London/Los Angeles (dpa)
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Wie die Dating-App in die Welt kam: Lily James in «Swiped»

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Sie war Mitgründerin von Tinder und verklagte das Unternehmen auf sexuelle Belästigung. Dann gründete sie Bumble, wo Frauen die Kontrolle haben. Ein Film erzählt die Geschichte von Whitney Wolfe Herd.

Von Philip Dethlefs, dpa
Lily James spielt Whitney Wolfe Herd.
Lily James spielt Whitney Wolfe Herd.  Foto: Disney/dpa

Online-Dating ist ein Massenphänomen. Allein in Deutschland nutzen nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft rund 7,5 Millionen Menschen Dating-Apps wie Tinder oder Bumble. Ein neuer Hollywood-Film erzählt nun die Entstehungsgeschichte dieser beiden konkurrierenden Apps: «Swiped» ist seit 19. September beim Streamingdienst Disney+ zu sehen.

In «Swiped» steht die Unternehmerin Whitney Wolfe Herd im Mittelpunkt, die Tinder im Streit verließ, Bumble gründete und sich in der von Männern dominierten Techwelt behauptet hat. 

Die Britin Lily James («Downton Abbey», «Cinderella») spielt Wolfe Herd, die mit ihrer Klage gegen Tinder 2014 in den Schlagzeilen war. «Ich hatte keine Ahnung von dieser Frau, die nicht nur hinter einer, sondern gleich zwei dieser Dating-Apps steckt, die das Kennenlernen revolutioniert haben», räumte Lily James im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London ein. «Ich wollte diese Geschichte einfach teilen.»

Offener Sexismus in der Tech-Branche

«Swiped» beginnt wie eine romantische Komödie. Unter einem falschen Namen schleicht sich Whitney in Los Angeles auf eine Party für Start-up-Unternehmer, wo sie Werbung in eigener Sache macht. Vor dem Eingang lernt sie den attraktiven Sean (Ben Schnetzer) kennen, der sich als Gründer eines Start-ups entpuppt und ihr tags darauf einen Job in seiner Firma gibt. Eines der Projekte dort ist eine Dating-App.

Tatsächlich geht Whitney eine Beziehung mit ihrem Kollegen Justin (Jackson White) ein. Bald wird sie befördert und ist als einzige Frau eine Mitgründerin der App Tinder, an deren erfolgreicher Entwicklung und Markteinführung sie maßgeblich beteiligt ist. Doch Whitney erlebt auch die hässliche Seite der Tech-Welt mit offenem Sexismus - sowohl in der App als auch an ihrem Arbeitsplatz - mit Mobbing und Machtmissbrauch

Als sie die toxische Beziehung zu Justin beendet, wird es für sie noch unangenehmer. In der Folge verlässt sie Tinder, verklagt das Unternehmen und gründet schließlich Bumble: eine Plattform, auf der nur die Frauen den entscheidenden Schritt machen können. Dabei wird sie vom russischen Investor Andrey Andreev (Dan Stevens) gefördert.

Dating «mit Bumble neu erfunden»

«Was sie mit Bumble gemacht hat – wie sie das Dating neu erfunden und Frauen die Kontrolle gegeben hat, um die Branche zum Positiven zu verändern, einen sichereren Raum zu schaffen und echten Wandel herbeizuführen – das fand ich unglaublich inspirierend und motivierend», sagt James, die Online-Dating nach eigener Aussage noch nie versucht, in Vorbereitung auf die Rolle aber die Dating-App einer Freundin getestet hat.

Es gibt zahlreiche Hollywood-Filme über die Erfolgsgeschichten von Tech-Unternehmern, darunter «The Social Network» von David Fincher über Mark Zuckerberg und die Gründung von Facebook oder Danny Boyles Portrait «Steve Jobs» (2015) über den Apple-Mitgründer. Filme, bei denen Frauen im Mittelpunkt stehen, sind aber noch selten.

Dass mit der hierzulande noch recht unbekannten Rachel Lee Goldenberg («Valley Girl», «Minx») eine Frau auf dem Regiestuhl sitzt, war entsprechend wichtig. «Das war das Tolle an diesem Projekt, dass wir Rachel als unsere Regisseurin an der Spitze hatten, aber auch ein insgesamt sehr starkes weibliches Team in den verschiedenen Abteilungen und auch als Produzentinnen», erzählt James. «Und ich glaube, das war für diese Geschichte sehr wichtig, weil es ein Gefühl davon gab, die Frauen um uns herum zu stärken und zu unterstützen.»

Whitney Wolfe Herd wirkte nicht mit

Der Film entstand allerdings - zumindest offiziell - ohne Mitwirken von Whitney Wolfe Herd. Darauf wird zu Beginn des Films ausdrücklich hingewiesen. Die Unternehmerin ist seit einer außergerichtlichen Einigung mit Tinder an eine Verschwiegenheitsvereinbarung gebunden. Der Film basiert demnach ausschließlich auf der umfangreichen medialen Berichterstattung von damals.

«Swiped», der Name bezieht sich auf die von Tinder etablierte Funktionalität, Nutzerprofile mit dem Finger nach links oder rechts zu wischen, ist ein kurzweiliger und unterhaltsamer Film. Wolfes Erfolgsgeschichte nach dem Abschied von Tinder gleicht hier allerdings einem Feelgood-Movie und ist voller Hollywood-Klischees. Das schadet der Glaubwürdigkeit dieser wirklich interessanten Story, die es verdient, erzählt zu werden.

Ihre Idee wird das Daten revolutionieren.
Ihre Idee wird das Daten revolutionieren.  Foto: Disney/dpa
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