Wetterdienst hebt Unwetterwarnungen auf – Hochwasserlage bleibt angespannt
Nach tagelangem Dauerregen hat der Deutsche Wetterdienst alle seine zeitweise für mehrere Bundesländer geltenden Unwetterwarnungen aufgehoben. Allerdings bleibe die Hochwasserlage teilweise noch sehr angespannt. Am Main in Wertheim könnte der Pegel noch steigen.

Nach tagelangem Dauerregen hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) alle seine zeitweise für mehrere Bundesländer geltenden Unwetterwarnungen aufgehoben. Der Regen habe nachgelassen beziehungsweise an Intensität verloren, teilte der DWD am Dienstagmittag in Offenbach mit. "Bis auf Weiteres ist mit keinen ergiebigen Niederschlägen zu rechnen." Allerdings bleibe die Hochwasserlage an den Flüssen teilweise noch sehr angespannt.
Aktuell "mäßige Hochwassergefährdung" am Main bei Wertheim
Am Mainpegel Wertheim (Main-Tauber-Kreis) stagnieren die Wasserstände oder steigen noch leicht an, wie die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg (HVZ) am Dienstagvormittag, 26. Dezember, mitteilte. Laut Vorhersagestand erreichen diese Anstiege dort am morgigen Mittwoch – bei voraussichtlich noch steigender Tendenz – das Niveau eines alle zwei Jahre vorkommenden Hochwassers.
Gemäß der Modellberechnung besteht am Main zwischen Wertheim und Freudenberg (Main-Tauber-Kreis) eine "mäßige Hochwassergefährdung" (Stand: Dienstagmittag). Mögliche Auswirkungen seien stellenweise kleinere Ausuferungen und eine erhöhte Strömung im Uferbereich. Die Warnung gilt auch das Einzugsgebiet der Neckar-Zuflüsse Elz und Itter im Neckar-Odenwald-Kreis sowie für Einzugsgebiete der Rhein-Zuflüsse zwischen Kehl und Mannheim.
Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg: Lage hat sich entspannt
Als Folge der seit knapp einer Woche gefallenen Niederschläge waren die Wasserstände in den baden-württembergischen Flüssen teilweise deutlich angestiegen. Betroffen waren die Zuflüsse zum Hochrhein, die Zuflüsse zur Donau, der Neckar, der Main sowie Gewässer im Kocher-Jagst-Gebiet. Die Lage entspannte sich aber am Dienstag.
Zuvor hatte der Wetterdienst vor ergiebigem Dauerregen in manchen Mittelgebirgen gewarnt. Betroffen waren zuletzt noch Teile von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, wie es in einer Unwetterwarnung vom Montagabend geheißen hatte. Auch für Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern und Sachsen galten seit dem Wochenende zeitweise Unwetterwarnungen wegen des Dauerregens.
Okertalsperre voll – Braunschweig rechnet mit Flutwelle
Unterdessen hat die Okertalsperre im Harz ihre maximale Kapazität erreicht. Über den Überlauf der Staumauer werde nun mehr Wasser in die Oker abgegeben, teilte die Stadtverwaltung Braunschweig am Dienstag mit. Statt 16 Kubikmeter pro Sekunden fließen nun 30 Kubikmeter pro Sekunde in den Fluss.
Die Hochwasserlage in Braunschweig werde diese Maßnahme weiter verschärfen, so die Stadt. Es werde erwartet, dass die Welle in den späten Abendstunden in der Stadt ankomme.
Der Pegel am Eisenbütteler Wehr, der aktuell bei 132 Zentimetern stehe, könnte sich nach derzeitiger Prognose um etwa zehn Prozent erhöhen, so die Stadt. Es sei möglich, dass der Überlauf an der Talsperre im Laufe des Tages weiter geöffnet werden und sich die Wassermenge dadurch weiter erhöhe. Man gehe aber weiter davon aus, dass sich die durch die Oker und deren Nebenflüsse verursachten Überschwemmungen auf die ausgewiesenen Überschwemmungsgebiete beschränken.
Hochwasser in Rinteln: Mehr als 100 Anwohner evakuiert
In Rinteln im niedersächsischen Landkreis Schaumburg sind am Morgen die Bewohner einer Straße direkt an der Stadtmauer evakuiert werden. Betroffen seien nur die die Anwohner der Straße Ost-Contrescarpe, teilte die Stadtverwaltung am Morgen mit. Laut NDR wurden 108 Bewohner evakuiert. In der betroffenen Straße seien die Keller der Gebäude vollgelaufen. Die Feuerwehr sei mit Pumpen vor Ort und staple Sandsäcke.
Hochwasser-Hotspot: Lage im überfluteten Windehausen stabil
Die Hochwasserlage in dem überfluteten und weitgehend geräumten Ort Windehausen in Nordthüringen ist nach Einschätzung der Einsatzkräfte stabil. Der Ortsteil von Heringen sei zwar nach wie vor vom Hochwasser eingeschlossen, jedoch sei an manchen Stellen bereits ein ganz leichter Wasserrückgang zu verzeichnen, sagte der Kreisbranddirektor für Nordhausen, Daniel Kunze, der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Entwarnung könne deswegen aber noch nicht gegeben werden.
Windehausen musste aufgrund der kritischen Lage am ersten Weihnachtsfeiertag komplett evakuiert werden. Von den knapp 500 Einwohnern seien schätzungsweise noch 100 in dem Ort, so Matthias Marquardt, Bürgermeister der Stadt Heringen, zu der Windehausen gehört. Alle anderen Bewohner seien bei Familien, Freunden und Bekannten untergekommen. Es habe niemand in der bereitgestellten Turnhalle in Heringen die Nacht verbringen müssen.
Windehausen: Wann die Bewohner wieder zurückkehren können, ist noch unklar
Es sei keines der Häuser einsturzgefährdet, allerdings gebe es weiterhin keinen Strom und auch die Toiletten funktionierten wegen der überfluteten Kanalisation nicht, sagte Marquardt. Wann die Bewohner wieder nach Windehausen zurückkehren können, ist noch unklar.
In der Nacht zu Dienstag haben die Einsatzkräfte laut dem Kreisbranddirektor eine Saatgutproduktion in Windehausen vor Überflutung geschützt. Dafür seien vier Stunden lang mit Pumpen des Technischen Hilfswerkes (THW) 3,5 Millionen Liter Wasser bewegt worden, sagte Kreisbranddirektor Kunze.
Indessen hat sich die Hochwasserlage am Dienstag in ganz Thüringen weiter entspannt. Auch in dem besonders betroffenen Gebieten in Südthüringen konnte Entwarnung gegeben werden, auch wenn die Lage weiter angespannt bleibt. Derzeit liegen noch vier Pegel in Süd- und Nordthüringen über der Meldestufe zwei. Das betrifft die Helme bei Sundhausen, die Werra bei Gerstungen sowie die Nahe bei Hinternah und die Schleuse bei Rappelsdorf.