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Dein Glück, deine Entscheidung

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Stimmt!-Schreiber Johannes geht der Frage nach, was uns Menschen wirklich glücklich macht. Teil eins.

Von Johannes Zimmermann

Wir alle wollen im Leben eines: glücklich sein. In den USA ist das Streben nach Glück sogar in der Verfassung verankert. Und doch verbringen wir so viel Zeit mit Unzufriedenheit und Gefühlen, die wir als schlecht bezeichnen. Wir verbreiten Hass, Neid, Feindseligkeit und sind oft alles andere als zufrieden. Ich selbst habe mich während meines Psychologiestudiums viel mit der Positiven Psychologie auseinandergesetzt – also mit der Wissenschaft, die erforscht, was ein zufriedenes und glückliches Leben ausmacht. Die Ergebnisse meiner Glücksrecherche siehst du jetzt vor dir.

Johannes im Eschenauer Paradies, ein Aussichtspunkt mit Picknickplatz mitten in den Weinbergen von Obersulm. Fotos: privat
Johannes im Eschenauer Paradies, ein Aussichtspunkt mit Picknickplatz mitten in den Weinbergen von Obersulm. Fotos: privat

Dies ist der erste von zwei Artikeln über das Glück. Heute geht es um die psychologischen Grundlagen. Was ist überhaupt Glück? Welche Mechanismen in unserem Gehirn beeinflussen, ob wir glücklich sind? Und welche Auswirkungen hat Glück auf Körper und Geist? Im zweiten Artikel geht es dann ganz gezielt um einige Erkenntnisse der Positiven Psychologie, mit denen wir das Glück in unserem Leben vergrößern können.

Lass uns zunächst klären, was Glück ist und was nicht. Zunächst einmal ist Glück ein Gefühl – und Gefühle sind vergänglich. Wenn du dir also erhoffst, in jeder Sekunde deines Lebens glücklich zu sein, dann muss ich dich leider enttäuschen.

Glück ist nicht die Abwesenheit von Schlechtem

Es geht nicht darum, alle Gefühle außer Freude aus deinem Leben zu verbannen. Glück ist nicht die Abwesenheit von Schlechtem – vielmehr ist es ein überdauerndes Gefühl von Erfüllung. Ein Gefühl von: Mein Leben ist gut so, wie es ist – mit allen Problemen und Herausforderungen. Viele Menschen verwechseln Glück mit Spaß. Spaß kann sein, sich mit Alkohol zu betäuben, zu lauter Musik zu tanzen, lustige Videos anzuschauen.

Glück hingegen hängt viel stärker mit Sinn zusammen. Mit hochwertigen Beziehungen. Mit dem Gefühl, das Leben selbst in der Hand zu haben. Vor allem aber ist es individuell – darum scheue ich mich auch davor, dir allgemeingültige Glückstipps mitzugeben, denn diese existieren nicht. Jedoch werde ich in Teil 2 einige Wege mit dir teilen, wie man seine Lebenszufriedenheit erhöhen kann.

Manchmal sind es die vermeintlich keinen Dinge im Leben, die einen glücklich machen - wie ein Sonnenaufgang.
Manchmal sind es die vermeintlich keinen Dinge im Leben, die einen glücklich machen - wie ein Sonnenaufgang.

Um zu verstehen, warum manche Menschen glücklicher zu sein scheinen als andere, möchte ich hier drei wichtige psychologische Effekte unter die Lupe nehmen, die genau das erklären.

Der Effekt der hedonistischen Anpassung

Wir Menschen gewöhnen uns sehr schnell an unsere Lebensumstände. Egal, ob wir im Lotto gewinnen oder einen Autounfall schwer verletzt überleben – die äußeren Umstände ändern langfristig kaum etwas an unserem Glücksgefühl. Der Grund dafür: Sobald sich unsere Lebensumstände verbessern, steigen auch unsere Erwartungen. Das erste eigene Auto zu fahren, mag zu Beginn ein grandioses Gefühl sein, da es unseren bisherigen Lebensstandard aufwertet. Aber spätestens nach einigen Monaten bis Jahren haben wir uns an das Auto gewöhnt – wir erwarten es jetzt. Das hat zwei wichtige Folgen. Erstens: Sind unsere Erwartungen größer als das, was unser Leben zu bieten hat, sind wir unglücklich – und umgekehrt! Zweitens: Materielle Dinge haben nur einen sehr begrenzten Einfluss auf unser Glücksgefühl – denn sie werden schnell zur neuen Normalität. Die Positive Psychologie hat herausgefunden, dass uns Erlebnisse glücklicher machen können als materieller Besitz. Doch Vorsicht – damit sind keine teuren Luxusreisen gemeint, worauf ich im zweiten Teil näher eingehen werde.

