Familie des in Bad Rappenau vermissten Senior hofft auf weitere Hinweise
Der 79-jährige Nuh Pektas gilt weiterhin als vermisst. Er war am Vormittag des 11. Juli aus dem Seniorenstift am Park in Bad Rappenau verschwunden. Die Familie des Vermissten äußert Kritik an der Polizei.

Frustriert, zermürbt, mit den Kräften am Ende - so beschreibt Cengiz Pektas seine Gefühlslage. Sein 79 Jahre alter Vater Nuh Pektas aus Bad Rappenau wird weiterhin vermisst, seit dem 11. Juli. Er war an jenem Dienstagvormittag aus dem Seniorenstift am Park verschwunden, wo er in Tagespflege war. Familie Pektas - die vier Kinder des Vermissten sowie der deren Angehörige - und einige Freunde kamen am Freitagmittag am Gradierwerk in Bad Rappenau zusammen, um ein weiteres Mal auf ihren Fall aufmerksam zu machen.
Cengiz Pektas spricht von einem "stillen Protest", mit dem er auch eine langsame Handhabung der Fahndung kritisieren wolle. "Wir sind einfach ausgebrannt", sagt der 48-Jährige aus Neckarsulm. Es habe fast zwei Wochen lang gedauert, bis die Videoaufnahmen von Bahnhöfen ausgewertet gewesen seien. Er wisse, wie akribisch die Polizei arbeite, sagt Pektas. Aber manche Abläufe könne er nicht verstehen. Wenn sie früher gewusst hätten, dass ihr Vater laut Videoaufnahmen wohl doch nicht mit der Bahn gefahren sei, hätten sie ihre Suche besser auf die Umgebung des Pflegeheims fokussieren können, erklärt er.
Vermisster Senior in Bad Rappenau – Polizeisprecher weist Kritik zurück
Polizeisprecher Daniel Fessler sagt, diese Kritik könne er nicht nachvollziehen. Die Polizei habe mit einem Helikopter, mit einem Großaufgebot an Kräften und zahlreichen Hunden nach dem Vermissten gesucht. Familienangehörige seien mehrmals auf das Polizeirevier gekommen, um sich für den Einsatz zu bedanken. Es gingen auch heute noch täglich mehrere Hinweise ein, nach denen der Vermisste in verschiedenen Städten und an verschiedenen Orten gesehen worden sein soll. "Jedem davon wird nachgegangen", betont Fessler. Die Hinweise hätten sich bislang in keine Richtung und auf keine Örtlichkeit konkretisiert. Aktuell werde die Sachbearbeitung an die Kriminalpolizei übergeben.
Cengiz Pektas sagt, das Ungewisse mache ihn so hilflos. Jeder Strohhalm wird ergriffen. Es seien so viele Hinweise eingegangen, aus Mannheim, Stuttgart, Darmstadt. Oft habe sich herausgestellt, dass nur jemand gesehen worden sei, der ihrem Vater vielleicht ähnlich sehe.
Familie setzt Belohnung für Hinweise auf vermissten Senior aus
Ideen, was mit ihrem Vater passiert sei, sind Familie Pektas eigenen Angaben nach ausgegangen. Cengiz Pektas erzählt, es sei sein Herzenswunsch gewesen, zurück in die Heimat zu gehen, nach Ostanatolien. Er habe ihn auch mal nach dem Flughafen gefragt. Für 20 Euro, die sein Vater bei sich gehabt habe, könne man aber kein Flugticket kaufen. Mit allen Mitteln versucht die Familie, Klarheit zu bekommen. 5000 Euro an Privatgeldern haben sie als Belohnung ausgesetzt für Hinweise, die dazu führen, dass Nuh Pektas gefunden wird.
"Wir sind mit unserem Latein am Ende", sagt Mehmet Cetinkaya, ein Freund der Familie. Fulya Gökyildiz, Enkelin des Vermissten, beschreibt die vergangenen Wochen: "18 Tage voller Verzweiflung, Angst, Hilflosigkeit." Nuh Pektas habe sie aber gelehrt, niemals aufzugeben.