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Von wegen Schäfchen zählen: Expertin deckt Schlaf-Mythen auf

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Ein Glas Wein am Abend soll beim Einschlafen helfen – ebenso wie das Schäfchen-Zählen. Das zumindest denken wohl die meisten Menschen. Die Schlaftherapeutin Carola Graf aus Löwenstein deckt auf, was wirklich dahinter steckt.

Über den Schlaf und das Einschlafen gibt es viele Mythen. Eine Schlaftherapeutin deckt sie auf.
Über den Schlaf und das Einschlafen gibt es viele Mythen. Eine Schlaftherapeutin deckt sie auf.  Foto: amenic181/stock.adobe.com

Die Hälfte der Deutschen gönnt sich höchstens sechs Stunden. Dabei werden von Experten mindestens siebeneinhalb empfohlen. Schlaf, angeboren und kostenlos zugleich, gilt nicht nur als Wundermittel gegen zahlreiche Krankheiten, sondern beschäftigt die Menschen schon seit jeher. Um gut in die Welt der Träume zu gelangen, gibt es zahlreiche Tipps – aber auch zahlreiche Mythen. Einige von ihnen sorgen jedoch eher für wache Stunden, statt ins Traumland zu verhelfen. Carola Graf, Schlaftherapeutin aus Löwenstein, klärt auf: Was stimmt, was stimmt nicht?

„Sechs Stunden Schlaf reichen mir völlig aus!“: Expertin deckt Mythos auf

Ein Satz, der nicht selten in unserer modernen und vom Kapitalismus geprägten Gesellschaft fällt. „Früher haben Menschen mehr geschlafen. Das könnte daran liegen, dass wir Menschen den Schlaf nicht mehr ausreichend wertschätzen“, erklärt Carola Graf. Mit der Erfindung der Glühbirne habe sich das Schlafverhalten der Menschen verändert – heute sprechen Schlafforscher deshalb auch von einem sozialen Jetlag: Es gibt auf dieser Welt kein anderes Lebewesen, das sein Schlafprogramm so gezielt beendet. Durch schrillende Wecker zum Beispiel.

Ob sich ein Mensch am Morgen ausgeschlafen fühlt, sei laut Graf jedoch ganz individuell: „Es gibt Kurzschläfer, die kommen mit vier bis fünf Stunden aus – Napoleon und Churchill zum Beispiel. Aber es gibt auch die, die neun oder zehn Stunden Schlaf brauchen.“ Albert Einstein soll sogar jeden Tag elf Stunden geschlummert haben. Wichtig sei nur: „Wenn man morgens fit und erholt und tagsüber wach und konzentriert ist, dann war es ausreichend. Das ist ein einfacher Maßstab.“

„Schlaf kann man nachholen“ – Das ist dran am Mythos

Die klare Antwort der Expertin lautet – jein. „Die Schlafmenge lässt sich nicht nachholen. Aber wenn man schlecht geschlafen hat, schläft man dafür in der darauffolgenden Nacht besser.“ Dennoch komme es auch auf Kontinuität an – wie bei gesunder Ernährung eben. Wer die gesamte Woche zu Junkfood greift, wird das am Wochenende nicht mit einem Salat ausbügeln können.

„Ein Glas Wein am Abend fördert den Schlaf“ – stimmt dieser Mythos?

In Bezug auf das Einschlafen stimmt das sogar, verrät die Schlaftherapeutin. Alkohol entspannt und gilt daher nicht umsonst als das vielleicht älteste, bekannte Schlafmittel. „Aber: Alkohol verschlechtert die Schlafqualität. Der Tiefschlaf wird unterdrückt, viele wachen öfter auf.“


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„Schäfchen zählen hilft beim Einschlafen“ – Stimmt das?

Oder etwa doch nicht? Laut der Schlaftherapeutin könnte das für viele einfach zu langweilig sein. Immerhin habe sie noch nie jemanden kennengelernt, der damit eine Schlafstörung beseitigen konnte. Besser sei es, die Gedanken gezielt zu lenken, etwa mit einer anspruchsvollen Rechenaufgabe. Wer bei Mathe eher Albträume fürchtet, kann es auch mit einer Fantasiereise oder Atemübungen versuchen.

„Der Schlaf vor Mitternacht ist der wichtigste“ – Stimmt das?

Einen Satz, den viele vielleicht noch von den Großeltern kennen. Der Mythos hält sich schon lange – ist aber falsch. Vielmehr bestimmt der ganz eigene, individuelle Chronotyp, wann es sich am besten schläft. Einer ausgeprägten „Nachteule“, wie die Spättypen auch genannt werden, hilft es nichts, sich 21 Uhr ins Bett zu legen. Sie würde sich nur schlaflos umherwälzen, während die „Morgenlerche“ schon tief und fest schlummert. Wichtig sei laut Graf lediglich: „Schlaf sollte am besten in der Dunkelheit stattfinden.“

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