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Zaberfeld und Pfaffenhofen
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Hoher AfD-Zuspruch im Zabergäu gibt Rätsel auf – „keine Erklärung dafür“

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Im Zabergäu hat die AfD bei der Bundestagswahl hohe Stimmenanteile erzielt – in Pfaffenhofen und Zaberfeld wählte fast jeder Dritte die Partei. Doch warum das so ist, darüber rätseln nicht nur Kommunalpolitiker.


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Man könnte meinen, im oberen Zabergäu ist die Welt noch in Ordnung. Weinberge und Badeseen wie die Ehmetsklinge und Katzenbachsee sind ein herrliches Ziel für Naturliebhaber. Doch die traumhafte Naturkulisse ist das eine. Und sie ist eben nicht alles.

Dass offenbar einiges im Argen liegt, haben die jüngsten Bundestagswahlen deutlich gemacht. In Pfaffenhofen haben 32,9 Prozent der Wähler mit ihrer Zweitstimme die AfD gewählt, in Zaberfeld 32,6 Prozent. Auch 2021 hatte die AfD in den beiden Kommunen schon einen hohen Zuspruch (Pfaffenhofen: 17,8 Prozent, Zaberfeld 18,8). Dieses Mal war es im Durchschnitt also jeder dritte Wähler.

Hoher AfD-Zuspruch im Zabergäu gibt Rätsel auf: Bürger suchen Antworten

Wo liegen die Gründe? Darauf haben auch alteingesessene Bürger keine Antwort, sondern im besten Fall Vermutungen. „Das hat mit einer Denkzettelwahl nichts zu tun“, sagt Matthias Fried. Der Pfaffenhofener Feuerwehrkommandant ist im Ort verwurzelt und bei den Floriansjüngern seit fast 25 Jahren in verantwortlichen Positionen. „Das Zabergäu fühlt sich abgehängt“, sagt der 60-Jährige, will dies aber nicht als Grund gelten lassen. In der Feuerwehr werde nicht über die Verhältnisse vor Ort geschimpft. Für Fried steht fest: „Rechts zu wählen, ist gefährlich.“ Themen wie die öffentliche Sicherheit und die Asylpolitik spielten seiner Meinung generell eine Rolle, aber eben nicht nur in Pfaffenhofen und Zaberfeld.

Auch Margret Munz kann nur Vermutungen anstellen. „Das hängt mit der Flüchtlingsthematik zusammen und der großzügigen Unterstützung“, glaubt die Vorsitzende des Gesangvereins Liederkranz Pfaffenhofen. Zwischen dem Gewähren von Schutz für von Krieg betroffene Menschen und dem, was von staatlicher Seite gegeben werde, sei eine große Spanne. „Bei uns gibt es einiges, was nicht lebensnotwendig ist, und das schaukelt sich hoch“, glaubt Munz. Aber auch sie hat keine Erklärung dafür, warum die Zahlen pro AfD in Pfaffenhofen viel höher ausgefallen sind als in anderen Kommunen.

Hoher AfD-Zuspruch im Zabergäu: Ein Sportverein sieht sich als Prävention gegen Fremdenfeindlichkeit

Im Dunkeln tappt nicht zuletzt auch Tim Götz. Er ist der Vorsitzende des TSV Pfaffenhofen. Mit knapp 600 Mitgliedern ist der TSV der größte Verein im Ort. „Ich bin verwundert und habe keine Erklärung dafür. Wir haben eine gute Industrie und viele Einfamilienhäuser.“ Wirtschaftliche Gründe sieht er somit nicht. „Wir nehmen die Kinder im Sportverein auf.“ Ein Sportverein sei schließlich eine ideale Vorbeugung gegen Fremdenfeindlichkeit. Auch von seinen Übungsleitern hört Götz keine Klagen in diese Richtung. „Wir suchen, finden aber keinen Grund.“ Das wäre jedoch auch für Pfaffenhofen als Kommune wichtig, die Ursachen zu erfahren. Denn Tim Götz ist nicht nur Vorsitzender des Sportvereins, sondern sitzt auch im Gemeinderat.

Diana Danner, Bürgermeisterin von Zaberfeld, hat sich die Eingangsfrage auch gestellt. „Als Bürgermeisterin kann ich klarstellen, dass der hohe Stimmenanteil der AfD bei Wahlen nichts mit der konkreten Kommunalpolitik vor Ort zu tun hat.“ Und sie liefert mehrere Gründe. „Die Kommunalpolitik ist pragmatisch, nicht ideologisch.“ Hier gehe es um konkrete Themen wie Infrastruktur, Schulen und Gewerbeansiedlungen und nicht um bundespolitische oder migrationspolitische Debatten, „die oft im Fokus der AfD stehen“.

Außerdem basierten Entscheidungen vor Ort auf Sacharbeit. Das heißt, der Gemeinderat arbeite über Parteigrenzen hinweg zusammen, um Lösungen für lokale Herausforderungen zu finden. „Parteipolitische Ideologien spielen bei uns keine Rolle.“ Die hohen Stimmenanteile drückten häufig einen allgemeinen Protest gegen die etablierte Politik aus. „Das bedeutet für mich gerade nicht, dass die Menschen unzufrieden mit der Arbeit in ihrer eigenen Gemeinde sind“, so Danner. Und während die Kommunalpolitik pragmatische Lösungen erarbeite, „lebt die AfD oft von Kritik ohne realistische Konzepte für die Umsetzung auf lokaler Ebene“.

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