Hohenlohe räumt auf
Im Kocher- und Jagsttal sind die Aufräumarbeiten nach dem Unwetter in vollem Gange. Viele Menschen packen einfach mit an. Bis das Wasser weg ist, kann es aber noch dauern.
Im Kocher- und Jagsttal sind die Aufräumarbeiten nach dem Unwetter in vollem Gange. Viele Menschen packen einfach mit an. Bis das Wasser weg ist, kann es aber noch dauern.
Der Regen hat nachgelassen oder sogar aufgehört. Das ist für alle Betroffenen im Hohenlohekreis eine gute Nachricht. Und in den kommenden Tagen rechne man auch nicht mehr mit starken Niedernschlägen, sagt Kreisbrandmeister Günther Uhlmann.
Jetzt geht es ans Aufräumen. Viele Keller sind zwar ausgepumpt, müssen aber noch Wochen lang trocknen. Firmen und Privatleute in Hohenlohe müssen in den nächsten Tagen die Schäden an ihren Gebäuden erst feststellen.
"Aktuell ist die Lage durch die örtlichen Einsatzkräfte im Griff", heißt es in einer Mitteilung der Kreisverwaltung. Unter der Nummer 07940/18-300 hat das Landratsamt ein Bürgertelefon eingerichtet. Das Landratsamt sammelt aktuelle Sperrungen in einer Karte.
Die Landkreisverwaltung will ab morgen außerdem in allen betroffenen Gemeinden Container aufstellen, damit Schrott und Geröll beseitigt werden können.
Ingelfingen

Im Kochertal behielt der Ingelfinger Ventilhersteller Gemü trockene Füße, dennoch ist der Schaden groß: Das Entwicklungszentrum Gemü-Dome im Gewerbegebiet Waldzimmern auf der Höhe lief in den frühen Morgenstunden voll. Maschinen und Prüfstände standen im Wasser.
„Auf Hochwasser an dieser Stelle waren wir wirklich nicht vorbereitet“, sagt Geschäftsführer Stephan Müller. Sein Geschäftsführerkollege Gert Müller war heute mit seiner Mannschaft den ganzen Tag vor Ort. Sie haben es geschafft, das Wasser und den Schlamm wieder aus dem Gebäude herauszubekommen.
"Ab morgen wird eine Spezialreinigungsfirma anfangen die Einrichtung sauber zu machen“, sagt Müller, so dass wir hoffen, die Schäden und die Ausfallzeiten auf ein Minimum zu begrenzen.“ Die zehn Karpfen, die in die Firma geschwommen seien, hätten die Mitarbeiter gefangen und wieder in den in den angrenzenden Teich zurückgebracht, erzählt er.
Künzelsau
Großes Aufräumen war am Morgen nach der Flut in der Künzelsauer Innenstadt angesagt. Rettungskräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk, die Polizei und die städtischen Bauhofmitarbeiter sind seit gestern Abend im Einsatz. Die Gebäudeeigentümer und Ladeninhaber haben alle Hände voll zu tun, um ihre Räume von Wasser, Schlamm und Angeschwemmtem zu reinigen. Deshalb bittet Bürgermeister Stefan Neumann alle die es einrichten können, die Innenstadt aktuell zu umgehen.
"Damit der ganze Dreck von Straße und den Gebäuden beseitigt werden kann, organisiert die Stadtverwaltung Container für die Innenstadt, die an zentralen Stellen aufgestellt werden. Wir sind erleichtert, dass, nach bisherigem Stand, keine Menschen zu Schaden gekommen sind", sagte das Stadtoberhaupt.
Der bei der Stadtverwaltung gebildete Krisenstab koordiniert die Rettungs- und Aufräumarbeiten. Am Montagnachmittag wurde festgelegt, die Innenstadt bis auf weiteres für den Durchgangsverkehr zu sperren. Das führt zu erheblichen Einschränkungen im Straßenverkehr und im öffentlichen Personennahverkehr. Die Buslinien 7 (nach Kupferzell) und 28 (nach Schwäbisch Hall) fahren von Künzelsau aus planmäßig, eventuell mit leichten Verspätungen. Die anderen Linien sind sehr stark eingeschränkt oder verkehren nicht.
