Westen als machtloser Zuschauer im Ukrainekonflikt
Die Diplomatie ist gescheitert: Putin schafft Fakten und lässt sich nicht bremsen, meint Chefredakteur Uwe Ralf Heer in seinem Kommentar.
Das Drehbuch für die Offensive im Osten der Ukraine war längst geschrieben, die Umsetzung von Putins Plänen konnte nur jene überraschen, die allen Ernstes auf einen einsichtigen russischen Präsidenten gehofft hatten. So wie er sich mit ähnlich fadenscheinigen Begründungen die Krim einverleibt hat, so geschieht das nun auch mit Donezk und Luhansk. Putin schafft unumkehrbare Fakten. Der Bruch des Völkerrechts ist ihm egal, er denkt in historischen und vor allem gestrigen Dimensionen. Das russische Reich von einst mit willkürlicher Verschiebung von Grenzverläufen ist sein Ziel. Der eiskalte Autokrat hielt dazu eine Rede, die einen frösteln und erschauern ließ.
Zahnlose Worte
Auf diese Eskalation folgt ein Feuerwerk von zahnlosen Worten aus dem Westen. So wie Putin seine Gesprächspartner am langen Tisch im Kreml verhungern ließ, so wenig scheren ihn Sanktionen. Zu sehr hat sich der Westen mittlerweile abhängig gemacht - nicht nur bei North Stream 2. Zudem lässt sein exakt ausgeklügeltes Taktieren einen heftigen Gegenschlag gar nicht zu. Er marschiert (noch) nicht in die Ukraine ein, er stationiert seine Truppen in jenen "Volksrepubliken", die ohnehin längst von Kiew aufgegeben worden sind.
Autokraten kennen keine Spielregeln
Wir müssen uns endlich eingestehen, dass man mit autokratischen Herrschern keine demokratischen Spielregeln vereinbaren kann. Das gilt nicht nur für Putin.