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Böckingen bekommt ein Viertel zum Leben

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Der Entwurf für das Wohngebiet Längelter II in Böckingen erhält viel Lob im Bauausschuss. Autos sollen in den Wohnvierteln eine untergeordnete Rolle spielen. Was den Verkehr angeht, sieht der Planer eine Zeitenwende.

Das Modell für das neue Böckinger Wohngebiet Längelter II.
Das Modell für das neue Böckinger Wohngebiet Längelter II.  Foto: Christian Gleichauf

Es wird ein neues Wohngebiet so groß wie der Neckarbogen. Und auch was die Grundkonzeption angeht, scheint sich der Längelter II in Böckingen an ähnlichen Grundsätzen zu orientieren wie Heilbronns Modellstadtteil.

Geschosswohnungsbau dominiert, es gibt viel Grün, das Auto spielt eine untergeordnete Rolle. Auch hier wird Wohnraum für rund 3000 Menschen geschaffen. Nur der Neckar und die Arbeitsplätze fehlen.

Unterschiedliche Gebäudetypen verhindern Eintönigkeit

Albrecht Reuß, Chef des Projektentwicklungsbüros Citiplan, stellte das Konzept im Bauausschuss vor. Von fast allen Stadträten wurde es äußerst positiv aufgenommen. Im Detail gab es allerdings eine Reihe von offenen Fragen und auch einige Kritikpunkte. Fest steht: Das neue Wohngebiet soll sich klar vom Alt-Böckingen abheben. Es wird in vier Quartiere eingeteilt. Jedes dieser Viertel erhält einen zentralen Platz und viel grünes Umfeld. Und jedes Quartier besteht aus unterschiedlichen Gebäudetypen, vom Einfamilienhaus bis zum vier- oder fünfstöckigen Mehrfamilienhaus.

Bewohner können ihr Auto in Tiefgaragen parken. Oberirdische Parkplätze sind nicht vorgesehen. Besucher sollen ihre Autos in den Parkhäusern im Norden, direkt an der neuen Erschließungsstraße südlich der Bahnlinie abstellen - kostenpflichtig. Dazu erläuterte Reuß: "Wir haben das Gebiet aber von der Stadtbahnhaltestelle her gedacht." Denn klar sei, dass sich die Verkehrsgewohnheiten in den nächsten Jahren verändern würden. Die Gesellschaft stehe in dieser Hinsicht vor einer Zeitenwende, erkärte Reuß. Zumal das Gebiet frühestens in fünf Jahren vollständig bebaut ist. "Hier steht das Leben im Vordergrund, nicht das Vorankommen mit Tempo 50."

Besucher sollen fürs Parken zahlen

Die Zufahrt zum Wohngebiet wird vom Kreisverkehr am Sonnenbrunnen direkt an der Bahnlinie entlanggeführt. Dort ist auch der Zugang zur Haltestelle Berufsschulzentrum der Stadtbahn. Die bisherige Längelterstraße durch Alt-Böckingen dient dann nicht mehr als Verbindung zur Kreisberufsschule und ins neue Wohngebiet. Für die neue Erschließungsstraße benötigt die Stadt noch einige Grundstücke. "Wenn das Planungsrecht geschaffen ist, haben wir aber auch leichter Zugriff", kommentierte Baubürgermeister Wilfried Hajek. Die Ingenieurleistungen wurden für 120 000 Euro an die Ingenieurgruppe Bauen aus Karlsruhe vergeben.

Im Ausschuss wurde anschließend lebhaft diskutiert. Mit dem Verkehrskonzept gar nicht einverstanden zeigte sich Michael Seher (AfD). Er hielt wiederholt fest, dass Heilbronn eine Autostadt sei und es Besuchern nicht zumutbar sei, ihr Auto in einem Parkhaus gebührenpflichtig abzustellen. Reuß entgegnete, dass er das aus seiner Heimatstadt Tübingen durchaus so gewohnt sei. Aber mit den insgesamt 13 Tiefgaragen für die Bewohner plus zwei Parkhäusern soll es auch Platz fürs Auto geben.

Lob gab es nicht nur von jenen, die wie Thomas Randecker (CDU) und Eva Luderer (Grüne) in der Jury saßen. Mehrere Stadträte positionierten sich als zugezogene oder weggezogene Böckinger, oder sie arbeiten dort wie Sylvia Dörr (FDP). "Seeräuber" Herbert Tabler (SPD) fand sich in der Rolle des Schiedsrichters wieder, wer sich als Böckinger bezeichnen darf oder nicht. Das entging auch Stadtplaner Reuß nicht. Für seine Interpretation, "Ich sehe, Böckingen ist das heimliche Zentrum Heilbronns", erntete er keinen Widerspruch.

Kreisberufsschulzentrum bleibt ein Fremdkörper

Gedanken machten sich mehrere Stadträte über das Nachbarschaftsverhältnis zu den Kreisberufsschulen. Fest steht auch für Stadtplaner Reuß, dass Baugebiet und Schule nicht verschmolzen werden können. Groß sind aber die Bedenken, dass Schüler, die mit dem Auto unterwegs sind, zu einem Parkchaos im neuen Wohngebiet beitragen könnten. "Es gab in 20 Jahren, seitdem wir das Thema Parkplatznot an den Landkreis herantragen, kein Ergebnis", sagte Artur Kübler (CDU).

Auf die Frage von Holger Kimmerle (Grüne) nach dem alten Baumbestand erklärte Reuß, dass dieser nur in Teilen erhalten bleiben könne. "Wir haben die städtebauliche Idee etwas höher gewichtet und haben nicht als erstes nach den schutzwürdigsten Bäumen geschaut."

Insbesondere die Frage, wie hoch der Anteil an Ein- und Zweifamilienhäusern im Längelter II sein wird, ist noch offen. Die derzeit vorgesehenen 25 Prozent hielt mancher für ausreichend.

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