Die Stadtverwaltung erreichen viele Nachrichten von Personen, die bei den Aufräumarbeiten helfen möchten. Gerne dürfen diese in die Hauptstraße kommen und Ladenbesitzern sowie dem städtischen Bauhof-Team helfen - einfach die Bauhofmitarbeiter (orangefarbene Arbeitskleidung) oder die Ladenbesitzer ansprechen.
Folgende städtische Schulen und Einrichtungen sind noch bis auf weiteres geschlossen: Ganerben-Gymnasium, Georg-Wagner-Schule Gebäude am Berg und am Kocher, Brüder-Grimm-Schule und Stadtbücherei. Ab Dienstag wieder geöffnet sind die Grundschulen in Gaisbach, Taläcker, Kocherstetten/Morsbach, Belsenberg/Amrichshausen, alle Kindergärten und die Jugendmusikschule.
Bei der Stadtverwaltung Künzelsau ist eine Auskunftsstelle eingerichtet: Telefon 07940 129-119, unwetter@kuenzelsau.de. Aktualisierte Informationen gibt es auch im Internet www.kuenzelsau.de und auf der Facebookseite der Stadt.
Die Hauptstraße in Künzelsau ist nach dem Unwetter völlig zerstört. Wie vielerorts war hier der Kocher nicht das Hauptproblem. Der Künsbach sei innerhalb weniger Minuten angeschwollen und über die Ufer getreten, berichtet ein Anwohner am späten Sonntagabend. Das Straßenpflaster in der Hauptstraße ist über weite Strecken einfach weggerissen.
Der Campus Künzelsau ist von der schlimmen Unwetterlage verschont geblieben. Einschränkungen im Studienbetrieb sind derzeit nicht zu erwarten. Auch das Künzelsauer Stammwerk von Ziehl-Abegg blieb vom Hochwasser verschont, sagt Sprecher Rainer Grill.
Weißbach
Aus Weißbach kommt in der Nacht eine Schreckensmeldung. Dort ist ein 62 Jahre alter Mann im Kellerraum eines Mehrfamilienhauses von den Wassermassen überrascht worden, teilte die Polizei am Nachmittag mit. Einigen weiteren Mitbewohnern, die ebenfalls im Kellerraum waren, gelang es noch, sich in letzter Sekunde in Sicherheit zu bringen. Ursprünglich hieß es, dass der 62-Jährige in der Tiefgarage gestorben sei.
Auch am Montagmorgen sind in Weißbach alle Helfer beschäftigt mit Aufräumarbeiten. Feuerwehr, das Technische Hilfswerk und Rettungskräfte sind auf der Kochertalstraße zugange. Hornschuch, der große Industriebetrieb am Ort, kämpft mit den Wassermassen. Der Ort selbst ist nicht zugänglich: Von den Autos, die dort geparkt sind, sieht man nur noch die Dächer, der Rest steckt in der braunen Dreckbrühe. Viele Keller und Häuser sind überflutet.
Unbeeindruckt von der Zerstörung packten am Montagmorgen trotzdem alle mit an. „Ich habe gerade mein erstes warmes Essen bekommen“, sagte Feuerwehr-Kommandant Schurg am Montagnachmittag. Nach mehr als 20 Stunden im Einsatz.
Auch Nathalie und Alina Neubauer helfen zu Hause beim Ausräumen des Kellers mit. Die Schule fiel sowieso aus - das Schulhaus stand mitten im Hochwasser.
Rund um Forchtenberg
Ab Weißbach ist die Kochertalstraße gesperrt. Dort hat der starke Regen eine Schlammlawine über die Straße gespült. Auch sonst ist Forchtenberg vom Unwetter schwer getroffen. Schon am frühen Sonntagabend waren aus Forchtenberg die ersten Meldungen von Überflutungen und vollgelaufenen Kellern gekommen.
