Erfolgreiche Bretzfelder Weingüter: Von Piwis und anderen Preisträgern
Der Bretzfelder Winzer Simon Weihbrecht baut zwischenzeitlich auf 15 Prozent der Fläche pilzresistenten Rebsorten (Piwis) an. Für seinen 2022er Muscaris wurde er im Juli ausgezeichnet. Aber auch andere örtliche Weingüter sind auf der Erfolgsspur unterwegs.

Eine Zeit wurden sie skeptisch beäugt. Zwischenzeitlich sind sie in den Weinbergen und Weinkellern angekommen - und es gibt spezielle Wettbewerbe. Die Rede ist von Piwis, sogenannten pilzresistenten Rebsorten. Simon Weihbrecht (29) aus Schwabbach hat im Juli in Freiburg für seinen 2022er Muscaris den Preis "Best of Freiburger Piwis 2023" bekommen.
Schon um 1967 gab es die ersten pilzresistenten Sorten, Markteinführung war erst 1995. Die Winzer waren skeptisch. Und tatsächlich habe es recht schnell Pilzdurchbrüche gegeben, weiß Simon Weihbrecht aus der Geschichte der Piwis zu berichten. Die Resistenz war nicht so ausgeprägt wie es notwendig gewesen wäre. Beim Regent, weiß Simon Weihbrecht, war vor allem der Echte Mehltau das Problem.
Piwis: Züchtungen benötigen weniger oder keinen Pflanzenschutz
Die Züchtungen wurden besser. 2015 hat Simon Weihbrecht den ersten Weinberg mit Piwis angelegt, nämlich mit Muscaris. Zwischenzeitlich sind 15 Prozent seiner Rebflächen Piwis. Auch Sauvitage und Cabernet Cortis wachsen mit deutlich weniger Pflanzenschutz. "Anfangs waren Richard und ich skeptisch", sagt Mutter Regina. Doch Simon habe daran festgehalten und gesagt: Von guten Böden kommen auch ohne Pflanzenschutz gute Trauben. "Und er hat Recht", sagt Regina Weihbrecht heute. Auf Herbizide werde bei dem biologischen Anbau ganz verzichtet. Die Menge an Pflanzenschutzmitteln ist um 80 Prozent reduziert.

Sie weiß auch: "Der Weinbau hat sich die letzten 40 Jahre drastisch gewandelt." Während früher die Menge wichtiges Kriterium gewesen sei, gehe es heute darum, Qualität zu liefern. Dafür sorge schon die fundierte Ausbildung der jungen Winzer-Generation.
Simon Weihbrecht beispielsweise hat nach seiner Winzer-Ausbildung ein halbes Jahr in Neuseeland verbracht, um zu sehen, wie dort Wein gemacht wird. Danach hat er zwei Jahre den Techniker an der Weinbau-Fachschule in Weinsberg gemacht. Alle vier Kinder von Regina und Richard Weihbrecht wohnen zwischenzeitlich mit ihren Familien auf dem Hof in der Ortsmitte von Schwabbach. Jeder verantwortet seinen Bereich. Simon den Keller, Katharina (31) schreibt gerade ihre Doktorarbeit und beschäftigt sich mit dauerhafter Unterstock-Begrünung.
Versuchsflächen in Hohenlohe und der Pfalz
Sie hat eine Versuchsfläche im Weinberg in Hohenlohe und eine weitere in der Pfalz. "Und sie hat eine feine Nase", weiß Simon die Gaben seiner Schwester zu schätzen. Mit ihr habe er am Sonntag acht Weine im Keller verkostet, um zu definieren, welche Weine in welchem Umfang für die Cuvees genutzt werden. "Erst wenn die beiden das definiert haben, dürfen wir probieren", deutet Regina Weihbrecht auf sich und Tochter Lena. Lena (34) ist für die Organisation der Events, für die Gästezimmer, die Besenküche und das Büro zuständig. Tochter Lisa arbeitet nicht auf dem Weingut. Sie ist Lehrerin an der Schule in Neuenstein, dafür arbeitet ihr Mann mit.
Regina Weihbrecht macht nach wie vor mit viel Herzblut ihre Weinerlebnistouren. Ihr Mann Richard ist die gute Seele auf dem Hof und im Besen und unterstützt, wo er kann.
Einiges habe sich im Keller durch den Generationenwechsel verändert, berichtet Regina Weihbrecht und spricht davon, dass nun nur noch Maischegärung praktiziert wird. Auch werden mehr Weine nun im Holzfass ausgebaut. So wenig wie möglich will Simon Weihbrecht in die Reife der die Weine eingreifen. Er spricht gern vom kontrollierten Nichtstun. "Das sind die ehrlichsten Weine." Die Trauben ihren Charakter entwickeln lassen. Das ist ihm wichtig. Und er experimentiert gerne.
Süßwein ohne Frost und Experimente mit Schafwolle
Beim Süßwein, zum Beispiel. "Eiswein gibt es heute ja kaum noch", erklärt er, warum er Trauben trocknen lässt und daraus dann einen Süßwein macht. "Es fehlt die Edelfäule vom Eiswein, aber dieser Wein ist schön fruchtig und hat noch Säure", beschreibt Simon Weihbrecht. Der große Vorteil: "Man kann es jedes Jahr machen."
Auch mit Schafwolle wird experimentiert: "Damit schützen wir neue Rebanlage vor Verbiss durch Rehe", erklärt Regina Weihbrecht. Und Simon ergänzt mit Schilderungen davon, wie die Unterpflanzung genutzt wird, um dem Boden und damit den Reben Stickstoff und auch Wasser zuzuführen. "Die Begrünung wird im Frühjahr runter gewalzt. So kommt der Stickstoff aus den Pflanzen in den Boden und wenn man es zum richtigen Zeitpunkt macht, hält es den Boden feucht, ähnlich wie eine Mulchschicht", erklärt Simon Weihbrecht. Ganz abgesehen davon, dass so die Insekten in den Weinberg gelockt werden.
Vereinsmitglieder und Auszeichnungen
Das Weingut Weihbrecht gehört zum Verein Die Weingüter Bretzfeld. Die gute Zusammenarbeit der Weingüter zeigt sich bei der Hohenloher Scheune, aber auch beim Rebenglühen oder dem Weindorf. In den meisten dieser Weingüter ist der Generationenwechsel bereits vollzogen oder steht gerade an. Und nicht nur Simon Weihbrecht hat 2023 Preisträger-Weine ausgebaut. Hier die Auszeichnungen, die die Weingüter auf HZ-Nachfrage mitgeteilt haben:
Das Weingut von Boris Birkert wird im Eichelmann 2024 mit drei Sternen als bestes Familienweingut in Hohenlohe gelistet. Im Gault Millau gab es zwei rote Trauben. In der DLG-Top-100-Liste rangiert es auf Platz 84. Unter diesen Top 100 ist auch das Weingut Busch, Dimbach.
Das Weingut Schwab in Dimbach holte mit dem Riesling Rock einen ersten Platz beim Hohenloher Weißweinpreis. Außerdem wurden Schwabs mit dem WeinSüdenWinzer ausgezeichnet. Im Eichelmann 2024 gab es 1,5 Sterne. Einen ersten Platz beim Hohenloher Weißweinpreis gab es für den Riesling Barrique für das Weingut Schneckenhof von Alexandra Siller. Sie bekam vor vier Wochen auch den Ehrenpreis der Landesweinprämierung.
Beim Wettbewerb "Bester Württemberger" hat der Trollinger trocken "Kleiner Ochs" vom Weingut Weibler die Kategorie Trollinger für sich entschieden. Beim Hohenloher Weißweinpreis wurde der Riesling trocken "Kleiner Ochs" ausgezeichnet. Keine Mitteilung ging ein von den Weingütern Mai, Lederer, Hammel und Pfisterer.