Debatte über Rückkehr von Syrern: Zuzüge sinken EU-weit um fast 70 Prozent
Die Union will Syrer dazu animieren, in ihr Heimatland zurückzukehren, Straftäter sollen schneller abgeschoben werden. Die Zahlen der Zuzüge sind bereits drastisch gesunken, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.
Ende 2024 wurde das Assad-Regime in Syrien gestürzt, der Bürgerkrieg gilt seitdem als beendet. Aktuell wird in Deutschland eine Debatte über die mögliche Rückkehr von geflüchteten Syrern in ihr Heimatland geführt und darüber, ob sie jetzt noch schutzberechtigt sind. Bei einer Syrienreise sagte der CDU-Außenminister Johann Wadephul in dieser Woche, hier sei kein menschenwürdiges Leben möglich. Dafür erntete er harte Kritik aus seiner Partei, die Union will die freiwillige Rückkehr syrischer Staatsangehöriger forcieren und die Abschiebung von Straftätern beschleunigen.
Zuzüge von Syrern sinken in der gesamten EU um fast 70 Prozent
Jetzt hat das Statistische Bundesamt aktuelle Zahlen über Zu- und Fortzüge von Syrern für das laufende Jahr 2025 (Januar bis September) veröffentlicht. Demnach sind 39.951 Syrer zugewandert, das sind 46,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig haben 21.838 das Land wieder verlassen, 35,3 Prozent mehr als 2024. Daraus ergibt sich für 2025 bisher eine Nettozuwanderung von 18.100 Personen aus Syrien. Die Zahlen beziehen sich auf syrische Staatsangehörige und sagen nichts über den Asyl- oder Schutzstatus der Personen aus.

Auch nach dem Sturz des Assad-Regimes suchen Syrer in Deutschland Schutz. Von Januar bis September haben 19.200 Personen Erstanträge auf Asyl gestellt (-67,1 Prozent). Anteilsmäßig bleiben Syrer dabei die größte Gruppe schutzsuchender Menschen.
Auch in der gesamten EU wurden 68,8 Prozent weniger Asylanträge durch Syrer gestellt als im selben Zeitraum 2024. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) sind im Zeitraum vom 8. Dezember 2024 bis September 2025 weltweit rund 1 Million Geflüchtete nach Syrien zurückgekehrt, ebenso wie 1,8 Millionen Binnenvertriebene innerhalb des Landes. Laut UNHCR leben weiterhin mehr als 4,5 Millionen Geflüchtete im Ausland und mehr als 7 Millionen Binnenvertriebene innerhalb Syriens.
Zahlen aus 2024 zu den schutzsuchenden Syrern in Deutschland
Mit Blick auf die schutzsuchenden Syrer sind die Zahlen noch nicht so aktuell und die Entwicklungen des Regimewechsels dürften sich darin noch nicht widerspiegeln. Zum Stichtag 31. Dezember 2024 lebten laut Ausländerzentralregister 713.000 Syrer mit einem Schutzstatus in Deutschland, damit sind sie hinter den Ukrainern die zweitgrößte Gruppe. 90 Prozent von ihnen verfügen über einen humanitären Aufenthaltstitel oder einen anerkannten Schutzstatus. 48 Prozent der syrischen Geflüchteten kam vor oder bis 2016 nach Deutschland, 12 Prozent sind hier geboren. Bei rund 64.200 (9 Prozent) war der Schutzstatus Ende 2024 noch offen, 6.600 (1 Prozent) hatten einen abgelehnten Schutzstatus.
Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte: Hoher Anteil an „Nichterwerbspersonen“
2024 waren rund 46 Prozent (387.000) der Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte in einer Beschäftigung, 8 Prozent gelten als erwerbslos. 47 Prozent (394.000) sind sogenannte „Nichterwerbspersonen“, etwa weil sie noch in (Aus-)Bildung waren, weil sie krankheitsbedingt nicht arbeiten konnten oder weil sie keine Arbeitserlaubnis hatten. Diese Gruppe ist bei Syrern höher als bei Personen aus anderen Ländern, was laut Statistischem Bundesamt unter anderem am niedrigen Durchschnittsalter liegt. In vielen Bereichen, beispielsweise im Gesundheitswesen, gelten Syrer als unverzichtbar.
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