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Dein Glück, deine Entscheidung

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Stimmt!-Schreiber Johannes geht der Frage nach, was uns Menschen wirklich glücklich macht. Teil zwei.

Von Johannes Zimmermann

Ein glückliches Leben ist vermutlich der Wunsch eines jeden Menschen – und doch scheint es für viele ein unerreichbarer Idealzustand zu sein. Ich möchte zu Beginn dieses Artikels kurz die Quintessenz von Teil 1 zusammenfassen. In der letzten Woche habe ich die (wissenschaftlich fundierten) psychologischen Grundlagen des Glücks erklärt.

Es ging darum, dass unsere Lebensumstände unser Glück kaum beeinflussen – die Art und Weise, wie wir die Ereignisse unseres Lebens interpretieren, spielt aber eine große Rolle. Die Psychologie weiß, dass wir Menschen immer danach streben, unsere Sicht der Welt zu bestätigen. Wer eine negative Weltsicht hat, wird auch vorwiegend negatives erleben – mit einer positiven Weltsicht zieht man hingegen Positives an. In Teil 2 soll es nun darum gehen, was wir aktiv tun können, um ein zufriedeneres Leben zu führen. Ich habe mich auf die in meinen Augen fünf wichtigsten Erkenntnisse der Positiven Psychologie beschränkt:

Geld 

Die Frage, die ich wahrscheinlich am häufigsten höre, ist: „Macht Geld glücklich?“ Und wahrscheinlich gibt es auch keine Frage, bei der die Meinungen so weit auseinandergehen. Darum jetzt mal wissenschaftlicher Klartext: Viel Geld macht uns zwar nicht glücklich – aber zu wenig Geld macht uns unglücklich. Sobald unsere Grundbedürfnisse wie Nahrung, Unterkunft und Fortbewegung gesichert sind, bringt mehr Geld allerdings nicht mehr Glück in unser Leben. Im Gegenteil – wir erinnern uns an den Effekt der hedonistischen Anpassung aus Teil 1 – erhöht sich unser Lebensstandard, gewöhnen wir uns schnell daran und sind schon bald nicht glücklicher als vorher. Sollten wir dann wieder weniger Geld verdienen, liegt unser Lebensstandard bereits über unseren Möglichkeiten, was uns unglücklich machen kann.

Johannes Zimmermann hat sich während seines Psychologiestudiums viel mit der Positiven Psychologie auseinandergesetzt.
Johannes Zimmermann hat sich während seines Psychologiestudiums viel mit der Positiven Psychologie auseinandergesetzt.

Es gibt jedoch zwei Ausnahmen. Erstens – und hier gehe ich auf das Beispiel der teuren Luxusreisen in Teil 1 ein – können uns (mit Geld bezahlte) Erlebnisse glücklicher als materieller Besitz machen. Doch es kommt nicht darauf an, einen teuren Urlaub im Wellnesshotel zu verbringen. Vielmehr geht es darum, ein Erlebnis zu erschaffen, das ich mit einem anderen Menschen teile – das gemeinsame Erleben und die damit verbundenen Emotionen tragen zu unserem Glück bei. Dafür ist keinesfalls ein kostspieliges Vergnügen notwendig.

Und zweitens: Wir geben unser Geld für andere Menschen aus. Studien haben gezeigt, dass unser Glückslevel enorm steigt, wenn wir unser Geld nicht für uns selbst, sondern für unsere Mitmenschen einsetzen – ganz egal, ob das nun zehn oder 1000 Euro sind.

Selbstliebe 

In unserem Kulturkreis wird Selbstliebe häufig mit Egoismus verwechselt – auch, wenn das zwei völlig verschiedene Dinge sind. Selbstliebe heißt nichts anderes als: Ich bin wertvoll, so wie ich bin. Egal, was ich tue. Egal, wie ich aussehe. Und auch, wenn ich manchmal Dinge tue, die nicht in Ordnung sind, bin ich trotzdem ein wertvoller Mensch. Selbstliebe bedeutet auch, sich mehr auf seine Stärken als auf seine Schwächen zu fokussieren. Denn häufig werden unsere Schwächen nur von anderen Menschen als solche bezeichnet. Meistens sind es nur Stärken, die anderen Menschen nicht gefallen. Ich bin beispielsweise ein sehr ungeduldiger Mensch – was für mich bedeutet: Ich stecke voller Energie, Tatendrang und Lebensfreude.

