Meinung zur Personalie Lauterbach: Richtige Entscheidung
Die Berufung von Karl Lauterbach zum Bundesgesundheitsminister ist richtig, meint unser Kommentator Jürgen Paul
Nun also doch. Karl Lauterbach wird der nächste Bundesgesundheitsminister. Damit hat der designierte Kanzler Olaf Scholz bewiesen, dass er die Zeichen der Zeit erkannt hat. In einer Pandemie ungekannten Ausmaßes ist es absolut richtig, einen Mediziner zum Gesundheitsminister zu machen. Erst recht, wenn er wie Karl Lauterbach zum obersten Corona-Erklärer in den Reihen der Politik avanciert ist.
Als Dauergast in den deutschen Talkshows hat der Mann mit dem strengen Scheitel und der rheinisch-nasalen Stimme stets Klartext geredet und sich als Mahner einen bundesweiten Ruf erarbeitet. Und auch wenn er viele Bürger und Parteifreunde mitunter genervt haben mag – am Ende lag Karl Lauterbach fast immer richtig und hat sich damit viel Respekt erworben.
Das hat offensichtlich auch Olaf Scholz erkannt, dessen Verhältnis zu Lauterbach nicht das beste sein soll. Lange hat er diese Spitzenpersonalie offen gelassen, zwischendurch wurden die frühere SPD-Vorsitzende Andrea Nahles und Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher für das Amt gehandelt. Mit Lauterbach hat Scholz den richtigen Mann zur richtigen Zeit auf die richtige Position gehievt. In der dramatischen Corona-Lage braucht es einen ausgewiesenen Experten, der auch nicht vor unpopulären Wahrheiten und ebensolchen Maßnahmen zurückscheut.
Der künftige Kanzler weiß das – pflegeleicht wird der Gesundheitsminister Lauterbach nicht sein. Nun hat er Gelegenheit zu beweisen, dass er seine Kompetenz auch in konkrete Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie und zum Schutz der Bevölkerung umsetzen kann. Nach seiner Berufung hat Lauterbach selbstbewusst verkündet, dass Corona besiegt werde und das Land besser für künftige Pandemien gerüstet sein werde. An diesem Versprechen wird er gemessen werden.
Die Personalie Lauterbach verdrängt fast die weiteren Entscheidungen der SPD. Neben Hubertus Heil, der das Arbeits- und Sozialministerium behalten darf, und den Ministerinnen Christine Lambrecht und Svenja Schulze, die das Ressort wechseln, rücken mit Klara Geywitz (Bauen) und Nancy Faeser (Inneres) zwei weitgehend unbekannte Landespolitikerinnen ins Kabinett auf. Vor allem auf die Hessin Faeser als erste Bundesinnenministerin darf man gespannt sein.
Insgesamt ist die Ampel-Regierung jünger und weiblicher als ihre Vorgängerinnen. Dass Scholz sein Versprechen der paritätischen Besetzung nicht ganz einhalten kann, liegt weniger an ihm als an der FDP. Die Liberalen schicken drei Männer, aber nur eine Frau ins Kabinett.