Radweg-Tunnel hin oder her: Es gibt schon einen Hauptgewinner
Die reizvolle Debatte um einen Rad- und Fußweg im Heilbronner Lerchenbergtunnel ist ein Lehrstück für Demokratie, meint unser Autor.

Die einen sehen im Rad- und Fußweg durch den Lerchenbergtunnel einen Angstraum oder gar ein Millionengrab, das in Sparzeiten und wegen anderer Prioritäten nicht zu verantworten ist. Andere sprechen von einem wegweisenden Vorhaben, mit dem im Horizont der Klimakrise umweltschonende Verkehrswege gestärkt werden. Dritte und Vierte erkennen auch das städtebauliche Potenzial, in dem ein vernachlässigter Brachstreifen zwischen Bottwartalbahntrasse im Süden und Pfühlpark im Osten aufgewertet und zurück in die Stadt, ins Leben geholt wird. Eine andere Fraktion bringt neben dem industriegeschichtlichen Aspekt auch den Erlebnis-, Freizeit- und Lernwert ins Spiel. Der wäre nämlich tatsächlich gegeben, wenn durch die Röhre nicht nur ein Rad- und Fußweg geführt würde, sondern etwa auch Info-Aspekte oder Licht-Effekte eine Rolle spielten.
Ganz schön komplex, aber letztlich ging es jetzt im Gemeinderat bei der Lerchenbergfrage nur um den Auftrag für konkrete Planungen und die Ermittlung der Kosten, also um eine solide Entscheidungsgrundlage. Gleichzeitig zeigte sich in der Sitzung, wie schön Politik sein kann. Anders als derzeit auf Straßen und Plätzen behalten in demokratischen Gremien keine Einzelmeinungen und Ängste die Oberhand. Vielmehr bringen gewählte Volksvertreter gute und weniger gute Argumente auf den Tisch, sachkundig, anständig, zielgerichtet - in der Tunnelfrage sogar über alle Fraktionsgrenzen hinweg mit einer gelb angehauchten rot-grün-braunen Koalition. Am Ende entscheidet die Mehrheit, wie"s weitergeht. Der Sieger steht schon fest: unsere Demokratie.


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