Ermittler gehen nach Anschlag in München von islamistischem Motiv aus
Ein Auto fährt in München in eine Gruppe von Verdi-Demonstranten, es kommt zu mehr als 30 Verletzten. Ermittler haben am Freitag weitere Details zum Täter und seinem Motiv bekanntgegeben.
Nach dem mutmaßlichen Anschlag auf eine Gruppe von Demonstranten in München gehen Ermittler von einem islamistischen Motiv des Autofahrers aus. Das sagte Gabriele Tilmann, die Leitende Oberstaatsanwältin der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET), bei einer Pressekonferenz. Die Stelle ist bei der Generalstaatsanwaltschaft München angesiedelt. Es gebe aber bisher keine Hinweise darauf, dass der 24 Jahre alte Afghane in ein Netzwerk eingebunden gewesen sei.
In München in Menschenmenge gefahren: Täter soll „Allahu Akbar“ gerufen haben
Als Anhaltspunkte für eine islamistische Motivation nannte Tilmann unter anderem die Aussage von Polizisten, der Fahrer habe nach der Tat „Allahu Akbar“ gerufen. Er habe in einer Vernehmung auch eingeräumt, den Wagen absichtlich in das Ende eines Verdi-Demonstrationszugs gesteuert zu haben. Die Aussagen deuteten auf eine religiöse Motivation hin, sagte Tilmann.
Zwar stünden die Ermittlungen noch am Anfang, betonte Tilmann. Sie traue sich aber, nach derzeitigem Stand von der Annahme eines islamistischen Hintergrunds zu sprechen.
Afghane fährt in München in Menschenmenge – Täter nicht vorbestraft
Der Täter hinter dem Anschlag von München war nach Auskunft der Behörden bislang nicht vorbestraft. Der 24-Jährige habe keine Vorstrafen, sagte die Leitende Oberstaatsanwältin Gabriele Tilmann in München. Es habe nur einmal in Bayern ein Verfahren wegen Arbeitsamtsbetrugs gegeben. Er habe sich arbeitslos gemeldet, dann eine Tätigkeit begonnen und sich nicht rechtzeitig wieder abgemeldet, sagte Tilmann. Das Verfahren sei gegen eine Geldauflage eingestellt worden, weil es nur ein sehr kurzer Zeitraum gewesen sei. Dies sei das einzige Ermittlungsverfahren in Bayern gewesen, das es gab.
Die Ermittler gehen zunächst nicht von einer psychischen Erkrankung des Täters aus. Es gebe bei dem 24-Jährigen bislang keine Anhaltspunkte auf psychische Probleme, die Auswirkungen auf die Tat gehabt haben könnten, sagte Gabriele Tilmann von der Generalstaatsanwaltschaft München. Deshalb werde auch nicht beantragt, den Mann vorläufig in der psychiatrischen Unterbringung aufzunehmen.
Anschlag in Münchener Innenstadt: verletztes Kind in kritischem Zustand
Den Beamten zufolge war der afghanische Migrant in das Ende eines Demonstrationszugs gefahren. Die Polizei schoss in seine Richtung und nahm ihn fest. Laut Polizei waren 1500 Menschen unterwegs zur Schlusskundgebung am Königsplatz, als das Auto in die Menge raste.Bei der Fahrt des Autos in die Demonstranten waren am Donnerstag laut Polizei 36 Menschen verletzt worden, zwei von ihnen schwerstverletzt. Ein Kind befand sich nach Klinikangaben am Freitag in einem kritischen Zustand.
Nach dem mutmaßlichen Anschlag will die Generalstaatsanwaltschaft München Haftbefehl unter anderem wegen versuchten Mordes gegen den mutmaßlichen Fahrer des Wagens beantragen. Der 24 Jahre alte Afghane war am Donnerstag festgenommen worden, nachdem er mit einem Auto in eine Gruppe von Demonstranten gefahren war. Dabei hatte die Polizei auch auf seinen Wagen geschossen.
Nach Tat in München: Landeskriminalamt richtet Soko „Seidlstraße“ ein
Um den mutmaßlichen Anschlag in München aufzuklären, hat das bayerische Landeskriminalamt eine Sonderkommission eingerichtet. In der Soko „Seidlstraße“ seien 140 Beamte im Einsatz, sagte LKA-Vizepräsident Guido Limmer in München.
Unterdessen werden die Sicherheitsmaßnahmen für die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) verschärft. Der „Kräfteeinsatz“ werde „erhöht“, sagte der Einsatzleiter, der Vizepräsident des Polizeipräsidiums München, Christian Huber. Außerdem seien die Veranstalter von geplanten Demonstrationen angesprochen worden, ob sie umplanen und statt sich bewegender auf stationäre Veranstaltungen umschwenken wollen. Diese seien polizeilich leichter zu sichern als Demonstrationszüge, sagte Huber.