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Die Queen und Langenburg: Das steckt dahinter

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Prinz Philip, Ehemann der Queen, ist der Bruder der Großmutter des heutigen Fürsten Philipp zu Hohenlohe-Langenburg. Historiker Axel Dittrich gewährt im Hohenloher Zentralarchiv Einblicke in eine tiefe Verbindung zwischen den Adelshäusern.

Feodora (rechts) ist die Halbschwester der Queen Victoria. Feodora heiratet Ernst zu Hohenlohe-Langenburg, der viel Macht und Einfluss hatte. Feodora starb 1872, Victoria 29 Jahre später.
Feodora (rechts) ist die Halbschwester der Queen Victoria. Feodora heiratet Ernst zu Hohenlohe-Langenburg, der viel Macht und Einfluss hatte. Feodora starb 1872, Victoria 29 Jahre später.  Foto: privat

Wenn im britischen Königshaus groß gefeiert wird, dann reist auch der Langenburger Fürst samt Gemahlin an, wird zu Pims und einer kurzen Plauderei mit der Queen geladen. Deren Mann Philip erinnert sich sogar noch an die besten Verstecke im Langenburger Schloss. Warum das so ist?

Prinz Philip, Ehemann der Queen, ist der Bruder der Langenburger Fürstin Margarita, Großmutter des heutigen Fürsten Philipp zu Hohenlohe-Langenburg. Und dann gibt es da eine noch viel ältere Verbindung zwischen Langenburg und London. Historiker Axel Dittrich hat sich auf Spurensuche gemacht. Im Neuensteiner Zentralarchiv nimmt er die Zuhörer mit auf eine Zeitreise in das Jahrhundert, das wegen der exzentrischen Queen auch das victorianische Zeitalter genannt wird.

Zwei Halbschwestern im Fokus

Die Verbindung des Langenburger Fürstenhauses in den Londoner Buckingham Palace geht zurück auf zwei Halbschwestern, auf Feodora und Victoria. Anna Feodora Augusta Charlotte Wilhelmine wird am 7. Dezember 1807 geboren als Tochter von Fürst Emich Carl und Fürstin Victoire. Der Vater stirbt im Juli 1814 im Alter von nur 51 Jahren. Die Trauer hält sich in Grenzen: "Sein Tod ist ein Kummer, aber keine Katastrophe, seine vielen guten Eigenschaften gingen in seinem Jähzorn und seiner Hartnäckigkeit verloren", zitiert Dittrich aus dem Brief seiner Schwiegermutter Auguste.

Victoire ist somit wieder auf dem Heiratsmarkt zu einer Zeit, als in England ein Thronfolger gebraucht wird. Denn Georg III. hatte wohl 15 Kinder und 56 Enkel - doch diese waren alle illegitim. So kam es zu einer grandiosen Brautschau und in der Folge davon zu vielen schnell aufeinanderfolgenden Hochzeiten und Geburten.

Arrangierte Ehe

Eine der arrangierten Ehen war die von Victoire mit Eduard Kent, einem eher raubeinigen Charakter. Als die Duchess schwanger war, machten sie sich hochverschuldet in zwei Kutschen auf den Weg von Amorbach nach England, denn als potentieller Thronfolger sollte das Kind auf britischem Boden zur Welt kommen. Mit dabei war Dr. Siebold, sie gilt als erste Frauenärztin Deutschlands. Sie bringt am 24. Mai 1819 im Kensington Palace Victoria zur Welt.

Doch kurz nach der Geburt des Mädchens stirbt der Vater. Auf dem Landsitz hatten dumme Jungs auf Spatzen geschossen und das Baby in der Wiege nur knapp verfehlt. Als der Vater einen Arzt holt, reitet er durch Sturm und Wind, holt sich eine Lungenentzündung und stirbt. Er hinterlässt nur Schulden.

Feodora liebt ihre jüngere Schwester

Mit 33 Jahren ist Victoire zum zweiten Mal Witwe. Ihre zweitgeborene Tochter ist ihre Chance auf Macht und Anerkennung. Feodora liebt ihre elf Jahre jüngere Schwester. Bei ihr, weiß Axel Dittrich, lernt die Prinzessin deutlich besser und schneller als bei ihrem Lehrer. Doch am 18. Februar 1828 heiratete Prinzessin Feodora zu Leiningen im Kensington Palace Fürst Ernst I. zu Hohenlohe-Langenburg (1794-1860). In Erwartung des Königs wird groß gefeiert.

