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Radweg durch Heilbronner Bahntunnel? Pläne sollen Klarheit bringen

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Die Heilbronner Stadträte stimmen nach heftiger Debatte mit 20:11 für weitere Planungen zu einem Rad- und Fußweg durch den Lerchenbergtunnel. Manche haben aber Angst und fürchten ein Millionengrab.

 Foto: Veigel

Der Traum - oder der Alptraum vom Rad- und Fußweg durch den Lerchenbergtunnel geht weiter: Mit 20:11 Stimmen hat der Gemeinderat bei drei Enthaltungen beschlossen, von einem Ingenieur für 115 000 Euro entsprechende Pläne konkretisieren zu lassen. Sie werden auch Teile der stillgelegten Bahntrasse zwischen Südstadt und Pfühlpark umfassen. Daraus ergeben sich dann konkrete Baukosten, die wiederum Voraussetzung für einen Förderantrag sind. Theoretisch könnte das Land 80 bis 90 Prozent zuschießen, hieß es.

Im Südbahnhof schon fertig

Durchs Neubaugebiet Südbahnhof führt bereits ein Rad- und Fußweg, der allerdings 400 Meter vor dem Tunnel endet. Diese nordöstliche Trasse ist bis zur Jägerhausstraße noch Eigentum der Bahn, angeblich verlangt sie 2,2 Millionen Euro für die "Immobilie". Die südwestliche Trasse bis zur Sontheimer Landwehr hat die Stadt schon lange gekauft, für 3,1 Millionen Euro.

Unterschriften fürs Projekt

Das eigentlich schon ad acta gelegte Projekt war 2020 von Oberbürgermeister Harry Mergel nach einer Unterschriftensammlung wiederbelebt worden. Vor genau einem Jahr untermauerte das Büro HIC Holzhäuser Ingenieur Consult GmbH (HIC) Aussagen, wonach die Standsicherheit des 400 Meter langen Tunnels gegeben sei. Allerdings seien bei einer Nutzung auf 300 Metern Sicherungsmaßnahmen gegen herabfallende Teile der Tunnelauskleidung und gegen Wassertropfen erforderlich.


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Im Gemeinderat sorgte das Vorhaben, das auf Antrag der Grünen und AfD auf die Tagesordnung kam, einmal mehr für eine kontroverse Debatte. SPD, Grüne, AfD, Linke und eine FDP-Rätin (Sylvia Dörr) stimmten dafür, CDU und FWV dagegen, FW und der zweite FDP-ler (Gottfried Friz) enthielten sich.

Rege Debatte im Ratsrund

Von einem regelrechten Radler-Boom sprach Grünen-Stadträtin Ulrike Morschheuser und berichtete von der Anziehungskraft ähnlicher Radtunnel in ganz Europa. Sie führte auch Aspekte der Industriehistorie sowie des Klimaschutzes ins Feld und stellte fest: "Das Fördergeld dürfen wir uns nicht entgehen lassen." Im übrigen sollte man die Radwegtrassen-Frage nicht auf den Tunnel reduzieren, schob Grünen-Fraktionschef Holger Kimmerle nach. Alfred Dagenbach (AfD) schwärmte nach seiner Begehung von einen "attraktiven Erholungsraum, Rad- und Spazierweg" und bedankte sich bei der Stadtverwaltung für die Beantwortung allerhand Detailfragen.

Scharfe Kritikerin

Von einem Angstraum und Millionengrab, das angesichts anderer Prioritäten und allgemeiner Sparzwänge nicht zu verantworten sei, warnte Susanne Schnepf (CDU). Wie bei den "Luxus-Schauprojekten" Buga-Brücke oder Radhaus sei zu befürchten, dass "die Kosten aus dem Ruder laufen". Fördergelder seien keinesfalls garantiert, sagte auch CDU-Fraktionssprecher Thomas Randecker. Schnepf betonte zudem, die Unterschriften der Bürgerinitiative entsprächen nur einem Prozent der Bevölkerung. Nicht zuletzt sei die Tunnelröhre mit 4,50 Meter zu schmal für eine Fahrrad- und eine Fußgängerspur. So auch Gottfried Friz (FDP). Die Planungskosten seien "zum Fenster hinausgeworfen", sage ihm "der gesunde Menschenverstand". Dem schloss sich Eugen Gall (FWV) an, der zudem vor einem Angstraum und hohen Projektkosten warnte.


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Dem Projekt eine Chance geben

"Wir sollten dem tollen Projekt eine Chance geben und es nicht mit Totschlag-Argumenten von vornherein beerdigen," meinte dagegen Harald Pfeifer von der SPD. Auch in seiner Fraktion stelle man sich viele Fragen, sagte er, die allerdings nun durch konkrete Planungen beantwortet werden dürften. "Auf dieser Grundlage können wir dann seriös entscheiden, was wir machen." An den Mobilitätspakt, der angesichts der Klimakrise den Ausbau des Radverkehrs voranbringen will, erinnerte Konrad Wanner (Linke). Malte Höch (FW) riet, das Projekt auf Eis zu legen, "bis der Krieg vorbei ist und es uns wirtschaftlich wieder besser geht".


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