Influencerin Maren Schiller: „Perfektion beim Lauftraining ist ein Fass ohne Boden“
Maren Schiller erreicht mit ihrem Instagramprofil hunderttausende Menschen. Im Interview verrät sie, was sie am Laufsport fasziniert, wie man die richtige Balance findet und wie Einsteiger den Spaß am Laufen nicht verlieren.

Seit über zehn Jahren teilt Maren Schiller ihr Leben, ihr Training sowie ihre sportlichen Erfolge und Niederlagen mit ihrer Community auf Instagram. Die 29-jährige Influencerin und Läuferin aus Berlin war früher Sprinterin, jetzt läuft sie Marathon.
Im Leben macht sie „keine halben Sachen“, wie auch der Name ihres Podcasts verrät, sie ist ein „Ganz-oder-gar-nicht-Mensch“, wie sie über sich selbst sagt. Im Interview erzählt sie, wie sie es schafft, eine gesunde Balance zu finden, wie sie mit schlechten Läufen umgeht und was sie im Training unbedingt vermeiden würde.
Du kommst aus dem Leistungssport im Leichtathletik: Was fasziniert dich am Laufen?
Maren Schiller: Ich liebe es, mein eigener Antrieb zu sein. Laufen ist für mich absolute me-time, die mein Inneres spiegelt. Ich verarbeite dort meine Emotionen, bekomme Selbstvertrauen und bin mir nach einem guten Training immer bewusst, was ich schaffen kann.
Früher warst du Sprinterin, jetzt läufst du längere Strecken bis hin zum Marathon. Was konntest du von der Sprintdistanz auf die Langstrecke mitnehmen?
Schiller: Beim Sprint war es so faszinierend, wie instinktiv ich in den wenigen Sekunden unterwegs sein kann. Man spult technisches Learning mit einer Menge Kraft ab und sieht die Gegnerinnen im Seitenwinkel. Diesen Instinkt nehme ich nun mit auf die längeren Strecken und schaue, wann ich mich versorgen muss oder eine kleine Pause brauche. Ich konnte durch den Leistungssport lernen, mich selbst anzufeuern und an mich zu glauben - diese Fähigkeiten nehme ich nun mit auf die längeren Strecken.
Laufen ist deine Leidenschaft, aber mittlerweile auch ein großer Teil deines Berufes. Was hat das an deinem persönlichen Verhältnis zum Laufen verändert?
Schiller: Da ich fast jeden Lauf mit meiner Community teile, bin ich besonders aufmerksam mit meinem Umfeld und schaue, was spannend, unterhaltsam und interessant sein kann. Ich spreche meine Gedanken laut aus und teile sie mit meiner Zielgruppe, die mich schon in den unterschiedlichsten Lagen gesehen hat und mich virtuell aufbaut - seither habe ich noch eine größere Motivation rauszugehen und Menschen das Laufen auf ehrliche Weise näherzubringen.

Seinen Körper eigentlich gut kennen, aber dann trotzdem Signale ignorieren – so entstehen häufig Überlastungsverletzungen. Auch du hattest bereits Ermüdungsbrüche: Was hast du in den letzten Jahren verändert, um besser auf deinen Körper zu hören?
Schiller: Ich musste schmerzhaft lernen, dass Pausentage unabdingbar sind. Das fällt mir heute noch schwer, aber ich kenne die Konsequenzen, wenn das Training zu intensiv ist und die Erholung zu kurz kommt. Ich nutze jetzt diese Tage für andere Projekte und bin ehrlich zu mir selbst, wenn es heißt, eine Pause einzulegen, um Kraft zu tanken und Verletzungen zu vermeiden.
Alkohol oder Sport, feiern oder trainieren. Viele (junge) Menschen stressen sich, weil sie ein hundert Prozent „gesundes“ Leben führen möchten. Wie hast du die Balance gefunden, beziehungsweise: Wie kann man sie finden?
Schiller: Das Streben nach Perfektion beim Training ist ein Fass ohne Boden. Ich habe eine Zeit lang fast nur Sport gemacht und so gut wie nie an sozialen Events teilgenommen. Daraus entstand ein Zwang, der mir mental geschadet und mein Training negativ beeinflusst hat. Ich liebe Tanzen und Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Das gibt mir sehr viel Energie und tolle Erinnerungen, die ich innerlich abspiele, wenn es bei einer Einheit mal anstrengend werden sollte.
Schlechte Läufe hat wohl jeder – wie gehst du mit schlechten Läufen oder schwierigen Trainingsphasen um?
Schiller: Sie gehören (leider) zu jedem Trainingsplan dazu und geben, obwohl es in dem jeweiligen Moment hart ist, das Potenzial, aus Niederlagen Kraft zu schöpfen und zu akzeptieren, dass unsere Körper keine Maschinen sind. Grade bei Frauen schwankt das Leistungspotenzial im Zyklus. Es lohnt sich, den Zyklus im Auge zu behalten, sein Training anzupassen und nicht so hart mit sich ins Gericht gehen. Es kommen immer bessere Zeiten.
Welche drei Tipps würdest du jemandem geben, der anfangen will zu laufen, damit er langfristig Spaß daran findet?
Schiller: Als erstes gilt, realistische Ziele zu setzen, damit man nicht so schnell frustriert ist. Am Anfang können es nur lockere 15 Minuten sein, die es zu schaffen gilt. Die können dann langsam gesteigert werden. Zudem macht es Sinn, Laufen als „me-time“ abzuspeichern und nicht als Pflicht. So wird die Zeit mental anders genutzt und der Flow schneller erreicht. Auf langfristige Sicht ist eine Variation des Trainings essenziell, da die gleichen Strecken gerne mal langweilig und eintönig werden können. Laufpartnerinnen machen ebenfalls Mut und Laune, und feste Verabredungen etablieren eine bessere Routine.
Was sind für dich die drei größten Fehler, die du vermeiden würdest?
Schiller: Übertraining, zu ungesunde oder unzureichende Ernährung und der Verzicht auf eine Laufanalyse - dort schaut sich ein Profi den Fußaufsatz an und findet den passenden Schuh. Das Verletzungsrisiko ist bei allen drei Fehlern relativ hoch, sodass diese Dinge beachtet werden sollten.
2025 hat gerade angefangen: Hast du dir für das neue Jahr sportliche Ziele gesetzt oder gibt es Events, auf die du dich besonders freust?
Schiller: Ich würde gerne eine neue Bestzeit beim Berliner Halbmarathon aufstellen, das wäre alles unter 1:28h. Außerdem möchte ich einen Trail laufen, der über 50km ist und generell fit bleiben, sodass ich für spontane und kreative Challenges auf meinem Kanal einsatzbereit bin.
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