Swing States in den USA: Wie einige Bundesstaaten über die Wahl 2024 entscheiden
Der Kampf ums Weiße Haus konzentriert sich auf die sieben Swing States. Wie ein paar Tausend Wähler die Präsidentschaftswahlen in den USA entscheiden können.
In den USA wird der Präsident nicht direkt, sondern vom Wahlleute-Kollegium gewählt. Für eine Mehrheit dort bedarf es 270 Stimmen. Jeder der 50 US-Bundesstaaten vergibt proportional zu seiner Bevölkerungsgröße Wahlleute. Mit Ausnahme von Maine und Nebraska vergeben alle anderen Bundesstaaten ihre Stimmen nach dem Prinzip „The winner takes it all“. Der Kandidat mit den meisten Stimmen in dem Bundesstaat bekommt damit alle Wahlleute-Stimmen. Diese Besonderheit ist der Grund, warum sich der Wahlkampf hauptsächlich auf die Swing States konzentriert.
US-Wahl 2024: Was genau sind Swing States?
Swing States, auch als „Battleground States“ oder „Purple States“ bezeichnet, sind Bundesstaaten in den USA, in denen der Ausgang der Präsidentschaftswahl besonders knapp und unvorhersehbar ist. In diesen Staaten wechseln die Mehrheiten häufig zwischen Demokraten und Republikanern hin und her – sie „schwingen“ sozusagen zwischen den Parteien. Im Gegensatz dazu gibt es „sichere“ Staaten, die traditionell fest in der Hand einer Partei sind, wie etwa Kalifornien für die Demokraten oder Texas für die Republikaner.
Welche Staaten gelten 2024 als die wichtigsten Swing States für die US-Wahl?
Für die Wahlen am 5. November haben sich sieben entscheidende Swing States herauskristallisiert:
- Pennsylvania (19 Wahlleute)
- Michigan (15 Wahlleute)
- Wisconsin (10 Wahlleute)
- Arizona (11 Wahlleute)
- Georgia (16 Wahlleute)
- Nevada (6 Wahlleute)
- North Carolina (16 Wahlleute)
Diese Staaten waren bereits 2020 hart umkämpft und dürften auch diesmal wieder wahlentscheidend sein. Zusammen stellen sie 93 Wahlleute, mehr als ein Drittel der 270 Stimmen, die für einen Sieg nötig sind.
US-Wahl 2024: Warum sind die Swing States so wichtig?
In den meisten Staaten steht der Sieger praktisch schon fest. Dort lohnt es sich für die Kandidaten kaum, intensiv Wahlkampf zu betreiben. Stattdessen konzentrieren sie ihre begrenzten Ressourcen an Zeit und Geld auf die wenigen umkämpften Swing States. Dort finden die meisten Wahlkampfauftritte statt, dort schalten die Kampagnen die meiste TV-Werbung und dort investieren sie am stärksten in die Wählermobilisierung.
Wie konzentriert sich der Wahlkampf innerhalb der Swing States selbst?
Auch innerhalb der Swing States fokussiert sich der Wahlkampf oft nur auf einzelne umkämpfte Wahlbezirke (Counties). Während viele ländliche Counties zuverlässig republikanisch und urbane Gebiete größtenteils demokratisch wählen, gibt es in jedem Swing State einige wenige Counties, die besonders hart umkämpft sind und den Ausschlag geben können.
In wie vielen Swing Counties werden die US-Wahlen im November entschieden?
Experten gehen davon aus, dass letztlich nur etwa 15 bis 20 Wahlbezirke in den wichtigsten Swing States wahlentscheidend sein werden. Die Wahlkampagnen konzentrieren deshalb hier ihre Ressourcen für die massive Mobilisierung von Wählern mit Haustürwahlkampf und gezielter Ansprache von Wechselwählern sowie einem Fokus auf lokale Themen und Bedürfnisse. Neben der Dauerwerbung in den lokalen Medien gehören dazu häufige Besuche der Kandidaten.
