Energiewende im Schneckentempo
Beim Ausbau der Windkraft erhöht der Bund den Druck auf die Länder. Richtig so, findet unser Autor.
Mit der Energiewende, die von früheren Bundesregierungen stiefmütterlich behandelt wurde, kann es jetzt nicht schnell genug gehen. Die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl legt die Versäumnisse gerade schonungslos offen. Hätte Deutschland früher auf erneuerbare Energien gesetzt, müssten die Bürger nun nicht vor einem kalten Winter und die Industrie vor massiven Produktionseinbrüchen zittern.
Es ist klar, dass sich diese Versäumnisse nicht in ein paar Monaten korrigieren lassen. Die Ampel-Koalition drückt aufs Tempo, mit dem vergangene Woche verabschiedeten "Wind-an-Land-Gesetz" soll der Windkraftausbau deutlich beschleunigt werden. Schließlich hat sich die Bundesregierung das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Anteil an erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bis 2030 von derzeit knapp 50 auf 80 Prozent zu steigern.
Im bisherigen Schneckentempo wird das nicht gelingen. Gerade mal 238 Windräder mit einer Leistung von 977 Megawatt wurden im ersten Halbjahr an Land errichtet. Das fünffache Volumen wäre notwendig, um die Ziele erreichen zu können, moniert die Branche. Mit dem neuen Gesetz erhöht der Bund den Druck auf die Länder. Besonders in Bayern und im grün-schwarz regierten Baden-Württemberg geht hier fast nichts voran. Die Länder müssen nun zwei Prozent ihrer Fläche für Windkraft ausweisen. Zudem müssen die Genehmigungsverfahren endlich verkürzt werden. Wenn es weiterhin 60 Monate dauert, bis ein Windrad gebaut werden kann, wird es nichts mit der Energiewende.