Thomas Gottschalks Abschied von "Wetten, dass...?": Rückblick auf Frank Elstner, Shitstorms und TV-Momente
Thomas Gottschalk hat die Show "Wetten, dass...?" zu ungeahnten Höhen geführt, aber auch etliche Tiefpunkte produziert. Nun ist Schluss − oder?

"Topp, die Wette gilt!" Mit diesem Spruch gab es seit 1981 verrückte Ideen und wahre Fernseh-Highlights. Das war zu einer Zeit, in der noch nicht gestreamt wurde, sondern eine Live-Sendung auch mal eine Stunde länger dauern konnte. "Überziehen", nannte man dies. Unten wurde der Teaser eingeblendet: "Die nachfolgenden Sendungen verschieben sich um ..."
Das von Frank Elstner erfundene TV-Format war zu seiner Zeit genial und für viele Familien der gemeinsame Höhepunkt der Woche am Samstagabend. Thomas Gottschalk gebührt der Verdienst, die Show mit internationalen Stars wie Madonna oder Michael Jackson auf ein bisher im deutschen Fernsehen nicht vorhandenes Level gehoben zu haben.
Thomas Gottschalk und Frank Elstner: Was die TV-Moderatoren unterscheidet
Der Unterschied zwischen den beiden großen Moderatoren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, der auch am Samstag gegen Ende der Show deutlich wurde: Gottschalk hat sich stets selbst in den Mittelpunkt gestellt, Kandidaten wie Gäste manchmal peinlich vorgeführt, was Elstner nie getan hat. Bei ihm waren und sind die Kandidaten die Stars der Show gewesen.
Heute sind die Haare bei Gottschalk kurz, aber immer noch blond. Das Outfit ist wie stets extravagant. Standing Ovations gibt es gleich zu Beginn der wohl letzten Show. Das Riesensofa für die Stars ist geblieben. Peinliche Zoten bleiben aus, die "unterkühlten Eierstöcke" oder Jennifer Lopez mehrfach in Zeitlupe wackelnder Hintern haben in Zeiten von "Me-too" nichts zu suchen.
Emotionen vor zwölf Millionen Zuschauern: So war der Abschied von Thomas Gottschalk von "Wetten, dass...?"

Eigentlich hatte sich Gottschalk schon 2011 nach dem schweren Unfall von Samuel Koch vor laufenden Kameras von "Wetten, dass..?" verabschiedet, dann aber sporadisch noch Revival-Shows moderiert. "Ich bin noch nicht tot", sagte Gottschalk am Samstagabend und schaute schon mal in die falsche Kamera. Man muss aber neidlos anerkennen: Die große Emotion kann Gottschalk immer noch. Mehr als zwölf Millionen Zuschauer können nicht irren. Der Grandseigneur des ZDF bekommt einen Abgang, der würdig und versöhnlich zugleich ist. Mit 73 Jahren und nach mehr als 150 Mal "Wetten, dass..?" ist nun endlich und endgültig Schluss. Ein Veteran fährt mit dem Bagger von der Bühne. Oder passend zu Felix' unglaublich cooler, leider aber verlorenen Wette: Der Drops ist gelutscht.
Mit Gottschalk geht ein Stück Wohlfühl-Fernsehen, bei dem Wettkönigin Julia Reichert mit ihrem sensationellen Gedächtnis noch einmal die besten aus 216 Top-Wetten Revue passieren ließ. Die Samstagabend-Show ist Vergangenheit... Oder doch nicht? Auf Schildern war zu lesen: "Thommy, mach's nochmal!" Aber der Entertainer wollte nicht noch einmal einen "Shitstorm" provozieren. "Wenn ich im Fernsehen nicht mehr wie zu Hause reden darf, dann lass ich es einfach", sagte Gottschalk zum Abschluss seiner TV-Karriere. Und die Fans bejubelten ihn noch minutenlang.