Ende des Krieges?
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Israels Regierung stimmt Gaza-Abkommen mit der Hamas zu

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Naht ein Ende des Krieges? Die israelische Regierung hat dem Gaza-Abkommen mit der Hamas zugestimmt. Die Vereinbarung sieht ein sofortiges Ende der Kämpfe, den Rückzug des Militärs und die Freilassung der Geiseln vor. 

Von red/dpa

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Der Weg für ein Ende des Krieges scheint nach rund zwei Jahren schwerer Kämpfe mit Zehntausenden Toten frei zu sein: Die israelische Regierung hat dem mühsam errungenen Abkommen mit der islamistischen Hamas zugestimmt. Laut dem vom Fernsehsender Kan veröffentlichten Vertragstext sollen die Militäreinsätze nach dem Kabinettsbeschluss unverzüglich eingestellt und Hilfslieferungen in den Gazastreifen ermöglicht werden.

Mehrere rechtsextreme Minister in der Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu stimmten Medienberichten zufolge gegen die Vereinbarung mit der Hamas, darunter Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir und Finanzminister Bezalel Smotrich.

US-Truppen sollen Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas absichern

Israel und die Hamas hatten bei den indirekt geführten Verhandlungen im ägyptischen Küstenort Scharm el Scheich eine Einigung über die erste Phase des jüngst von US-Präsident Donald Trump vorgestellten 20-Punkte-Friedensplans erzielt. Neben den Vereinigten Staaten waren auch Katar, Ägypten und die Türkei als Vermittler an den Gesprächen beteiligt. Die Führung der Hamas erklärte den Gaza-Krieg nach dem Verhandlungsdurchbruch für beendet. Allerdings sind mehrere zentrale Streitpunkte weiterhin ungeklärt.

Fast zeitgleich mit dem Kabinettsbeschluss teilte das Weiße Haus mit, die USA wollten die Einhaltung der Waffenruhe mit eigenen Truppen unterstützen. Die für die Region zuständige Kommandozentrale des US-Militärs (Centcom) werde 200 Soldaten bereitstellen, die allerdings nicht im Gazastreifen eingesetzt würden, erklärten hochrangige US-Regierungsbeamte in einem Telefonat mit Journalisten. 

Es gehe darum, ein gemeinsames Kontrollzentrum zu errichten, an dem auch Streitkräfte aus Ägypten, Katar, der Türkei und wahrscheinlich auch der Vereinigten Arabischen Emirate beteiligt sein sollen, hieß es weiter. Das Zentrum solle die verschiedenen Sicherheitskräfte zusammenführen und Einsätze mit der israelischen Armee abstimmen. Wo genau die Soldaten stationiert sein sollen, werde noch ermittelt und später bekanntgegeben.

Islamisten sollen alle Geiseln übergeben

Mit der internationalen Mission soll die Waffenruhe abgesichert werden. Auf beiden Seiten gebe es nicht viel Vertrauen, dass der Plan tatsächlich eingehalten werde, sagten hochrangige US-Regierungsvertreter. Beispielsweise fürchte die Hamas, dass Israel die Militäreinsätze zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufnehmen könnte. Es herrsche große Angst davor, was als Nächstes passiere.

Die Abmachung sieht vor, dass alle Geiseln in der Gewalt der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen ausgehändigt werden sollen. Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, von denen nach israelischen Informationen noch 20 am Leben sind – darunter auch deutsche Staatsbürger. 

Binnen 24 Stunden nach dem Kabinettsbeschluss sollen sich die israelischen Streitkräfte demnach auf eine vereinbarte Linie zurückziehen, innerhalb von 72 Stunden danach wiederum alle lebenden Verschleppten im Gazastreifen freigelassen und die Leichen toter Geiseln übergeben werden. Die Rückkehr der Geiseln soll ohne öffentliche Zeremonie und ohne anwesende Medienvertreter vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz organisiert werden.

Hamas soll Informationen über sterbliche Überreste toter Geiseln teilen

„Wir haben in diesen zwei Jahren gekämpft, um unsere Kriegsziele zu erreichen“, sagt Israels Ministerpräsident Netanjahu während der Kabinettssitzung an der Seite des US-Sondergesandten Steve Witkoff und des Schwiegersohns des US-Präsidenten, Jared Kushner. „Eines der zentralen Kriegsziele ist die Rückkehr der Geiseln, aller Geiseln, der Lebenden und der Toten. Und wir sind dabei, dieses Ziel zu erreichen.“

Gemäß Abmachung soll die Hamas zudem Informationen über die sterblichen Überreste toter Geiseln teilen, deren Verbleib unklar ist. Eine internationale Taskforce aus Experten aus Israel, den USA, Ägypten, Katar, der Türkei und vom Roten Kreuz solle nach den Leichen suchen, berichtete der Fernsehsender i24. 

Im Gegenzug für die Aushändigung der Verschleppten muss Israel laut dem Abkommen rund 250 wegen schwerer Straftaten zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Häftlinge und etwa 1700 weitere Palästinenser freilassen, die nach dem 7. Oktober 2023 inhaftiert wurden. Unklar war zunächst, welche Häftlinge davon betroffen sein werden und ob auch prominente Köpfe darunter sind.

Verhandlungen über dauerhaften Frieden zwischen Israel und der Hamas stehen noch aus

Die USA hatten betont, dass es zwei Phasen der Verhandlungen gebe. Zum einen die über die Geisel-Freilassung, die absolute Priorität habe. Zum anderen eine zweite Phase, in der der langfristige Frieden gesichert werden solle. Zu dieser Phase zählten die USA auch die Entwaffnung. Zudem ist noch unklar, wie der Gazastreifen künftig regiert wird. Fraglich ist auch, ob der Plan letztlich zu einer Zweistaatenlösung führt - also der friedlichen Koexistenz eines unabhängigen palästinensischen Staats neben dem jüdischen Staat Israel.

Auslöser des Gaza-Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023. Rund 1200 Menschen wurden dabei getötet, mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte mit einer beispiellosen Militäroffensive. Seitdem wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 67.000 Palästinenser getötet.

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