Mehrere Verletzte nach Explosion bei Trauerfeier im Landkreis Esslingen
Attacke auf eine Beerdigung im Landkreis Esslingen. Ein Mann wirft einen Gegenstand in die Menschenmenge. Eine Explosion erschüttert den Friedhof. Die Folge: Mehrere Verletzte. Und viele offenen Fragen.

Am Nachmittag wirkt es wieder ruhig und idyllisch auf dem kleinen Friedhof in der Gemeinde Altbach im Kreis Esslingen. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern. Es ist ein kleiner, sehr grüner Friedhof, viele Bäume. Bunte Blumen umgarnen die Grabsteine. Nur das im Wind flatternde weiß-rote Absperrband erinnert daran, dass sich an diesem Freitag kurz zuvor noch chaotische Szenen abgespielt haben. Ein paar Beamte der Spurensicherung knien im Gras. An dem Haus, wo Andachten gefeiert werden, ist ein Fenster gesplittert.
Bis zu 500 Menschen versammeln sich um die Mittagszeit auf dem Friedhof, um eine Beerdigung zu feiern. Sie trauern um einen 20 Jahre jungen Mann, der vor einer Woche bei einem Bahnunfall ums Leben kam. Dann tauchen nach jetzigem Stand der Ermittlungen zwei Männer auf. Der eine von ihnen wirft einen Gegenstand mitten in die Zeremonie. Es kracht gewaltig. Die Anwohnerin Rosemarie Enz beobachtete die Trauerfeier von ihrem Grundstück aus. "Dann tut's auf einmal knallen, wie wenn eine Bombe explodiert wär', so laut", erzählt sie.
Es ist unklar, was für ein Wurfgeschoss explodiert ist
Zunächst war von zwei Verdächtigen die Rede. Was genau da geworfen wurde, ist bis zum Abend unklar. Die Polizei spricht zunächst von einem Knallkörper, dann von einem unbekannten Gegenstand, dann von einem Sprengkörper. Klar ist: Das Wurfgeschoß ist explodiert. Fünf Trauergäste werden dabei verletzt. Sicherheitskreisen zufolge erleiden sie "Brand- und Splitterverletzungen". Klingt nicht nach einem handelsüblichen Böller, eher nach einer selbstgebauten Sprengvorrichtung.
Nach der Explosion kommt es zum Tumult. Die Trauergäste verfolgen den mutmaßlichen Täter, verprügeln ihn so heftig, dass er mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus geflogen werden muss. Er ist 23 Jahre alt, wie Polizei, Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt am Abend mitteilen. Die Polizei spricht von einer sehr aggressiven Stimmung auf der Trauerfeier.
"Altbach ist ein schlechtes Pflaster", sagt Sandro D. Er steht an einem Mülleimer auf dem Friedhof und sammelt Pfandflaschen. Er habe mit jungen Männern aus der Trauergemeinde gesprochen. "Die ganze Zeit kamen von überall her die Jungs mit schwarzen Anzügen", sagte er. "Die haben sich auch mit der Polizei gekloppt. Dann sind sie auf die Krankenwagen losgegangen." Sie seien "überaggressiv" gewesen.
Die Hintergründe der Attacke sind unklar. Der 20-Jährige, der beerdigt wurde, ist laut Polizei ohne Fremdverschulden ums Leben gekommen. Am Bahnhof in Altbach sind Kerzen, Fotos und Blumen abgelegt worden. Ein Friedhofsbesucher und Anwohner berichtet, dass bereits die ganze Woche Dutzende Jugendliche zum Friedhof gekommen seien. Die Polizei schließt Zusammenhänge mit einer Serie von Schüssen in den Bereichen der Polizeipräsidien Reutlingen, Stuttgart und Ulm nicht aus. Deshalb habe nun das Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen.