Merz feuert Stadtbild-Debatte weiter an
Statt seinen unglücklichen Satz zu relativieren, schüttet der Bundeskanzler weiter Öl ins Feuer und macht sich so angreifbar, meint unser Kommentator.

Friedrich Merz hat sich vergaloppiert – wieder einmal. Statt seinen Satz von den „Problemen im Stadtbild“ im Zusammenhang mit illegaler Migration einzuordnen und die Wortwahl zu bedauern, legte der Bundeskanzler noch einmal nach, indem er Eltern aufforderte, ihre Töchter nach diesem Thema zu fragen. Statt die eindeutige Antwort zu erhalten, die Merz erwartete, ist die Debatte damit erst richtig entbrannt. Nicht nur empörte Töchter werfen dem Kanzler vor, mit populistischen Pauschalurteilen die Gesellschaft zu spalten und das Narrativ der Rechten zu bedienen.
Merz stößt alle Menschen mit Migrationshintergrund vor den Kopf
Merz’ Fehler ist nicht, dass er offenkundige Probleme mit illegaler Migration angesprochen hat. Sondern dass er mit seinem Stadtbild-Satz potenziell alle Menschen vor den Kopf stößt, die aus seiner Sicht nicht deutsch aussehen. Der syrische Student dürfte sich genauso angesprochen fühlen wie der indische IT-Experte oder der anerkannte Asylbewerber aus Afghanistan. Seit vielen Jahren prägen auch Menschen mit Migrationshintergrund das Bild deutscher Städte – es ist eine Illusion zu glauben, daran würde die richtige und wichtige Bekämpfung der illegalen Migration irgendetwas ändern.
Eine bunte Bevölkerung prägt natürlich das Stadtbild
In Heilbronn beispielsweise haben rund 60 Prozent der Einwohner Migrationshintergrund - natürlich spiegelt sich das im Stadtbild wider.
Das sollte ein Bundeskanzler wissen und seine Worte mit Bedacht wählen. Doch das ist offenkundig nicht die Stärke von Friedrich Merz.

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