Das Flüchtlingsthema wird zu gelassen bewertet
Der BaWü-Check macht deutlich, dass die Flüchtlingsthematik für die Bürger nur eine Nebenrolle spielt. Das dürfte eine Fehleinschätzung sein, meint Chefredakteur Uwe Ralf Heer in seinem Kommentar.
Die Stimmung in der Bevölkerung bleibt gedämpft. Diese Erkenntnis aus der Befragung der baden-württembergischen Tageszeitungen dürfte niemanden überraschen. Inflation, Rezession, Energieversorgung - diese Themen stehen derzeit stärker im Fokus als jene Probleme, die bei der Integration und Unterbringung der Flüchtlinge entstehen.
Stimmung: Kein Vergleich zu 2015
Es ist schon bemerkenswert, wie gelassen die Bevölkerung die enormen Schwierigkeiten hinnimmt, die bei dem Zustrom der ukrainischen Bürgerinnen und Bürger Kommunen und Landkreise ans Limit bringen. Kein Vergleich zur Flüchtlingswelle 2015. Das hat viel damit zu tun, dass der aktuelle Krieg uns direkter betrifft als dies bei den Flüchtlingsströmen aus Syrien oder den afrikanischen Ländern der Fall war.
Doch diese Gelassenheit ist trügerisch. Spätestens wenn Turnhallen zu Flüchtlingsunterkünften umgewidmet werden und es in den Schulen gilt, ukrainische Kinder zu unterrichten, werden die wahren Ausmaße dieser riesigen Herausforderung greifbarer - und belastender.
Bevölkerung und Politik gehen zu sorglos mit der Situation um, weil man der Meinung ist, die Ukrainer würden bald wieder in ihre Heimat zurückkehren. Doch das ist bei den Zerstörungen ihres Heimatlandes nur ein frommer Wunsch und keine tragfähige Lösungsstrategie.


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