Ittlingens Naturkindergarten kurz vor dem Start
Bauwagen neben dem Ittlinger Familienzentrum wird für Kinder und deren Erzieher eingerichtet. Der Naturkindergarten bietet Platz für 20 Kinder. Welcher Krimi sich im Vorfeld abgespielt hat:

Letzte Arbeiten an Ittlingens neuem Naturkindergarten: Carmen Albrecht, Leiterin des Familienzentrums, auf dessen Freifläche der Bauwagen und zwei Holzhäuschen aufgebaut wurden, hält eine Gardine an das Fenster. Im Inneren sieht der Bauwagen aufgrund der natürlich lasierten Wände und Decken hell und freundlich aus. Der Mittelgang enthält ein Hochdach, durch dessen Seitenfenster zusätzlich Licht ins Innere dringt. Die Fenster und Türen sind in einem kräftigen Rot lackiert: So hat das Ensemble jetzt einen nordischen Touch. Bei der Verkleidung des Wagens haben Bürger im Ehrenamt geholfen.
Wie die Plätze vergeben werden noch unklar
Wann der Naturkindergarten öffnet, darauf möchte sich Ittlingens Bürgermeister Kai Kohlenberger nicht auf den Tag genau festlegen. "Im Laufe des Oktobers" hofft er. Die Betriebserlaubnis liegt vor, was noch fehlt, ist eine Begehung der Unfallkasse. Das Personal sei mit zwei Vollzeit- und einer Teilzeitkraft vollständig, so die Leiterin des Familienzentrums.
Rund 300.000 Euro wendet die Gemeinde für die naturpädagogische Einrichtung auf: ein Bruchteil dessen, was ein konventioneller Kindergarten gekostet hätte. Platz wird es für 20 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren geben. Über die Vergabemodalität hat die Gemeinde noch keinen Beschluss gefasst, so der Bürgermeister.
Was noch alles zu erledigen ist

Vor der Inbetriebnahme werde der neue Naturkindergarten eine Woche lang Tag der offenen Tür anbieten. Die feierliche Eröffnung solle im Frühjahr stattfinden, so der Fahrplan.
Carmen Albrecht und ihr Team freuen sich schon darauf, auf dem Außengelände des Familienzentrums, das selbst einen Kindergarten beherbergt, die ersten Kinder enpfangenzu können. Noch gibt es einiges zu tun: Die Küchenhütte muss eingerichtet werden. Im WC-Trakt fehlen die Trennwände zwischen den Toiletten. Überall sind Haken, Halterungen und andere für den Betrieb notwendigen Dinge festzuschrauben. Neu im Team ist David Kniebühler. Er sortiert gerade Bohrfutter. "Wir sind froh, i n unserem Team auch einen Mann zu haben", sagt Carmen Albrecht. Schließlich sei es wichtig, dass Kinder von beiden Geschlechtern Impulse erhalten, so die Pädagogin.
Was der pädagogische Schwerpunkt der neuen Einrichtung ist

Der Naturkindergarten wird den Schwerpunkt seiner Aktivitäten im Freien haben. So sind im Außenbereich Hochbeete angelegt worden, die die Kinder anschließend selbst mit Gemüse und Kräutern bepflanzen. "Wir werden in der Küche unsere eigenen Erzeugnisse zubereiten", freut sich Ramona Pohl, stellvertretende Leiterin des Familienzentrums und verantwortlich für den Naturkindergarten. Die Küchenabfälle sollen anschließend kompostiert werden und danach als natürlicher Dünger Wiederverwendung finden. "Wir wollen für die Kinder den Nahrungsmittelkreislauf erlebbar machen", erläutert sie. Auch regelmäßige Ausflüge in den Wald zählen zum Programm des Naturkindergartens. Angedacht sei auch, mit Partnern im Dorf zu kooperieren. Dazu zählen Senioren, die noch bestimmte Handwerkstechniken beherrschen.
Warum die Mulde als Standort wegfiel
Mit der baldigen Eröffnung der Einrichtung endet ein Krimi um die Standortwahl. Nachdem es im Gemeinderat lange einen Konsens über die Mulde als Standort gab, kam im Jahr 2021 plötzlich Unruhe unter Anwohnern auf. Sie argumentierten mit dem Naturschutz gegen das Vorhaben. Die Anwohner schafften es dank ihres lautstarken Protests, die Stimmung gegen die Mulde kippen zu lassen. Es begann eine erneute Standortsuche. Fachleute nahmen vier Alternativen unter die Lupe und kamen zu dem Schluss, dass die Mulde am meisten Vorzüge in sich vereint. Dennoch kam es im Gemeinderat danach zu keiner Mehrheit für die Mulde. "Jetzt machen wir eben hier das Beste aus der Situation", zeigt sich Carmen Albrecht optimistisch.


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