Der Confirmation Bias

Der Begriff bedeutet so viel wie Bestätigungsfehler. Dieser besagt, dass wir nur das wahrnehmen, was unsere eigenen Annahmen von der Welt bestätigt. Ein Beispiel: „Ich glaube, alle Politiker erzählen nur Lügen.“ Ich würde nun nach Bestätigung für diese Annahme suchen. Wenn in den Medien ein Skandal über einen Politiker auftaucht, nehme ich diesen viel eher wahr, und kann im Anschluss sagen: „Ich hab’s doch gesagt!“ Auf diese Weise bestätigen wir uns selbst immer wieder in unserer verzerrten Wahrnehmung. Der Confirmation Bias kann aber auch Grundlage des Glücks sein. Ich könnte beispielsweise glauben: „Alle Menschen sind nett zu mir“ – und ich würde im selben Maße vor allem die Menschen wahrnehmen, die nett zu mir sind. Probiere das gerne einmal mit deinen eigenen Annahmen von der Welt aus. Wichtig ist mir, dass es sich hier nicht um Affirmationen handelt. Du sollst dir also nicht einreden: „Ich bin glücklich und alle Menschen beschenken mich reich“ – wenn du nicht aus ganzem Herzen daran glaubst, wirst du damit wenig Erfolg haben.

Die selbsterfüllende Prophezeiung

Im Prinzip eine Fortsetzung des Confirmation Bias: Ich bin davon überzeugt, dass ich in der Prüfung schlecht abschneiden werde – und das tritt auch tatsächlich ein. Was ist passiert? Unsere Gedanken beeinflussen unser Verhalten. Glück kann entstehen, wenn wir selbsterfüllende Prophezeiungen umgekehrt nutzen und optimistisch in die Zukunft blicken.

Welche Auswirkungen hat Glück auf uns?

Wir alle wollen ein glückliches Leben – doch warum eigentlich? Tatsächlich hat Glück einige positive – und negative – Auswirkungen auf unseren Körper und Geist. Die folgenden Zeilen sollen also zeigen, wozu ein zufriedener Lebensstil führen kann.


Glückliche Menschen leben gesünder 

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Glück die Sterblichkeitsrate senkt und zu einem längeren Leben führen kann. Schmerzen werden weniger stark wahrgenommen, es werden weniger Stresshormone ausgeschüttet. Man erkältet sich seltener und pflegt einen gesünderen Lebensstil – denn tendenziell treiben wirklich glückliche Menschen mehr Sport, schlafen besser, trinken viel seltener Alkohol und rauchen kaum.


Glückliche Menschen arbeiten besser 

Glückliche Menschen sind kreativer und treffen bessere Entscheidungen. Sie werden häufiger gelobt und gefördert, empfinden weniger Stress und erhalten mehr Unterstützung.


Glück hat auch negative Folgen 

Bei allen Vorteilen gibt es auch Nachteile. Glück kann uns Stolz machen, und dieser lässt uns weniger mit anderen Menschen mitfühlen. Zu viel Glück kann die Kreativität senken und dazu führen, dass wir anderen eher mit Vorurteilen begegnen. Glückliche Menschen sind leichter zu überzeugen und machen für Missgeschicke eher die Situation verantwortlich, als sich selbst.


Man merkt also

Glück ist in jedem Fall der Bestandteil eines guten Lebens – doch es sollte nie das einzige Gefühl sein. Zu viel des Guten kann auch zu Problemen führen. Wie man diesen Herausforderungen begegnet, darum soll es im zweiten Teil gehen. Unsere Lebensumstände entscheiden nur sehr wenig darüber, ob wir glücklich sind. Wir versuchen immer, unsere Ansicht von der Welt zu bestätigen. Darum ist es wichtig, die Welt als einen positiven Ort zu sehen, da wir mehr von dem in unser Leben ziehen, woran wir glauben. Wer an großartige Menschen glaubt, kann schon sehr bald von diesen umgeben sein.




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