Soll der Neckartalradweg durchgehend asphaltiert werden?
Die Lauffener Stadtverwaltung will den Neckartalradweg Richtung Kirchheim für rund 1,2 Millionen Euro komplett ausbauen. Darüber gehen die Meinungen auseinander.
Für gut 1,25 Millionen Euro will die Stadt Lauffen den Radweg in Richtung Kirchheim ertüchtigen. Ein Großteil der Kosten würde durch Zuschüsse abgedeckt. Für die Stadt blieben schätzungsweise 105.000 Euro an Eigenanteil übrig.
Umstritten ist dabei der Ausbau für das letzte verbliebene naturnahe Teilstück, das kurz vor der Kirchheimer Gemarkung liegt. Allein hierfür sind Baukosten von knapp 500.000 Euro veranschlagt. Die Pläne werden am Mittwoch dem Gemeinderat zur Billigung vorgelegt. Geht es nach dem Willen der Stadtverwaltung sollen die Bauarbeiten im kommenden Frühjahr beginnen und der neue Radweg im Herbst 2022 fertiggestellt sein.
PRO
Von Simon Gajer

Viel mehr Menschen müssen aufs Rad steigen und so zur Arbeit pendeln, damit Deutschland seine Klimaziele erreicht. Um weitere Arbeitnehmer fürs Fahrradfahren zu gewinnen sind idyllischen Schotterwege der falsche Weg.
Wer jetzt das bequeme Auto nutzt, den kann man nicht mit unebenen Pisten mitten im Grünen begeistern. Pendler wollen ohne Umwege, schnell und mit freier Fahrt unterwegs sein. Idylle pur, links, rechts und unter den Reifen – das wollen vermutlich nicht einmal mehr die Radtouristen, wie zwei Beispiele aus der Region zeigen. Die Routen durchs Kocher- und Jagsttal sind seit Jahren ausgebaut. Trotzdem zählen diese Strecken zu beliebten Ausflugszielen.
Für die Familienradtour ist heutzutage anderes wichtiger als der knirschende Schotter unterm Zweirad: Es müssen ausreichend Einkehrmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Kaum etwas spricht dagegen, auch dieses Teilstück des Neckartal-Radwegs auszubauen. Das Land will schließlich auch zwischen Heilbronn und Bad Wimpfen mehr Tempo auf dem Radschnellweg haben.
CONTRA
Von Gerhard Mayer

Wenn Zuschüsse winken, setzt zuweilen der Verstand aus. Dies droht jetzt in Lauffen. Der Radwegausbau zwischen Lauffen und Kirchheim ist sinnvoll. Dabei das letzte naturnahe Teilstück zuzubetonieren ist aber völlig unnötig. Dies bringt auch Pendlern nichts.
Wer mit dem Rennrad statt wie jetzt mit 25 nachher mit 30 km/h entlangfahren kann, spart gerade mal 15 Sekunden. Das ist keine 500.000 Euro wert. Selbst wenn Lauffen einen Großteil davon gesponsert bekommt – auch Zuschüsse speisen sich aus Steuergeldern.
Außerdem ist der landschaftlich schöne Abschnitt wichtig für die Naherholung– hier gehen auch Spaziergänger und Jogger entlang, die dort keine Rad-Autobahn brauchen können. Völlig überflüssig ist zudem ein Monstergeländer, wie es Richtung Heilbronn gebaut wurde. Die Verwaltung sollte sich nicht hinter Sicherheitsempfehlungen verstecken.
Wenn sich Bürgermeister und Räte für eine naturnahe Lösung stark machen, wird auch die Genehmigungsbehörde einsehen, dass Radler zum Schutz kein 1,30 Meter hohes Stahlgerüst brauchen.