Audi hat trotz Rekordzahlen ein hartes Jahr vor sich
Der Absatzrekord lässt sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Audi jubeln. 2024 wird aber angesichts der verspäteten Modellanläufe sicher sehr schwer für den Autobauer, meint unser Autor.

Fast drei Jahre ohne neues Modell, der dritte Chef in fünf Jahren: Audi hat turbulente Zeiten hinter, aber auch noch vor sich. Da ist es sicher Balsam für die Seele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass für 2023 ein Absatzrekord in den Büchern steht. Das ist angesichts der teils sehr alten Modellpalette bemerkenswert. Man darf aber nicht vergessen, dass im vergangenen Jahr noch viele Altbestände abgearbeitet wurden, für die es im Jahr zuvor an Teilen mangelte.
Dennoch ist die Leistung des Vertriebsteams von Audi und der Händler rund um den Globus bemerkenswert. Der Blick auf die Zahlen zeigt aber auch, dass die Abhängigkeit von China als größtem Einzelmarkt stärker denn je ist. Fast 40 Prozent aller Neuwagen von Audi wurden 2023 im Reich der Mitte ausgeliefert. Sollte die Nachfrage dort einbrechen, hat die Marke mit den vier Ringen ein massives Problem. Zwar wächst der Gesamtmarkt in China weiter, doch die einheimischen Marken machen immer mehr an Boden gut.
Verspätete Modellanläufe bei Audi
Für den Moment können sie sich freuen bei Audi. Doch der Blick muss schnell wieder nach vorne gerichtet werden auf ein Jahr, das angesichts der geopolitischen Lage mit vielen Krisenherden und verspäteter Modellanläufe äußerst herausfordernd wird. Die volumenstarken Neuheiten von Audi wie etwa der neue A5 aus dem Werk Neckarsulm werden größtenteils erst im zweiten Halbjahr verfügbar sein.
Das wird sich in den Absatzzahlen sicher bemerkbar machen. Im neuen Jahr können die Händler der Marke erst einmal nur Autos verkaufen, die zum Teil schon etliche Jahre auf dem Buckel haben. Zudem vermag keiner vorauszusagen, wie das lang erwartete Elektro-SUV Q6 E-Tron Anklang findet bei den Kunden. Immerhin kommt der Wagen mehr als zwei Jahre später als geplant auf den Markt. Was damals technisch herausragend gewesen wäre, wird heute schlicht erwartet.
Neckarsulm für Know-how bei Neuanläufen bekannt
Für die Neckarsulmer Mannschaft um Werkleiter Fred Schulze gilt es nun, die Anläufe der beiden wichtigen neuen Modelle A5 im Sommer und A7 im letzten Quartal zu stemmen. Schließlich sollen die Verbrennermodelle ab 2025 für eine deutlich höhere Auslastung als in den vergangenen Jahren sorgen. Das Werk in der Region, eines der komplexesten im gesamten VW-Konzern, ist für sein Know-how bei Neuanläufen bekannt.