Der Machtkrieg an der Spitze des VfB Stuttgart sorgt für großen Schaden
VfB-Präsident Claus Vogt und der Vereinsbeirat stellen sich öffentlich frontal gegen die Mehrheit im Aufsichtsrat der VfB-Profifußball-AG. All die sportlichen VfB-Nachrichten werden überlagert.

Es könnte schöner kaum sein: Die Fußballer des VfB Stuttgart sind als Bundesliga-Dritter auf dem Weg in die Champions League. Und Bundestrainer Julian Nagelsmann hat am Donnerstag gleich vier VfB-Asse für die Nationalmannschaft nominiert − das gab es seit 20 Jahren nicht mehr, das ist drei Monate vor der Heim-Europameisterschaft ein klares Zeichen, dass der Bundestrainer bei seiner EM-Mission ganz wesentlich auch auf die Kraft des Stuttgarter Erfolgs-Flows setzt.
Aber die Wolken über dem VfB werden immer dunkler, man sieht Blitze zucken und hört laute Donnerschläge. Der Zoff auf der Führungsebene bedroht den sportlichen Aufschwung. Der VfB-Vereinsbeirat und Club-Präsident Claus Vogt haben sich offen gegen die Aufsichtsratsmehrheit in der Profifußball-AG gestellt. Das ist kein putziger Kleinkrieg irgendwelcher Funktionäre, das ist ein Machtkampf mit enormer Sprengkraft.
Nie und nimmer hätte der Zwist derart eskalieren dürfen. Jetzt sieht es so aus, als ob eine Vermittlung zwischen den konträren Positionen nicht mehr möglich wäre. Der Imageschaden ist immens − für Claus Vogt, für den Investor Porsche. Vollkommen öffentlich wird verhandelt, wer womöglich ein zu großes Ego habe, wer zu machtgierig sei, wer Zusagen aus der Vergangenheit ignoriere. Zwei Seiten demontieren den Kern ihrer Existenz: den endlich wieder aufstrebenden Stuttgarter Fußball.
Den Grundkonflikt − hier traditionsorientierte Mitglieder, dort Geldgeber mit Kapitalinteressen − wird man im Profifußball auch in Zukunft als Dauerbegleiter haben. Die Fan-Proteste gegen den geplanten DFL-Investor haben das eindrucksvoll gezeigt. Es muss aber trotz anderer Prioritäten ein konstruktives Miteinander geben, kein Gegeneinander. Sonst gibt es nur Verlierer. Dem VfB kann die Zerreißprobe an der Spitze nur schaden.