Und wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist: Ich kann andere Menschen nur dann lieben, wenn ich auch mich selbst liebe. Solange ich mich selbst nämlich nicht wertschätze, suche ich in der Beziehung zu anderen Menschen nur nach Anerkennung – nämlich der, die ich mir selbst nicht gebe.

Flow und Sinn 

Vielleicht kennst du das folgende Gefühl: Du gehst einer Tätigkeit nach und vergisst dabei die Zeit, du gehst vollkommen in der Sache auf und hast Freude daran. Wissenschaftler bezeichnen dies als Flow-Erlebnis. Flow entsteht, wenn wir etwas tun, und unsere Fähigkeiten genau der Schwierigkeit der Aufgabe entsprechen. Ein Beispiel: Ich spiele Tennis. Spiele ich mit einen Gegner, der schwächer ist als ich, entstehen Unterforderung und Langeweile. Kämpfe ich gegen einen viel stärkeren Gegner, entstehen Stress und Frustration durch die vielen Niederlagen. Spiele ich aber gegen einen Gegner auf Augenhöhe, so entspricht die Schwierigkeit meiner Fähigkeit, und ich kann daran wachsen. Dann entsteht Flow – ein Gefühl, welches uns äußerst glücklich und erfüllt machen kann.

Darüber hinaus möchte ich den Sinn hier nur kurz ansprechen, denn ihm allein könnte man schon eine mehrteilige Serie widmen. Jedoch sei gesagt, dass das Empfinden von Sinn äußerst wichtig für ein glückliches Leben ist. Wir sind zufrieden, wenn wir Aufgaben nachgehen können, die für uns persönlich eine (tiefere) Bedeutung haben – und uns nicht nur mit Oberflächlichkeiten befassen.

Beziehungen 

Die Qualität unserer Beziehungen entspricht der Qualität unseres Lebens – wie vorhin bereits erwähnt, hängt das natürlich damit zusammen, dass gemeinsame Erlebnisse unser Glück enorm steigern können. Doch es gibt noch eine viel wichtigere Funktion: In Beziehungen können (und sollten) wir alle Gefühle zulassen. Das heißt, wir sollten auch Traurigkeit, Wut, Enttäuschung und Angst spüren dürfen. Sie zu erleben und mit anderen zu teilen reduziert Anspannung – und zudem können wir Glück nur dann voll auskosten, wenn wir auch das Gegenteil davon erleben. Jammern, Lästern, sich beschweren – all das sind Strategien, die sich auf Probleme fokussieren und diese größer machen. Sie anzuwenden verhindert, dass in einer Beziehung Vertrauen und Nähe entstehen kann – und steht somit auch dem Glück im Weg. Häufig ist der Wunsch, sich durch diese Strategien besser zu fühlen. Kurzfristig mögen sie uns Befriedigung verschaffen – langfristig zerstören sie unsere Lebenszufriedenheit.

Verantwortung übernehmen

"Die meisten Leute leben ihr Leben, wie sie es leben, weil die meisten Leute es so leben.“ Matthias Pleye 

Mit diesem Zitat möchte ich den Artikel beenden. Diese beiden Artikel sind nur ein kleiner Einblick in die Welt der Glückspsychologie. Es gibt keine allgemeingültigen Glückstipps. Die einen meinen, Dankbarkeit sei das Wichtigste, für andere ist es Hilfsbereitschaft oder Selbstliebe. Glück ist individuell. Betrachte die beiden Artikel also nicht als Patentrezept, sondern als Inspiration, dich selbst damit auseinanderzusetzen, was für dich wichtig ist.




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