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Astro-Alex: Vom Rieskrater zur Mondmission

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Ein Besuch in den Trainingsstätten der Astronauten im Nördlinger Ries. Wie bereiten sich Alexander Gerst und seine Kollegen auf den Flug ins All vor?

Von Dominik Durner und Verena Mörzl

Trainingsplätze stellt man sich eigentlich anders vor. Gepflegter Rasen, 400 Meter Tartan im Rund und verwitterte Tribünen. Verwittert ist im Südwesten des Geoparks Ries höchstens das Hinweisschild zum Ohrengipfel, darunter steht in schwarzen Lettern auf leuchtend gelbem Grund: "Suevit-Steinbruch Altenbürg". Steinbrüche im Ries sind dieser Tage Trainingsplätze für Nasa-Astronautin Stephanie Wilson und Esa-Astronaut Alexander Gerst.

Ziegen, nichts als Ziegen

Doch bei der Alten Bürg sind die beiden schon mal nicht, anstelle einer Weltraum-Kommissions-Delegation gibt es dort nur Ziegen zu sehen, und Kinder, die auf Ziegen starren. Aber wieso zieht es Wilson und Gerst überhaupt ins Ries, um sich dort auf die nächste Mission im All vorzubereiten?

Ziegen fühlen sich im Krater wohl. Durch den Geopark Ries können Touristen auch wandern.
Ziegen fühlen sich im Krater wohl. Durch den Geopark Ries können Touristen auch wandern.  Foto: Augsburger Allgemeine

Der Besuch der Nasa- und Esa-Astronauten ist ein "Glücksfall", wie die Geschäftsführerin des Vereins Geopark Ries, Heike Burkhardt, sagt. Alexander Gerst sei sowohl Geophysiker als auch Vulkanologe. Sie vermutet, dass für ihn das Training im Rieskrater ein "Spaziergang" werde. Er sei extrem intelligent, könne in kurzer Zeit viel Wissen aufnehmen, schätzt sie.


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Laut Esa lernen Gerst und Wilson in einem Intensiv-Kurs, wie man eine Landschaft liest, wissenschaftlich relevantes Gestein sammelt und dessen geologische Bedeutung effektiv mit den Teams auf der Erde kommuniziert.

Nur einen Steinwurf von der Alten Bürg entfernt, im Geotop Lindle, hat man einen hervorragenden Blick über das Ries. Auf dem Weg zum Steinbruch aber plötzlich das: Schuhabdrücke im Matsch. Nur leider keine Spur von "Astro-Alex", wie sich Gerst auf sozialen Plattformen nennt. Wieder gibt es nur Ziegen. Und Touristen.

Im Geotop Lindle hat man einen guten Blick über das Ries. Der Krater ist vor knapp 15 Millionen Jahren durch die Kollision eines etwa einen Kilometer großen Asteroiden mit der Erde entstanden.
Im Geotop Lindle hat man einen guten Blick über das Ries. Der Krater ist vor knapp 15 Millionen Jahren durch die Kollision eines etwa einen Kilometer großen Asteroiden mit der Erde entstanden.  Foto: McPHOTO / Erich Thielscher via www.imago-images.de

Auch auf dem Mond schlagen Himmelskörper ein, wie es im Ries geschehen ist. "Deshalb können sich die Astronauten hier das Ergebnis dieser Prozesse anschauen, dann nach Ergebnissen auf Mond und Mars suchen und schließlich vergleichen", erklärt Burkhardt vereinfacht. Der andere Grund, weshalb die Weltraumforscher im Ries trainieren, ist der Zustand des Kraters. 15 Millionen Jahre seien aus geologischer Sicht kein langer Zeitraum. Im Rieskrater lässt sich neugebildetes Gestein wie den Suevit entdecken. Eine ausgezeichnete Forschungsgrundlage.

Suevit gibt es auch im nächsten Steinbruch auf der Liste: In Otting haben sich die Astronauten von Apollo 14 und 17 auf ihre Mond-Missionen vorbereitet und damit auch für den bis dato letzten bemannten Mondflug. Die Vorzeichen stehen also gut, wurde doch im Steinbruch Otting noch dazu der endgültige Beweis dafür erbracht, dass der Rieskrater durch einen Asteroiden entstanden ist. Vor Ort ist der Steinbruch von einem Zaun umgeben, durch ein kleines Waldstück führt ein Weg hinein. 15 Millionen Jahre alte Steine und ein kleiner Weiher sind zu sehen. Raumfahrer? Fehlanzeige.

Krater mit kosmischem Ursprung

Heike Burkhardt nennt einen wesentlichen Grund dafür, dass die Astronauten für ihr Training den Rieskrater auswählen. "Das Ries ist der zweite Krater auf dem Planeten, der kosmischen Ursprungs ist", erklärt sie. Die Entdeckungsgeschichte des Rieskraters habe zu einem Paradigmenwechsel in der geologischen Wissenschaft an sich geführt. Bis dahin dachte man, alles sei auf der Erde entstanden - bis eben in Otting herausgefunden wurde, dass ein Asteroid den Krater geformt hat.

1,5 Stunden entfernt von Künzelsau

In dessen Ausläufern gibt es bei Hainsfarth noch den Steinbruch Aumühle, letzter Versuch. Ab ins Auto, durch das malerische Ries. Vielleicht ist Gerst auch schon einmal im Ries gewesen, sein Geburtsort Künzelsau liegt immerhin nur knappe eineinhalb Autostunden von Nördlingen entfernt.

Bohrlöcher in den Suevit-Wänden: Wie das Gestein entstanden ist, wird erforscht.
Bohrlöcher in den Suevit-Wänden: Wie das Gestein entstanden ist, wird erforscht.  Foto: Augsburger Allgemeine

Im Steinbruch Aumühle dann ein Hinweis: Überall in den Suevit-Wänden sind Bohrlöcher zu finden. Waren die Astronauten also schon da? Heike Burkhardt hat eine Antwort. Die Bohrlöcher entstanden durch Proben von Wissenschaftlern, die wissen wollten, wie Suevit entstanden ist.

Die Autoren: Diesen Text hat uns freundlicherweise die "Augsburger Allgemeine" zur Verfügung gestellt.

 
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