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Braunsbach klagt über „Katastrophentourismus“

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Vor allem der Sonntagnachmittag wird von vielen dazu genutzt, einen Ausflug nach Braunsbach zu unternehmen, um sich den von dem schlimmen Unwetter zerstörten Ort anzusehen.

Von Stimme.de

Wie die Polizei mitteilt, wird der Sonntagnachmittag von vielen noch immer dazu genutzt, Ausflüge nach Braunsbach zu machen, um sich nach dem verheerenden Unwetter bei anderen das anzuschauen, was einem selbst glücklicherweise erspart blieb.

Allein in einem Zeitraum von eineinhalb Stunden mussten von Beamten des Polizeireviers Schwäbisch Hall, die den derzeit gesperrten Streckenbereich Geislingen/Braunsbach überwachten, mehr als 180 Fahrzeuge zurück auf die Umleitungsstrecke geschickt werden, deren Insassen keine Berechtigung zum Befahren dieser Strecke vorweisen konnten.

Ortsansässige Braunsbacher teilen der Polizei immer wieder mit, dass sie es leid sind, nach dem Hochwasser nun zum zweiten Mal Opfer zu werden; in diesem Fall von lang andauerndem Katastrophentourismus. Die Polizei versucht deshalb, die Zufahrten immer wieder zu kontrollieren und appelliert an die Schaulustigen, ihre Neugierde im Zaum zu halten. Die Reaktionen der dort angetroffenen Verkehrsteilnehmer machen diesbezüglich allerdings eher nicht zuversichtlich, wie die Polizei weiter mitteilt.

Das Sturmtief „Elvira“ hatte am 29. Mai vor allem über dem Norden und Osten Baden-Württembergs gewütet. Braunsbach wurde von einer Geröll-und Schlammlawine zerstört. Kleine Bäche waren zu reißenden Strömen angeschwollen. Mehrere Häuser mussten bereits abgerissen werden. Landesweit kamen damals vier Menschen ums Leben. Die grün-schwarze Regierung hat ein Sonderprogramm von 10,6 Millionen Euro im Nachtragshaushalt für den Wiederaufbau Braunsbachs bewilligt. 

 

 

 

 

 

 

 

Unwetter: So sehen die überfluteten Gebiete heute aus

Ende Mai standen viele Gebiete im Kochertal nach schweren Unwettern unter Wasser. Vier Wochen später haben die Menschen vielerorts wieder aufgeräumt. Anderswo ist noch viel zu tun.

Stefan Thaidigsmann
Stefan Thaidigsmann

Mit dem Pegel des Kochers kennt Stefan Thaidigsmann sich aus. Der 39-Jährige verleiht in Braunsbach Kanus. Als er am Abend des Unwetters vor vier Wochen hörte, dass der Pegel des Kochers möglicherweise etwas steigen soll, war er beruhigt. 80 Zentimeter Pegelstand sagten die Meteorologen vorher. Thaidigsmann dachte: Meine Kanus stehen in Sicherheit.

Das Problem: "In Spitzenzeiten war der Pegel nicht bei 80 Zentimetern, sondern bei 3,20 Metern", sagt Thaidigsmann heute. Das Hochwasser spülte viele seiner Kanus fort. Ein Bootsanhänger blieb nur stehen, weil das Hochwasser einen Glascontainer gegen den Anhänger schwemmte. Seit dem Unwetter am 29. Mai 2016 sammelt Thaidigsmann seine Kanus wieder ein entlang des Kochers. Am vergangenen Wochenende hat er zum ersten Mal wieder Boote vermietet.

Hochwasser kam unvorstellbar schnell

Seit den schlimmer Überflutungen ist das Büro des Reisefachmanns in der Ortsmitte von Braunsbach zerstört. Der Raum im Erdgeschoss stand über einen Meter tief voller Wasser. Heute ist das Gebäude im Erdgeschoss fast komplett entkernt, der Boden ist herausgerissen. "Ich muss jetzt ohne Büro weitermachen", sagt er.
 

Die Berichterstattung von Stimme.de zu den schweren Unwettern über der Region verlief zu einem großen Teil per Live-Blog. >>Hier geht es zum Nachlesen 


"Das Schockierende war, wie extrem schnell das Hochwasser kam", sagt Thaidigsmann. Das Aufräumen dauert leider viel länger. "Die haben 40.000 Tonnen Schutt aus dem Ort geschafft in den vergangenen Wochen", sagt er. Radlader schafften den Schutt von der Straße, die sonst in Steinbrüche eingesetzt werden.

Vier Wochen später geht Aufräumen weiter

Seit vier Wochen gehören Aufräumen, Entkernen, Wegwerfen zum Tagesablauf vieler Braunsbacher. Aber man muss nach vorne schauen, sagt Thaidigsmann. "Es geht auch wieder aufwärts."

So wie Thaidigsmann geht es immer noch vielen Menschen nach den Überflutungen im Kochertal. Unser Reporter hat einige Ort vier Wochen nach den Unwettern noch einmal besucht. Hier könnt ihr sehen, wie weit die Aufräumarbeiten fortgeschritten sind (Fotos: Daniel Stahl und Marijan Murat/dpa).

 

Künzelsau an der Kreuzung von Komburgstraße und Hauptstraße

 

Forchtenberg Gewerbegebiet

 

Weißbach bei der Kocherbrücke

 

Künzelsau Oberer Bach

 

Braunsbach in der Ortsmitte

 

Künsbach wird zum reißenden Fluss

Am Sonntagabend vor vier Wochen entwickelte der Künsbach innerhalb von wenigen Minuten eine Kraft, wie sie Künzelsauer bisher nicht gesehen hatten. Die Fotos von Frank Lutz dokumentieren dies eindrucksvoll:

 


 

 

 

 

 
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