Welche Gemeinsamkeiten haben diese Swing Counties?
Sie liegen oft in Vorstädten oder am Rand von Großstädten. Sie haben eine gemischte Bevölkerung aus städtischen und ländlichen Gebieten. Die Wählerschaft ist ethnisch und sozioökonomisch divers. Es gibt einen hohen Anteil an unabhängigen und wechselwilligen Wählern. Wirtschaftliche Themen wie Arbeitsplätze und Lebenshaltungskosten spielen eine große Rolle.
US-Wahl 2024: Wie viel haben Harris und Trump bisher in den Swing States ausgegeben?
Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln, da viele Ausgaben über SuperPACs und andere Organisationen laufen. Schätzungen zufolge haben beide Kampagnen aber bereits mehrere hundert Millionen Dollar in den wichtigsten Swing States investiert. Besonders viel Geld fließt für TV-Werbung nach Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Arizona und Georgia. Dort laufen praktisch ununterbrochen Wahlwerbespots beider Seiten. Auch auf Streaming-Plattformen und in sozialen Medien werden Wähler mit gezielter Werbung überhäuft. Insgesamt dürften die Werbeausgaben in den Swing States neue Rekorde erreichen.
Was sind die wichtigsten Themen für die Wähler in den Swing States?
Die Themen variieren je nach Staat. Wirtschaft und Inflation sind besonders wichtig in den Industriestaaten des „Rust Belt“ wie Pennsylvania und Michigan. Dort sorgen sich viele Wähler um Arbeitsplätze und steigende Lebenshaltungskosten. Einwanderung ist ein großes Thema in dem Grenzstaat Arizona, aber auch in Nevada und anderen Swing States mit hohem Anteil an Latino-Wählern. Abtreibung bewegt Frauen in allen Bundesstaaten. Schließlich geht es auch um die Zukunft der Demokratie und die Integrität der Wahlen.
US-Wahl 2024: Wie stehen die Kandidaten derzeit in den Umfragen in den Swing States?
Die aktuellen Umfragen (Stand Mitte Oktober 2024) zeigen ein Kopf-an-Kopf-Rennen in den meisten Swing States. Hier die durchschnittlichen Umfragewerte (Quelle: FiveThirtyEight) für die sieben wichtigsten Staaten:
- Pennsylvania: Harris + 0,8 Prozent
- Michigan: Harris + 1 Prozent
- Wisconsin: Harris + 0,8 Prozent
- Arizona: Trump + 1,4 Prozent
- Georgia: Trump + 1 Prozent
- Nevada: Harris + 0,8 Prozent
- North Carolina: Trump + 1 Prozent
Insgesamt hat Harris derzeit leichte Vorteile in den Swing States, aber das Rennen steht überall auf Messers Schneide. Bis zum Wahltag am 5. November kann sich das Bild noch mehrfach drehen.
Wie gingen die früheren US-Wahlen mit Beteiligung Donald Trumps in den Swing States aus?
2016 etwa gewann Donald Trump die Präsidentschaftswahlen, indem er drei wichtige Swing States (Michigan, Wisconsin und Pennsylvania) mit hauchdünnem Vorsprung für sich entschied. Auch 2020 machten die Swing States den Unterschied: Joe Biden holte sich mit knappen Siegen in Arizona, Georgia und wieder Pennsylvania die entscheidenden Wahlleute.
US-Wahl 2024: Welche Faktoren könnten den Ausgang in den Swing States noch beeinflussen?
Besonders wichtig ist die Mobilisierung vor Ort. Entscheidend ist zudem, wer die noch Unentschiedenen für sich gewinnen kann. Es besteht in den verbleibenden Tagen noch die Möglichkeit weiterer „Oktoberüberraschungen“, also unvorhergesehener Entwicklungen, die kurzfristig das Stimmungsbild kippen können. Klar ist nur, dass sich Harris und Trump einen erbitterten Kampf um jede einzelne Stimme liefern.
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