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Faule Kredite: Sparkassen weisen Kritik zurück

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Eine Studie zu faulen Krediten stellt baden-württembergischen Sparkassen ein schlechtes Zeugnis aus. In der Region steht vor allem das hohenloher Institut im Fokus.

Von unseren Redakteuren Ralf Reichert und Jürgen Paul

Die baden-württembergischen Sparkassen weisen die Kritik an ihrer Kreditvergabepolitik zurück. Eine Studie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) und des Recherchezentrums Correctiv über notleidende Kredite bei deutschen Sparkassen sorgt für Unmut. Zwar bescheinigt die Studie den 409 deutschen Sparkassen, eine im Branchenvergleich niedrige Quote an notleidenden, also vom Ausfall bedrohten, Krediten aufzuweisen. Im Fachjargon heißen diese Non-performing Loans (NPL). Allerdings schnitten die baden-württembergischen Sparkassen bei dieser Analyse schlecht ab.

Quoten

Unrühmlicher Spitzenreiter in der Liste ist die Sparkasse St. Blasien mit einer NPL-Quote von 7,84 Prozent, die Kreissparkasse Tuttlingen belegt mit 6,47 Prozent den dritten Platz, und die Sparkasse Hohenlohekreis kommt mit einer Quote von 4,87 Prozent auf den elften Platz. Die Kreissparkasse Heilbronn steht mit 0,77 Prozent dagegen sehr gut da.

Der Sparkassenverband Baden-Württemberg wie die betroffenen Sparkassen betonen, dass die Quote notleidender Kredite für sich genommen nicht aussagekräftig sei und keinerlei Rückschlüsse auf die Risikotragfähigkeit eines Instituts zulasse. So gebe es kapitalschwache Institute, die eine niedrige Quote damit erreichten, dass sie nur die zwingend vorgeschriebenen Wertberichtigungen bei notleidenden Krediten vornehmen.

Ertragsstarke Sparkassen würden dagegen oft frühzeitige und umfassende Wertberichtigungen vornehmen, um den steuerpflichtigen Jahresgewinn zu schmälern, erläuterte ein Verbandssprecher. Insgesamt seien die Sparkassen in Baden-Württemberg „gut aufgestellt“, sagte er.

Kritik an der Kritik

Die Sparkasse Hohenlohekreis betonte, der von „FAZ“ und Correctiv ermittelte Wert von 4,87 Prozent sei „nicht aussagefähig“ und vermittle „ein völlig falsches Bild“, weil die „Berechnungssystematik“ sowie die „herangezogene Datenbasis“ unvollständig seien. Der „vergleichbare Wert für die Quote der notleidenden Kredite“ liege für 2014 „tatsächlich bei knapp 1,9 Prozent und damit nur leicht über dem genannten Durchschnittswert der Sparkassen von 1,62 Prozent.“

Der Vorstandsvorsitzende Werner Gassert stellt klar: „Wir schirmen sehr frühzeitig alle erkennbaren Risiken im Kreditgeschäft durch die Bildung von Einzelwertberichtigungen und pauschalen Rückstellungen ab. In den zurückliegenden Jahren konnten wir diese Risikovorsorge aufgrund unserer soliden Kreditvergabepolitik sogar deutlich reduzieren.“

 

Reaktion 

„Ich sehe die Kreissparkasse Heilbronn von der aktuellen Diskussion um zu hohe Quoten ausfallgefährdeter Kredite nicht betroffen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Ralf Peter Beitner. „Selbstverständlich schirmen auch wir uns gegen mögliche Kreditausfälle bestmöglich ab.“ Es sei unzulässig, die Risikolage von Sparkassen an einer isolierten Kennzahl wie der NPL-Quote ablesen zu wollen. „Vor solchen vereinfachenden Vergleichen kann ich nur warnen.“ jüp

 

Lesen Sie hier die Analyse unseres Wirtschaftsexperten Jürgen Paul: Alles halb so wild? 

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