Pro & Contra: Sollte ein Hundeführerschein zur Pflicht werden?
Baden-Württemberg will Prüfungen für Hundehalter gesetzlich vorschreiben. Die Meinungen darüber gehen auch in unserer Redaktion auseinander.

Die grün-schwarze Landesregierung in Baden-Württemberg hat es in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben: Ein Hundeführerschein soll in dieser Legislaturperiode kommen. Sie endet 2026. Halter sollen künftig einen Sachkundenachweis erbringen. Wie der genau aussehen soll, ist völlig offen. Unbekannt ist außerdem, ob er für alle Rassen eingeführt werden soll. Die zuständigen Ministerien stecken mitten in den Vorbereitungen für eine Gesetzesvorlage.
Einige Tierärzte sprechen sich klar für die Einführung eines solchen Nachweises aus. Sie stellen fest, dass einige Hundehalter auch mit kleineren Blessuren ihrer Tiere die Praxen stürmen. Das Wissen, wann es sich um einen echten Notfall handelt, sei nicht bei jedem Hundebesitzer vorhanden.
Die Meinungen gehen in unserer Redaktion auseinander.
Pro
Von Kilian Krauth
Was haben die Weihnachts- und die Corona-Zeit gemeinsam? Im Nachgang füllen sich die Tierheime, weil unerfahrene Hundehalter mit ihren geschenkten oder aus Langeweile gekauften Vierbeinern überfordert sind. Viele merken das erst, wenn die Katze schon den Baum droben ist, respektive, wenn ihr Hund zubeißt. So ein vierbeiniges Familienmitglied kann je nach Rasse nicht nur lieb sein, sondern sogar gefährlich: für den Postboten, für die eigenen Kinder, für den Halter selbst.
So oder so ist Bello anstrengend, weil er täglich mehrmals Gassi gehen muss – bei jedem Wetter, an jedem Tag im Jahr. Er schränkt die eigene Bewegungsfreiheit ein, das erfordert viel Planung, vom Kinobesuch bis zum Urlaub. Er zwingt den Halter kürzer zu treten, zeitlich, aber auch finanziell: durch die Hundesteuer und durch – womöglich voreilige – Tierarztbesuche.
Mit theoretischen Vorkenntnissen und vor allem mit praktischen Erfahrungen könnten viele böse Überraschungen vermieden werden. Ohne Prüfung funktioniert das nicht. Am Hundeführerschein führt kein Weg vorbei, zum Wohle aller.
Contra
Von Heike Kinkopf
Es ist ungerecht, unter allen Tierbesitzern ausschließlich von Hundehaltern einen Sachkundenachweis zu verlangen. Es unterstellt, dass sie allesamt unfähig sind, richtig mit ihrem treuen Freund umzugehen. Dafür gibt es keine Belege. Was es dagegen heute schon gibt: Für als gefährlich eingestufte Hunderassen existiert in Baden-Württemberg eine Kampfhundeverordnung. Mehr braucht es nicht.
Sicher kann fast jeder von unliebsamen Begegnungen mit Mensch und Hund berichten. Es rechtfertigt keinen Generalverdacht. Viele Besitzer gehen verantwortungsbewusst mit ihrem Tier um. Sie besuchen Hundeschulen – freiwillig. Sie achten auf ein gutes Miteinander, halten ihren Hund an der kurzen Leine, wenn sich ein Jogger oder Radfahrer nähert. Sie wissen um Ernährungs- und Haltungsfragen. Sie müssen nicht gegängelt werden.
Die Einführung eines Sachkundenachweises zieht bürokratische Verfahren und Kontrollen nach sich. Wer soll diese Aufgaben übernehmen? Polizei und Kommunale Ordnungsdienste haben Wichtigeres zu tun, als Hunde-Polizei zu spielen.


Stimme.de
Kommentare
Alfred Fischer am 20.06.2023 20:18 Uhr
Wer nicht die sittliche Reife besitzt, einen Hund – immerhin und nicht zu vergessen auch ein Geschöpf Gottes – artgerecht zu halten und imstande ist, dessen Bedürfnisse in ausreichendem Maße Rechnung zu tragen, dem kann dies auch nicht durch die formelle Ablegung einer Prüfung zum „Hundeführerschein“ zugestanden werden.
Dieses Unterfangen stellt für mich lediglich ein weiteres Kapitel aus dem „Grünen Buch der Verbote“ dar, von welchem wir alle derzeit ohne jeglichen Sinn und Verstand immer mehr in Mitleidenschaft gezogen werden.
Soll der Bestand unserer Haustiere auch wie jener der landwirtschaftlichen Nutztiere so eingedämmt werden, weil sie ja angeblich zu viel CO2 ausstoßen?
Daß gerade aber auch Tierärzte auf diesen aktuellen „Mainstream“ aufspringen, weil Tierhalter angeblich bereits mit geringen Blessuren ihres Vierbeiners die Praxen „stürmen“ würden ist aufgrund der gerade jetzt horrend gestiegenen Tierarztkosten in keinster Weise nachvollziehbar. Insgeheim werden diese Einkünfte doch sicher gerne zur Sicherung des Praxisbestands entgegengenommen.
Ich jedenfalls werde meinem treuen Gefährten diesen blanken Unsinn eines Hundeführerscheins nicht antun und hoffe vielmehr darauf, daß diese grüne Minderheitspartei mit all ihren Gängelungen und Verboten baldmöglichst wieder aus all unseren derzeitigen „Regierungen“ verschwindet.
Alfred Fischer