Bei der Firma Kriwan in Forchtenberg geht nichts mehr. "Bei uns arbeitet niemand, es ist zu", sagt Sprecherin Sabine Stosch. "Die Zufahrt ist komplett überschwemmt. Offenbar steht alles ein Meter unter Wasser. Eine Katastrophe." Feuerwehr und Landwirte pumpen gemeinsam das Wasser aus dem Industriegebiet. Doch es werde wohl noch mindestens einen Tag brauchen, bis alles trocken sei, sagt Bürgermeister Michael Foss.
Von Schäden betroffen ist sonst vor allem die Hangseite von Neuwülfingen. Die Straße von Schleierhof nach Forchtenberg hatte der Regen in einen Fluss verwandelt. Anwohner Timo Reichenwallner berichtete, dass das Wasser am Sonntagabend aus dem Wald über die Weinberge Schlamm und Dreck ins Tal mitgerissen hatte.
Kupferzell
Schwerpunkt in der Gemeinde war der Marktplatz - mit unterschiedlichen Auswirkungen. Bei der Metzgerei Beck fiel durch das Hochwasser im Laden die Kühlung aus, die Wurst- und Fleischware ist somit hinüber. Ein weiteres Problem: Laut Chef Horst Becks Aussage von Montagmorgen waren Lieferfahrzeuge in ganz Hohenlohe stehen geblieben. Trotz des knietiefen Wassers im Geschäft in der Nacht bleibt Beck positiv: "Weiter geht's."
Besonders schlimm war das Hochwasser für den Friseur Sterle - dort war gerade erst renoviert wurden. Und nun das Unwetter. Gegenüber bei der Allianzvertretung ist doppelte Arbeit zu leisten: Alfred Deptner ist Ansprechpartner für die Kunden und muss sein Geschäft sauber machen. Er ist froh, dass bei ihm nicht mehr passiert ist.
Öhringen
Die Landesgartenschau öffnet am Tag nach dem verheerenden Regen ganz normal. „Es ist heute früh nur ein Weg in der Cappelaue nicht passierbar“, berichtet Pressesprecherin Silke Amann. Ansonsten habe das Unwetter auf den ersten Blick keine sichtbaren größeren Schäden angerichtet. „Wir sind wohl mit einem blauen Auge davon gekommen.“ Augenzeugen berichten aber auch, dass die Ohrn Teile des Laga-Geländes überflutet hat.
Um die Fluten der Ohrn zurückzuhalten und damit die Stadt Öhringen und das Gelände der Landesgartenschau zu schützen, wurde in der Nacht das Stauwehr bei Cappel geschlossen. Dies hat nach Auskunft der Stadt Schlimmeres verhindert. Das Staubecken habe wie erhofft die Spitzen des Hochwassers genommen.
Der Busverkehr von Ohrnberg bis Criesbach ist momentan vollständig unterbrochen. Das Öhringer Netz ist stabil. Aufgrund der unklaren Verkehrslage ist der Öffentlichen Nahverkehr für das Kreisgebiet nicht stabil und es kann zu kurzfristigen Ausfällen aufgrund von Streckensperrungen kommen.
Schöntal
In Kloster Schöntal hat sich der kleine Honigbach am Sonntagabend in eine reißende Schlammlawine verwandelt. Er unterspülte die Honigsteige und schüttelte den Teerbelag durch wie einen Teppich. Die Straße wird auf Monate nicht benutzbar sein. "Das kennt man sonst nur aus filmen", sagt ein Anwohner. In seinem Vorgarten hat die Schlammlawine tonnenweise Steine abgeladen.
Danach ergoss sich der Schlammfluss durch das Klostertor. Dahinter erreichte er das Rathaus, das Helfer am Montagmittag ausräumen. Im Erdgeschoss waren erst zwei Zimmer neu renoviert worden, sagt Bürgermeisterin Patrizia Filz. "Jetzt können wir wieder anfangen."
Den Eingang zum Kloster können vermutlich in den nächsten Wochen keine Autos passieren. Dort hat das Wasser tiefe Löcher in den Pflasterbelag gerissen. Auch die Straße von Schöntal nach Jagsthausen ist kurz vor Jagsthausen unpassierbar. Dort hat das Wasser einen Hangrutsch ausgelöst. Bis wann die Strecke wieder frei ist, ist noch unklar.





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