Altes Rathaus in Kirchardt wird zur Flüchtlingsunterkunft
Der Umbau des Rathauses zur Flüchtlingsunterkunft wurde heiß diskutiert. Jetzt haben die Bauarbeiten begonnen. Die Gemeinde steckt 150.000 Euro in das Gebäude.

Die Türen sind ausgehängt und stehen an den Wänden, der Staub kitzelt in der Nase: Wer das alte Kirchardter Rathaus betritt, steht momentan mitten in einer Baustelle. Seit Anfang des Monats wird das Gebäude, das seit März leersteht, zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut.
Die zukünftige Nutzung hatte hohe Wellen im Ort geschlagen. Vor allem wegen der benachbarten Grundschule und dem Kindergarten, dessen Außenbereich nur durch einen Zaun und einen schmalen Weg vom Rathaus getrennt ist. Viele Eltern machten sich Gedanken um die Sicherheit ihrer Kinder.
Aufenthaltsraum und Küche im ehemaligen Kirchardter Ratssaal
"Im Januar wollen wir fertig sein", sagt Bauamtsleiter Michael Baumgartner, während er im ehemaligen Ratssaal der Gemeinde steht. Dort, wo noch vor wenigen Monaten die Gemeinderatsmitglieder tagten, soll ein Aufenthaltsraum mit einer Küche entstehen. Die alten Tische werden weiterverwendet, Spülen und Kochmöglichkeiten bald eingebaut.
Komplizierter wird es bei der erforderlichen Stromversorgung. "Wir müssen neu verkabeln und FI-Schutzschalter installieren", erklärt Baumgartner. Im Erdgeschoss sind die Arbeiten noch aufwendiger. Dort entstehen in einem ehemaligen Büro und dem Serverraum der Gemeinde sechs Nasszellen, jeweils drei für beide Geschlechter. "Die Frauen haben etwas mehr Platz", sagt der Bauamtsleiter, "weil sie die Anlagen wahrscheinlich auch mit Kindern nutzen werden."
Platz für 30 Personen
Dass geflüchtete Familien oder Frauen in die Räume einziehen, hatten viele Bürger bei einem Infoabend gefordert. Kirchardts Bürgermeister Gerd Kreiter hatte damals versichert, sich um genau eine solche Belegung zu bemühen. Das Gebäude ist auf 30 Personen ausgelegt. Alleinstehende Männer sollen in anderen Immobilien unterkommen.
Bereits bei den Planungen wurde auf diese Entwicklung Rücksicht genommen. Mehrere Räume sind auf Familien ausgelegt, im Obergeschoss können die Türen zwischen den ehemaligen Büros als Durchgang von einem Raum in den andern genutzt werden, falls viele Familienmitglieder auf einmal nach Kirchardt kommen sollten.
Der Brandschutz ist ein Kostentreiber
Rund 150.000 Euro wird die Gemeinde für den Umbau in die Hand nehmen. Kostentreiber ist laut Baumgartner vor allem der Brandschutz. Neue Fluchtwege durch Außentreppen müssen eingerichtet, spezielle Türen gekauft werden. "Ein Exemplar kostet rund 2000 Euro", rechnet er vor. Auch die große Eingangstür wird erneuert. Sie geht nach innen auf, was allerdings gesetzlich nicht zulässig ist. Wäre die Verwaltung im Gebäude geblieben, hätte weiterhin Bestandsschutz gegolten, ein Umbau wäre nicht nötig gewesen.
Stand jetzt soll das alte Rathaus fünf Jahre als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden, sagt Baumgartner. "Aber wir wissen natürlich nicht, wie sich die Situation weiter entwickelt."

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