Hohenloher Klimazentrum sichert kostenlose Erstberatung
Alle Bürger des Kreises sollen eine neutrale Expertise ab 1. Juli nutzen können. Dazu wurde ein altes Netzwerk wiederbelebt. Die spannende Frage ist: Wird das Beratungsangebot diesmal dauerhafter sein?

"Es geht nicht um Schnelligkeit, sondern um Nachhaltigkeit." Dies sagte Sebastian Damm, kurz bevor das Klimazentrum des Hohenlohekreises startete unter dem Dach der von ihm geführten Abfallwirtschaft. Seit die hauptamtlichen Kümmerer für den Klimaschutz am 1. April ihre Arbeit aufgenommen haben, wird man freilich das Gefühl nicht los, als ob Joachim Schröder und Janina Schüßler gleich zu Beginn ganz schön aufs Tempo drücken.
Der erste Hinweis: Sonnenpotenzial nur unzureichend genutzt
Schon nach einem Monat konstatierten sie, das Sonnenpotenzial im Landkreis werde nur unzureichend genutzt. Und sie animierten Bürger und Firmen, einmal in Augenschein zu nehmen, inwiefern ihre eigenen Dachflächen für Photovoltaik geeignet wären - in Eigenregie zu analysieren auf einer interaktiven Karte im Energieatlas des Landes.
Jetzt soll das Energie-Wissen der Bürger auch ganz allgemein gestärkt werden
"Da ist noch deutlich Luft nach oben", sagte damals Joachim Schröder, der das Klimazentrum leitet. Gleiches gilt wohl auch für das Energie-Wissen der Bürger im Allgemeinen. Weshalb er und seine Mitarbeiterin Janina Schüßler sich sofort daran machten, ein Netzwerk von Energieberatern zu reaktivieren, das bereits 2011 von der Bioenergie-Region Hohenlohe-Odenwald-Tauber (HOT) und der Energieagentur Hohenlohekreis aufgebaut und gepflegt worden war. Genau damit geht ein Hauptziel des Klimazentrums umgehend in Erfüllung.
HOT und Energieagentur haben nicht überlebt
Die spannende Frage bleibt: Ist die Nachhaltigkeit dieser Beratung genauso gesichert wie die Schnelligkeit ihrer Umsetzung? Die HOT hat hier viel Grundlagenarbeit geleistet, konnte diese aber nicht langfristig auf die Strecke bringen, weil die öffentliche Förderung irgendwann versiegte und die GmbH ihrem eigenen Schicksal überlassen blieb, sodass die GmbH Ende 2015 aufgelöst wurde. Auch die Energieagentur lebte von der finanziellen Unterstützung anderer. Und weil der Hohenlohekreis keinen Cent dazugab, war auch dieser Beratungsinstanz keine dauerhafte Existenz beschert. Mit dem Klimazentrum soll nun alles besser werden. Die Zeiten haben sich geändert, der Klimaschutz ist wichtiger denn je, auch der Kreis kommt jetzt nicht umhin, dafür Mittel so verlässlich bereitzustellen, dass eine kommunale und unabhängige Klimaberatung nicht schon wieder Schiffbruch erleidet.
Alle zertifizierten Energieberater machen mit
Nun also ist es dem Klimazentrum gelungen, alle zertifizierten Energieberater im Hohenlohekreis an einen Tisch zu holen. Und zu erreichen, dass sie allen interessierten Bürgern eine kostenlose Erstberatung zugute kommen lassen. Die Energiekosten steigen unablässig, der Klimawandel schreitet extrem voran, eine unabhängige Beratung sei deshalb Gold wert.
Rathäuser sollen zu Anlaufpunkten werden
Das Angebot soll ab 1. Juli in allen 16 Kommunen verfügbar sein, deshalb würden aktuell alle Bürgermeister kontaktiert, erklärt Joachim Schröder. Die Rathäuser sollen als "Anlaufpunkte" dienen, sie hätten bereits früher kostenlos Räume bereitgestellt und so mitgeholfen, energetische Sanierungen im privaten Umfeld auf den Weg zu bringen. "Wir haben sofort gesagt: Da machen wir mit", sagt etwa Forchtenbergs Bürgermeister Michaal Foss.
Städte und Gemeinden sollen in die kommunale Wärmeplanung einsteigen
Schröder will die Städte und Gemeinden außerdem dazu bringen, in die "kommunale Wärmeplanung" einzusteigen. Dafür übernehme das Land bis zu 80 Prozent der Kosten.
Sofortprogramm
Ein Service-Angebot mit kurzen Wegen und Mehrwert für Privatpersonen und Kommunen: Darauf setzt das Klimazentrum. Die kostenlose und neutrale Energie-Erstberatung für Bürger dauert rund 30 Minuten. Es geht um Energieeinsparung, Gebäudesanierung, Heizungstausch, erneuerbare Energien und Förderprogramme. Mit dem Ausbau kommunaler Wärmenetze sollen Gemeinden ihre Attraktivität steigern. Einwohner würden unabhängig von Energie-Importen und fossilen Brennstoffen und gesetzliche Anforderungen automatisch erfüllt.