Boston (dpa)
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Stinke-Schuhe und Klumpen-Soße: Preise für kuriose Forschung

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Kann Alkohol beim Sprachen lernen helfen? Oder Fledermäusen das Fliegen erschweren? Kuriose wissenschaftliche Studien wie diese wurden bei den Ig-Nobelpreisen geehrt. Auch Deutsche bekamen Preise.

Von Christina Horsten, dpa
Die Preise wurden für kuriose Forschung verliehen.
Die Preise wurden für kuriose Forschung verliehen.  Foto: Robert F. Bukaty/AP/dpa

Pizza essende Eidechsen, Knoblauch in der Muttermilch und die Wachstumsrate eines Fingernagels: Zehn wissenschaftliche Studien, die «erst zum Lachen und dann zum Denken anregen» sollen, sind in den USA mit «Ig-Nobelpreisen» ausgezeichnet worden. Die bereits zum 35. Mal verliehenen undotierten Spaßpreise, vergeben von einer Zeitschrift für kuriose Forschung, sollen nach Angaben der Veranstalter «das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren».

Der Titel des skurrilen Events - Ig-Noble - ist ein Wortspiel: «Ignoble» heißt auf Deutsch etwa «unehrenhaft». Die traditionell schrille Gala fand vor rund 1000 Zuschauern und Zuschauerinnen in einem Universitätsgebäude in der Ostküstenmetropole Boston statt - diesmal mit dem Oberthema «Verdauung».

Pizza essende Eidechsen und Muttermilch mit Knoblauch

Ein Team aus Nigeria, Togo, Italien und Frankreich wurde in der Kategorie Ernährung ausgezeichnet für Untersuchungen darüber, «inwieweit eine bestimmte Art von Eidechse sich aussucht, bestimmte Arten von Pizza zu essen». Ein Wissenschaftler und eine Wissenschaftlerin aus den USA bekamen den Preis in der Kategorie Kinderheilkunde, «für ihre Forschungen dazu, was ein Muttermilch trinkendes Baby erlebt, wenn die Mutter des Babys Knoblauch isst». Der US-Forscher William Bean wurde posthum in der Kategorie Literatur geehrt, weil er rund 35 Jahre lang «beharrlich die Wachstumsrate von einem seiner Fingernägel aufgezeichnet und analysiert» hatte. 

Einige der Preise gingen auch nach Deutschland: Beispielsweise bekam ein Forschungsteam, in dem unter anderem Fritz Renner und Jessica Werthmann von der Universität Freiburg mitwirkten, die Auszeichnung in der Kategorie Frieden - «dafür, dass sie gezeigt haben, dass das Trinken von Alkohol manchmal die Fähigkeiten eines Menschen verbessert, eine Fremdsprache zu sprechen».

Studien-Idee wurde beim Trinken geboren

Die Auszeichnung sei «überraschend» gekommen, denn die Studie stamme bereits aus dem Jahr 2017, sagte Renner der Deutschen Presse-Agentur. «Die Idee zu der Studie wurde bei einer Fachtagung in Wien geboren. Wir haben abends etwas getrunken und festgestellt, dass es leichter fiel, sich auf Englisch zu unterhalten.»

Sie wollten aber natürlich nicht dazu raten, Alkohol zu trinken, um Fremdsprachen zu sprechen, denn Alkohol habe auch viele negative Effekte, ergänzte seine Partnerin Werthman. «Der Preis passt zu der Studie. Sie soll zum Lachen und Nachdenken anregen.» Das Forscher-Paar, beide sind 43 Jahre alt, reiste nicht zur Verleihung in die USA, schickte aber eine kurze Dankesrede, die in ihrer Abwesenheit vorgelesen wurde. 

Die Ehrung in der Kategorie Physik ging an ein Team, an dem auch Forscher vom Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden beteiligt waren. Sie wurden ausgezeichnet «für Entdeckungen zur Physik von Nudelsauce, besonders im Phasenübergang, der zu Verklumpung führen kann, was eine Ursache für Unannehmlichkeiten sein kann». 

Stinke-Schuhe und Kühe mit Zebrastreifen

In der Kategorie Ingenieursdesign wurden zwei Forscher aus Indien geehrt, die analysiert hatten, «wie übelriechende Schuhe die guten Erlebnisse bei der Benutzung eines Schuhregals beeinflussen». Ein Forschungsteam aus Polen, Australien und Kanada bekam die Auszeichnung in der Kategorie Psychologie für ihre Untersuchungen zu der Frage, «was passiert, wenn man Narzissten - oder irgendjemand anderem - sagt, dass sie intelligent sind».

Ein Team aus den USA und Israel wurde in der Kategorie Chemie geehrt, für Experimente, mit denen getestet werden sollte, ob das Essen von Teflon «eine gute Möglichkeit ist, die Menge von Essen und damit die Sättigung zu steigern, ohne den Kalorienkonsum zu steigern». 

Ein Forschungs-Team aus Japan bekam den Preis in der Kategorie Biologie für Tests, mit denen sie versuchten herauszufinden, «ob Kühe, die mit einer Art Zebrastreifen angemalt werden, es vermeiden können, von Fliegen gebissen zu werden». 

Der Preis in der Kategorie Luftfahrt ging unter anderem an Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in Israel, den USA und Kolumbien, die erforscht hatten, ob Alkohol bei Fledermäusen «die Fähigkeit zum Fliegen und zur Echoortung beeinflussen kann». 

Papierflieger, Mini-Musikstücke und noch mehr skurriler Klamauk

Bei der Kult-Gala nahmen wie jedes Jahr auch diesmal wieder echte Nobelpreisträger teil und es flogen Papierflieger aus dem Publikum. Es gab Sketche, bizarre Kurzmusikstücke und noch viel mehr skurrilen Klamauk. Beendet wurde die Zeremonie von den traditionellen Abschlussworten des Moderators Marc Abrahams: «Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!»

Bei der Ig-Nobelpreis-Gala werden traditionell Papierflieger geworfen.
Bei der Ig-Nobelpreis-Gala werden traditionell Papierflieger geworfen.  Foto: Robert F. Bukaty/AP/dpa
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