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Nach Krah-Aussagen
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Wirbel bei TV-Sendung "Hart aber fair": AfD-Politiker normalisiert SS-Verbrechen

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In der ARD-Talkshow "Hart aber fair" sollte es eigentlich um Europa und Populismus gehen. Stattdessen wurde über die Ukraine und die radikalen Aussagen des AfD-Politikers Maximilian Krah gestritten.

Leif-Erik Holm ist Abgeordneter der AfD im Bundestag. Mit seinen Aussagen in der Talkshow "Hart aber fair" sorgte er am Montagabend für Aufregung.
Leif-Erik Holm ist Abgeordneter der AfD im Bundestag. Mit seinen Aussagen in der Talkshow "Hart aber fair" sorgte er am Montagabend für Aufregung.  Foto: IMAGO/Thomas Trutschel (www.imago-images.de)

Am Montagabend wollte Moderator Louis Klamroth in seiner ARD-Talkshow "Hart aber fair" eigentlich über die Frage "Kampf um Europa: Siegen die Populisten?" diskutieren – doch das stellte sich bereits nach wenigen Minuten als schwierige Aufgabe heraus. Zu Gast waren Katarina Barley (SPD), Julia Klöckner (CDU), Anton Hofreiter, (Grüne), Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Fabio De Masi (BSW), und Gordon Repinski, Chefredakteur des Nachrichtenportals "Politico". Auch Leif-Erik Holm, der Kollege des umstrittenen AfD-Politikers Maximilian Krah nahm an der Runde teil und sorgte mit seinen Aussagen für Aufregung. 

Talkshow "Hart aber fair": Grundsätzlicher Streit um Ukraine-Hilfe endet im Krach um Krah-Aussagen

Los ging es mit einer sofort hitzigen Debatte über die Ukraine-Hilfe und die grundsätzliche Position der Anwesenden zum Konflikt. Nach nicht einmal zehn Minuten hatte man als Zuschauer den Eindruck, Louis Klamroth hat die Kontrolle über das Gespräch und seine Gäste verloren.  Immer wieder fallen sie sich ins Wort, lassen sich nicht ausreden und reden so sehr durcheinander, dass man eigentlich gar nichts mehr versteht. Fabio De Masi erklärte, er sei gegen Waffen und für Frieden, der Konflikt sei "komplex". Und er legte mit einem äußert fragwürdigen Vergleich nach: Warum der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter nicht seine eigenen Söhne an die Front schicke, wenn er für wehrfähige Ukrainer das Bürgergeld in Deutschland aussetzen möchte?

Anton Hofreiter blieb klar bei seiner Argumentation für mehr Waffenlieferungen und führte erneut aus, warum das notwendig sei, woran sich Marie Agnes Strack-Zimmermann gewohnt deutlich anschloss. "Es ist unerträglich, wie Sie aus Tätern Opfer machen", entgegnete sie De Masi. 

AfD-Abgeordneter bezeichnet Ukraine-Krieg als verloren

Leif-Erik Holm erklärte kurzerhand, die Ukraine könne den Krieg sowieso nicht gewinnen. Endlich könne man Strack-Zimmermann "gerichtlich attestiert" als Kriegstreiberin bezeichnen, die "weiter Öl ins Feuer gieße", und der Westen müsse sich an die eigene Nase fassen, was die Ursache des Konflikts angehe, seine Partei sei klar für Frieden. Hier wäre schnelleres Eingreifen und Einordnen der Aussagen durch den Moderator nötig gewesen, stattdessen sind es die anderen Gäste, die konsequent dagegenhalten – allerdings alle gleichzeitig, weshalb man wieder kaum etwas verstehen konnte. 

Keine Distanzierung von den Aussagen von Maximilian Krah 

Mit viel Mühe schaffte Louis Klamroth es dann doch, sich thematisch von der Ukraine wegzubewegen, hin zum Ausschluss der AfD-Abgeordneten aus ihrer Fraktion im EU-Parlament. Ob man den falschen Spitzenkandidaten gewählt habe, will er von Holm wissen. "Natürlich nicht", meinte dieser, doch Krah habe trotzdem "die richtigen Konsequenzen" gezogen, die "notwendig" waren.

Als Klamroth ihn auf Krahs Aussagen zur Verharmlosung der SS anspricht, distanziert sich dieser nicht klar davon. Die Thematik "könne man sich natürlich anschauen", Krah habe es "unglücklich ausgedrückt". Dass die SS eine verbrecherische Organisation gewesen sei, "schimmere durch". Er windet sich in Erklärungen, parallel schreit Julia Klöckner ihm geschockt permanent ins Wort, was Louis Klamroth erst nach langen zwei Minuten unterbinden kann. "Sie wollen sich also nicht distanzieren", fasst er zusammen und wendet sich schnell dem einzigen Nicht-Politiker in der Runde zu. "Rechts von den rechteren der rechten Fraktionen zu stehen, das muss man erst einmal schaffen", konstatiert Gordon Repinski trocken. 

Streit um Regierungschefin Meloni und Pläne der AfD für neue Wirtschaftsgemeinschaft

Weiter geht es wieder nicht mit inhaltlicher Europa-Politik, sondern mit einer Diskussion um die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni, die Ursula von der Leyen als "proeuropäisch" bezeichnet und jemanden der "für Rechtsstaatlichkeit" sei. "Pro Rechtsstaat, ernsthaft?", kann Katarina Barley darauf nur entgegnen, auch Anton Hofreiter weist auf die repressiven Pläne bezüglich Pressefreiheit und Unabhängigkeit der Justiz hin.

Holm ist für einen kompletten Austritt aus der EU, aber nur mit gleichzeitiger Neu-Gründung einer Wirtschaftsgemeinschaft. "Das können Sie ja aber nicht alleine machen", merkt Klamroth mehrmals an. Der junge Moderator beendet die Sendung mit einem Trailer zu einer von ihm gedrehten Doku über die EU-Wahlen und verabschiedet sich kurz und knapp von den Gästen, ohne eine weitere Möglichkeit zu bieten, die Kontrolle über seine Sendung zu verlieren.

 

 

 

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