Scholz oder Pistorius als Kandidat: Kanzler mit Gegenwind aus SPD-Reihen
Auch die SPD wird bei einer Neuwahl des Bundestags einen Kanzlerkandidaten stellen – aber statt Kanzler Olaf Scholz den in Deutschland beliebtesten Politiker Boris Pistorius?
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Vertrauensfrage stellt. Nach dem Aus der Ampel-Koalition hatte der Kanzler angekündigt, dies am 15. Januar zu tun – was bedeuten würde, dass der Wahltermin im März liegen dürfte.
Zuletzt zeigte er sich jedoch für schnellere Neuwahlen bereit. Nun scheint klar, dass Scholz die Vertrauensfrage deutlich vor Weihnachten stellen wird. Als Termin für eine Neuwahl ist nun offenbar der 23. Februar anvisiert. Der Kanzler will erneut als SPD-Spitzenkandidat ins Rennen gehen, doch nun weht ihm selbst aus den eigenen Reihen Gegenwind entgegen. Einige Parteigenossen sprechen sich für den derzeit beliebtesten deutschen Politiker aus: Boris Pistorius.
Scholz oder Pistorius als Kanzlerkandidat: wer der beliebteste Politiker Deutschlands ist
Zwei Politiker der Hamburger SPD haben Bundeskanzler Olaf Scholz dazu aufgefordert, bei möglichen Neuwahlen nicht erneut als Kanzlerkandidat anzutreten und stattdessen Verteidigungsminister Boris Pistorius den Vortritt zu lassen.
"Mit ihm, der seit längerem der beliebteste deutsche Politiker ist, als unserem Kanzlerkandidaten sind unsere Chancen stärkste Partei zu werden oder jedenfalls deutlich besser abzuschneiden, sehr viel größer", posteten die SPD-Politiker Markus Schreiber und Tim Stoberock auf Instagram. Beide gehören der SPD-Fraktion der Hamburgischen Bürgerschaft an.
Sie seien voller Sorge vor den anstehenden Bundestagswahlen. Obwohl Scholz in den vergangenen drei Jahren gute Politik gemacht habe, sei es ihm nicht gelungen, die Menschen mitzunehmen und Führungsstärke zu kommunizieren. "Wir glauben, dass das negative Bild, das die Menschen im Land von ihm haben, nicht mehr zu reparieren ist." Deshalb machten sich die beiden in ihrem Impuls für Pistorius stark, "der neue Zuversicht vermitteln kann und für ein Machen und eine klare Sprache steht".
Scholz oder Pistorius: Wer wird SPD-Kanzlerkandidat?
Das könne jedoch nur funktionieren, wenn Scholz einsehe, dass sein Verzicht der Sozialdemokratie helfe und eine erneute Kanzlerkandidatur der Partei schade. Auch Münchens SPD-Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte bereits mehrfach erklärt, für ihn sei Scholz nicht automatisch als Spitzenkandidat der SPD gesetzt. "Ich habe schon vor Wochen angeregt, doch zu diskutieren, ob man nicht den seit Längerem beliebtesten deutschen Politiker, Boris Pistorius, ins Rennen schickt."

Viele SPD-Kollegen aus Bayern hingegen stehen weiterhin hinter dem amtierenden Kanzler. "Olaf Scholz ist unserer Bundeskanzler und wird auch unser Kandidat für die anstehende Wahl sein", sagte Landeschefin Ronja Endres der Deutschen Presse-Agentur in München. In den Führungsgremien der Bayern-SPD stehe das außer Zweifel.
Aussagen bayerischer Genossen, die sich gegen eine erneute Kandidatur von Scholz aussprechen, bezeichnete Endres als "einzelne andere Meinungen", die in einem so großen Landesverband ganz normal seien.
Auch SPD-Generalsekretär Matthias Miersch sieht das ähnlich: "Ich bin mir sicher, dass wir mit Olaf Scholz antreten", wie er in der Politik-Talkshow "Hart aber fair" am Montagabend erklärte. "Er ist der Regierungschef einer unbeliebten Ampelkoalition – augenblicklich. Ich glaube, es wird eine Richtungsentscheidung zwischen Schwarz-Gelb und uns."
Unzufriedenheit in der Bevölkerung: Olaf Scholz nach Ampel-Aus "unbeliebter"
Und auch die breite Bevölkerung zeigt sich verunsichert, was die Kanzlerfrage angeht. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insasank in der Bevölkerung die persönliche Zustimmung für Olaf Scholz deutlich, wie der "Tagesspiegel" berichtete. Demnach gaben lediglich 21 Prozent der Befragten an, mit der Arbeit des amtierenden Bundeskanzlers zufrieden zu sein. Das bedeutet einen Rückgang von vier Prozentpunkten zur vorherigen Umfrage vom 18. Oktober.