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Trumps Wahlkampffinale: Offener Rassismus, Frauenfeindlichkeit und eine Flut von Lügen

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Beim Wahlkampffinale im New Yorker Madison Square Garden inszeniert Donald Trump einen düsteren „Make-America-Great-Again“-Zirkus.

von Thomas Spang

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Mehr als zwei Stunden ließ Donald Trump seine Anhänger mit den roten Schirmkappen in der „berühmtesten Arena der Welt“ auf sich warten. Zeit genug für eine Phalanx an Vorrednern, die Menge auf den MAGA-Führer einzustimmen. Den Ton des Spektakels setzte Tony Hinchcliffe, der sich als „Komiker“ verkauft. Es gebe im Atlantik „eine schwimmende Müllinsel“, rief er den 19.000 Rotmützen zu, um dann ein US-Territorium mit 3,2 Millionen US-Bürgern zu beleidigen: „Sie heißt Puerto Rico.“

Mit johlendem Gelächter quittierten die Trump-Fans die „Witze“ über „billige Juden“, Schwarze, die Wassermelonen essen, und „Latinos, die es lieben, Babys zu machen.“ Kein Ausrutscher, sondern Auftakt eines Vorprogramms, dessen Redner sich immer weiter überboten.

Ehemaliger Fox-News-Moderator und Trump-Freund verspotten Kamala Harris

Der ehemalige Fox-News-Moderator Tucker Carlson verspottete Kamala Harris Herkunft als Tochter einer indischen Mutter und eines Vaters aus Jamaika mit einer erfundenen Bezeichnung, die rassistische Assoziationen wecken soll. Sie sei „die erste samoanisch-malaysische Staatsanwältin mit niedrigem IQ“, die Präsidentin der USA werden wollte.

Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Donald Trump spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung im Madison Square Garden in New York.
Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Donald Trump spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung im Madison Square Garden in New York.  Foto: Evan Vucci

Trump-Freund Grant Cardone diffamierte die Demokratin mit sexistischen Anspielungen. „Harris und ihre Zuhälter-Handlanger werden unser Land zerstören.“ Der Republikaner David Rem, der in New York Bürgermeister werden will, hielt ein Kreuz hoch und nannte die Kandidatin „den Teufel“ und „den Antichristen“.

Ein Crescendo erreichte die Parade an MAGA-Rednern mit dem Auftritt von Stephen Miller. Der diente in der ersten Amtszeit als Berater im Weißen Haus und ist Trumps rechte Hand in Einwanderungsfragen. Er verstieg sich zu der Aussage: „Amerika ist nur für Amerikaner“ – ein Echo von Adolf Hitlers Parole „Deutschland den Deutschen“.

Trump: USA seien ein „besetztes Land“

Als Trump selbst die Bühne betrat, knüpfte er nahtlos an seine Vorredner. Die USA seien ein „besetztes Land“, behauptete er und unterlegte das mit erfundenen Behauptungen über Venezolaner, die am Times Square die Kontrolle übernommen hätten. „Der 5. November wird der Tag der Befreiung sein.“ An seinem ersten Tag als Präsident werde „das größte Abschiebungsprogramm in der Geschichte“ beginnen.

Ohne jeden Bezug zur Realität behauptete Trump fälschlicherweise, die US-Regierung habe keine Mittel mehr für die Hurrikan-Opfer in North Carolina, weil „sie ihr ganzes Geld dafür ausgegeben haben, illegale Einwanderer in schönen Düsenflugzeugen einzufliegen“.

Hetze über „Lügenpresse“ und politische Gegner

Nicht fehlen durfte in der 78-minütigen Rede seine Hetze über die „Lügenpresse“ und seine politischen Gegner. Einmal mehr bezeichnete er sie als „Feinde im Inneren“, die gefährlicher seien als Russland oder China.  Mit antisemitischem Unterton orakelte Trump, dass er nicht nur gegen Harris antrete. Die sei nur "ein Gefährt" für andere. „Wir kämpfen gegen etwas viel Mächtigeres – eine massive, bösartige radikal-linke Maschinerie, die heute die Demokratische Partei kontrolliert.“

Da klang das Versprechen der slowenischen Einwanderin und früheren First Lady Melania fast harmlos, die bei dem seltenen Auftritt an der Seite des Kandidaten meinte, der Zauber Amerikas und New Yorks sei verloren gegangen. „Nur mein Mann Donald kann uns diese Magie zurückbringen.“

Kritiker Trumps fühlten sich an diesem denkwürdigen Abend eher in das Jahr 1939 zurückversetzt, als 20.000 amerikanische Hitler-Fans im alten Madison Square Garden ihrem Idol zujubelten. Der „Amerikadeutsche Bund“ hatte damals unter anderem verlangt, dass die USA „den Menschen zurückgegeben werden muss, die sie gegründet haben“.

Hillary Clinton: Trump will Kundgebung „nachspielen“

Hillary Clinton hatte im Vorfeld eine Parallele gezogen: Trump wolle diese Kundgebung „nachspielen“. Darin erkennt auch Harris' Running Mate Tim Walz den Grund, warum das Finale des Wahlkampfs in New York stattfindet, das die Demokraten mit zweistelligem Abstand gewinnen werden. „Es ist kein Zufall, dass Trump eine seiner letzten Veranstaltungen im Wahlkampf hier abhält.“

Nachdem der ehemalige Stabschef Trumps im Weißen Haus, John Kelly, davor warnte, dass der Ex-Präsident „durch und durch ein Faschist“ sei und Positives über Hitler zu sagen hatte, gebrauchte Harris das „F-Wort“ erstmals selbst in einer Bürgersprechstunde mit „CNN“.

Die Trump-Kampagne wies Vergleiche mit der Nazi-Kundgebung empört zurück. „Ich sehe hier keine stinkenden Nazis“, erklärte Hulk Hogan, der wie beim Parteitag der Republikaner ein T-Shirt zerriss.

Puerto-ricanische Stars rufen dazu auf, für Harris zu stimmen

Unbestritten bleiben die möglichen Auswirkungen der Hetze, insbesondere die gegen Puerto Rico. Diese könnte im hart umkämpften Pennsylvania spürbar werden, wo etwa 580.000 wahlberechtigte Bewohner der Karibikinsel leben. Prominente puerto-ricanische Künstler wie Bad Bunny, Jennifer Lopez und Ricky Martin riefen ihre riesige Fangemeinde in den sozialen Medien auf, für Kamala Harris zu stimmen. „Das ist es, was sie von uns denken“, mahnt Martin.

Der Architekt von Barack Obamas Wahlsiegen, David Plouffe, meint, dieser Abend im Madison Square Garden werde Trump in den letzten Stunden des Wahlkampfs schaden. „Timing ist alles.“ Harris besuchte umgehend ein puerto-ricanisches Restaurant in Philadelphia.

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