Wahlpartys im Wahlkreis Neckar-Zaber: So ist die Stimmung bei den Parteien
Wer hat Grund, das Ergebnis der Bundestagswahl zu feiern? Wer trauert? Wie ist die Atmosphäre auf den Wahlpartys der Parteien im Wahlkreis Neckar-Zaber? Wir haben uns umgesehen und umgehört.

Es bricht kein Jubel aus bei der ersten Hochrechnung. Es ist fast still im Festsaal des Landguts Steng in Lauffen, wo sich die CDU im Wahlkreis Neckar-Zaber zur „Wahlgewinner-Party“ versammelt hat, wie auf den Aufstellern auf den (Steh-) Tischen zu lesen ist.
Verhaltene Reaktionen bei CDU-Wahlparty in Lauffen
Die Reaktionen sind eher verhalten, als die ARD um 18 Uhr 29 Prozent für die CDU verkündet. „Ziel war, über 30 Prozent zu kommen“, sagt Kandidat Fabian Gramling. Er hätte seine Partei einen „Ticken stärker vorne“ gesehen. Aber: „Wir sind mit Abstand die größte Kraft.“ Nun müsse man den Wahlabend abwarten, welche Möglichkeiten für eine Regierungsbildung sich auftun würden.
Applaus kommt dann doch noch auf, als von einer Wahlbeteiligung von 84 Prozent ausgegangen wird.
Das „Wahlziel Nummer 1“, das der 37-jährige Bundestagsabgeordnete in seiner Begrüßung ausgibt, ist: „Das Wichtigste ist, die Ampel abzuschalten.“ Das Zweite: Im Wahlkreis mit einem starken Ergebnis zu gewinnen. Und drittens: „Spaß zu haben.“
Fabian Gramling (CDU) ist gespannt auf das eigene Ergebnis
Natürlich ist Gramling angespannt, wie er selbst abschneidet. 30,4 Prozent der Erststimmen hat der Steinheimer 2021 errungen. Sein Wunsch auf ein besseres Ergebnis erfüllt sich. Er liegt deutlich darüber – wofür es Beifall gibt – und dürfte sein Direktmandat verteidigen. Den Tag hat er entspannt mit der Familie verbracht, wie er erzählt. Er geht von Tisch zu Tisch und begrüßt die CDU-Mitglieder und -Anhänger.
Darunter ist auch Friedlinde Gurr-Hirsch aus Untergruppenbach, die einstige Landtagsabgeordnete im Wahlkreis Eppingen. Sie hätte gerne die CDU jenseits der 30-Prozent-Marke gesehen und hofft nach der ersten Hochrechnung, dass zumindest eine „Zweier-Beziehung“ bei der neuen Bundesregierung möglich sein wird.
Viel Gesprächsbedarf bei den Grünen nach erster Hochrechnung
„Hier ist richtig viel los“, sagt Grünen-Bundestagskandidat Maximilian Schweizer. Mit 30 Gästen haben er und sein Team gerechnet, doppelt so viele seien nach Besigheim ins Hotel am Markt gekommen. Die Verluste der Grünen halten sich bundesweit und im Vergleich mit SPD und FDP in Grenzen, dementsprechend sei die Stimmung „in Ordnung“.
Enttäuschung bei der FDP im Wahlkreis Neckar-Zaber
Nicht so bei der FDP im Restaurant Schwabenstuben in Freiberg am Neckar, wo sich etwa 15 Liberale versammelt haben. Die Atmosphäre sei angespannt, sagt Kandidat Andrey Belkin kurz nach 19 Uhr, als noch nicht klar ist, ob die FDP es in den Bundestag schafft oder nicht. Später, als sich abzeichnet, dass die Liberalen den Sprung ins Parlament wohl verfehlen, spricht Belkin von „bedrückter Stimmung“. Doch der FDP-Kandidat ist auch stolz auf sein Team: „Wir haben im Wahlkampf alles gegeben.“
Gemeinsam ist man weniger allein: Die SPD Neckar-Zaber und SPD Heilbronn feiern zusammen im Willy-Brandt-Haus in der Käthchenstadt und sind – wohl aufgrund der Umfragewerte im Vorfeld – nicht überrascht vom bundesweiten Ergebnis. Stoisch wird die erste Hochrechnung aufgenommen, die Wahlsendung der ARD läuft auf einem großen Fernseher. „Es hat sich abgezeichnet“, sagt Mario Sickinger anschließend. Tausende Kilometer habe er im Wahlkampf zurückgelegt. „Mehr wäre nicht drin gewesen.“
AfD bleibt unter sich bei der Feier
Bei der AfD feiert man das Ergebnis der Bundestagswahl unter sich, eine öffentliche Wahlparty gibt es an diesem Sonntag nicht. „Wir wurden gebeten, den Versammlungsort geheim zu halten, um nicht die Antifa auf den Plan zu rufen“, sagt Kandidat Dieter Glatting. Die Stimmung ist dennoch gut angesichts der Stimmenzahl, die sich im Vergleich zu 2021 nahezu verdoppelt hat. „Wir feiern in erster Linie das Mandat für Jürgen Kögel. Ein schöner Erfolg für den Heilbronner Kreisverband.“
Ausgelassen auch die Stimmung bei den Linken. Das deutliche Ergebnis von 8,5 Prozent lässt bei den rund 50 Mitgliedern und Freunden, die zur Wahlparty ins Ludwigsburger Brückenhaus gekommen sind, „die Sektkorken knallen“, so die Kandidatin Julia Schlembach. „Ab morgen geht die Arbeit unverändert weiter“, mahnt sie jedoch zur Besonnenheit. Man wolle „im Bundestag klare antifaschistische Themen“ auf die Agenda bringen.