Die Kirche muss den Missbrauch durch eine Strukturreform beenden
Bischöfe bis hinauf zum späteren Papst Benedikt haben von Missbrauchsfällen gewusst, aber die Täter gedeckt oder nur versetzt, so dass sie unbeobachtet weitermachten konnten. So verspielt man auch noch das letzte Fünkchen Glaubwürdigkeit, meint unser Autor.
Missbrauch geschieht und bleibt meist im Verborgenen, besonders in hierarchischen Systemen: weil sich deren Mitglieder stark verbunden fühlen, durch ihre Begeisterung für die gemeinsame Sache, aber auch durch Druck und Scham. Das ist nicht nur in der katholischen Kirche der Fall. Aber dies darf bei Gott keine Entschuldigung sein. Im Gegenteil: Dass es ausgerechnet die sogenannte Braut Christi besonders schlimm treibt, ist verabscheuungswürdig. Besonders schlimm: Bischöfe bis hinauf zum späteren Papst Benedikt haben von Verfehlungen gewusst, aber die Täter gedeckt oder nur versetzt, so dass sie unbeobachtet weitermachten konnten. So verspielt man auch noch das letzte Fünkchen Glaubwürdigkeit.
Denn auch die Kirchen haben längst mit der Aufarbeitung unzähliger Fälle von sexueller und körperlicher Gewalt begonnen. Daraus resultierende Negativ-Schlagzeilen mögen gutgläubige Christen schmerzen. Licht ins Dunkel zu bringen ist aber im wahrsten Sinne des Wortes notwendig: vor allem für die Opfer. Es ist aber nicht damit getan, diese zu entschädigen, Täter zu bestrafen - und Bischöfe zum Rücktritt zu bewegen. Es müssen Strukturen und Normen hinterfragt werden, die den Missbrauch fördern und seine Aufklärung blockieren: Angstmacherei, Zentralismus, Zölibat, die verquere Sexualmoral.