Auf der Rückreise nach Langenburg sammeln sie in ganz Europa Verwandte ein und feiern ein zweites Mal in Langenburg. Victoria muss mit ihrer Intrigen schmiedenden Mutter in England bleiben. Feodora und Ernst bekommen sechs Kinder. Eine Tochter stirbt früh. Feodora zeichnet wunderbare Bilder von ihr in ein Trauerbuch. Das Grab ist in Venedig. Da sie jeden gebeten hat, Blüten oder Blätter vom Grab ihrer Tochter mitzubringen, gibt es eine ganze Sammlung davon im Archiv, verrät der Historiker.

Briefe geben guten Einblick in das Leben der Adeligen

Feodora in Deutschland, Victoria in England - die Halbschwestern schreiben sich viele Briefe, die so einen guten Einblick in das Leben der Adeligen geben. Ernst ist bei Victoria in England, als der König stirbt und die junge Frau am Morgen des 20. Juni 1837 erfährt, dass sie nun Königin wird. Zur Krönung am 28. Juni ist Feodora in England dabei. Nur 15 Personen sind bei der Krönungsfeier am Abend anwesend. Dittrich weiß von einem neuen Problem zu berichten: "Niemand darf einer Königin einen Heiratsantrag machen".

Ein junger Adeliger, Albert, schafft es, sich bei Victoria so beliebt zu machen, dass sie ihm ein Jahr nach seinen Avancen einen Heiratsantrag macht. Die beiden, so die Einschätzung Dittrichs, verbringen viel Zeit zusammen. Sie haben 16 Kinder. Das Verhältnis der Königin zu ihren Kindern beschreibt Dittrich als gespannt. Die vielen Geburten waren der Königin sehr lästig.

Eindrückliche Schilderung

 Foto: Tscherwitschke

Wie wichtig Feodora ihrer Schwester war, zeigt sich in der Reisebeschreibung von 1859. Feodora macht sich mit ihrem Neffen Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst auf nach London. Der schreibt vom Empfang in Dover: "Wir verließen das Schiff, die Tante am Arm des Generals, schritten durch das militärische Spalier und die Volksmassen zum Bahnhof. Bei Abfahren des Zuges präsentierte die Kompanie das Gewehr und die Musik spielte ,God save the Queen".

Vom Bahnhof in London brachte uns ein Hofwagen zum Palast der Königin". Nach dem Tod von Ernst 1860 und Albert 1861 hätte sich Victoria gewünscht, die Witwenzeit gemeinsam in England zu verbringen. Doch Feodora lässt sich in Baden-Baden eine Villa erreichten. Dort stirbt sie 1872, Victoria 29 Jahre später. Sie hatte angewiesen, mit einem Ring ihrer Schwester bestattet zu werden.

 

Rückblick

Am 24. Mai 1819 wird im Kensington Palace Prinzessin Alexandrina Victoria von Kent geboren, die spätere Königin Victoria. Nach ihr wird ein ganzes Jahrhundert benannt.

Ihre ältere Halbschwester Feodora ist stolz auf sie. Feodora heiratet 1828 den Fürsten Ernst zu Hohenlohe-Langenburg und wird als mütterliche Fürstin geschätzt. Ernst zu Hohenlohe-Langenburg ist ein wichtiges Mitglied der Regierung. Das Paar verbringt viel Zeit in Stuttgart. Feodora stirbt 1872 in ihrer Villa in Baden-Baden, die sie sich als Witwe hatte bauen lassen.

Im Jahr des 200. Geburtstages von Victoria nimmt Historiker Axel Dittrich Ende 2019 die Zuhörer mit ins viktorianische Zeitalter, zitiert aus den vielen Briefen, die die Schwestern sich geschrieben haben und erklärt, warum der winzige Krönungshandschuh der Queen in Langenburg und keiner mehr in London ist. Die Ausstellung zu Victoria ist auch noch im Jahr 2020 im Langenburger Schloss zu sehen.

 
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