juden durch Deutsche im Zweiten Weltkrieg, spielte im privaten Verhältnis keine Rolle. Die Partnerschule aus Tel Aviv nahm die Deutschen gleich in den Arm, obwohl der Kontakt bislang nur virtuell stattgefunden hat. "Es war so, als wenn sich beste Freunde sehen", erzählt Alina Sperrfechter. "Das kennt man so gar nicht." Riana Jost beschreibt es ähnlich. "Ich hätte nicht gedacht, dass sich alle gleich so wohl fühlen."
Familiäre Atmosphäre
Mit ihren Teil dazu beigetragen haben die israelischen Familien, bei denen die Gymnasiasten wohnten und mit denen sie auch das jüdische Neujahrsfest erleben konnten. Die Gruppe aus dem ASG war mittendrin, gerade auch während des Feiertags. "Alle haben mich so behandelt, als wäre ich ein Familienmitglied", erinnert sich Alina Sperrfechter. "Das war krass." Jule Binniker fühlte sich nie ausgeschlossen, sagt sie, auch wenn die Familie um sie herum Hebräisch geredet hat.
Die Gymnasiasten haben den Unterricht besucht, der mit den Stunden am ASG schwer zu vergleichen sei. Mal saß ein Lehrer vorn in Jogginghose, Jugendliche verließen das Klassenzimmer oder hörten zu - oder nicht. In der Freizeit tauschten sich Lehrer und Schüler per Handy über Privates aus. Das Lehrer-Schüler-Verhältnis sei anders als in Deutschland, sagt Riana Jost.
Die ASG-Jugendlichen, die dieses Schuljahr ihr Abitur machen, sind von der Reise begeistert. Immer noch. Mit Familien zusammenleben, hautnah das Leben in Israel miterleben. "Man hat nur einmal so eine Chance", weiß Alina Sperrfechter. Angst habe sie nie empfunden. "Man war in einem geschützten Raum und fühlte sich nie unsicher."
Im Dezember wollen die Israeli zum Gegenbesuch kommen, der die ASGler vor ganz besondere Herausforderungen stellt. Schnee sollen die Isaeli erleben, also geht es zur Zugspitze, erzählt Schulleiter Marco Haaf. Aber warme Kleidung? Was Israeli als warm einstufen, hält hierzulande hächstens in der Übergangszeit warm. Richtigen Kälteschutz stellen die Neckarsulmer ihrem Besuch aus dem eigenen Fundus zur Verfügung, sagt Marco Haaf. Weihnachtsmärkte sind ebenfalls das Ziel. Zu Audi geht es, damit Jugendliche aus dem Hightech-Land produzierendes Gewerbe erleben, sagt Direktor Marco Haaf.
Von der Metropole in die Region Heilbronn
Und die Israeli freuen sich auf etwas, das sie in Tel Aviv nicht kennen. "Die freuen sich auf die Ruhe", sagt Riana Jost und denkt dabei an die Tage in den verhältnismäßig kleinen Orte wie Neckarsulm-Obereisesheim. Dass Familien einen eigenen Garten haben können, erzählt Alina Sperrfechter, kennen die israelischen Jugendlichen so auch nicht. Sie wohnte in Israel im achten Stock eines Mehrfamilienhauses.
Der Grundstein des Partnerprogramms ist gelegt, nun bereiten sich die nächsten Jugendlichen in der Jahrgangsstufe eins auf einen Austausch vor. Im September, sagt Marco Haaf, sei der nächste Flug geplant.