"Im Notfall auf den Baum klettern" – Wie ein Berliner die Löwen-Jagd erlebt
Ein frei umherlaufendes Raubtier hält ganz Berlin in Atem. Ein Anwohner sieht Polizei-Hundertschaften und sorgt sich, zu Fuß das Haus zu verlassen.

Eigentlich wollte Matthias Hülsmann am Donnerstagmorgen einfach nur eine Runde in Berlin-Zehlendorf Joggen gehen. Zum Glück checkte er zuvor die Nachrichten-Lage. Eine frei umherlaufende Löwin in Berlin?
"Da habe ich meine Jogging-Pläne sofort ad acta gelegt." Eine Warnmeldung habe er nicht bekommen. Die App Nina, über die Berliner vor der Löwin gewarnt wurden, habe er nicht installiert – tut das aber noch während des Gesprächs. Seiner Frau und seinen beiden Kindern, die bei den Großeltern zu Besuch sind, habe er geraten, erstmal dort zu bleiben "bis der Löwe gefunden ist."
Wo könnte sich der Löwe aufhalten? Berliner checkt die Nachrichten
Seit dem Morgen verfolgt Hülsmann unentwegt die Nachrichtenlage: Wo könnte sich das Raubtier aktuell befinden? Wie schützt man sich im Falle einer Begegnung mit dem Löwen? Und was rät die Polizei?

Er befolge den Rat der Polizei, soweit möglich zuhause zu bleiben. Der Steuerberater arbeitete am Donnerstag im Home-Office. Lediglich für einen Besuch im Fitness-Studio in Kleinmachnow und den Gang in den Supermarkt habe er das Haus in seiner Mittagspause verlassen – allerdings nur mit dem Auto. Angst habe er keine gehabt, doch "Menschen, die kein Auto zur Fortbewegung nutzen können, war bestimmt mulmig zumute."
Falls man dem Löwen begegnet, habe Hülsmann gelesen, soll man am besten auf einen Baum klettern oder sich im Gebüsch verstecken.
Während Löwen-Suche: Polizei rät Anwohnern in Berlin, Zuhause zu bleiben
Überrascht habe ihn die Nachricht der entlaufenen Löwin am Morgen schon. Er habe aber schon größere Ereignisse in Berlin mitbekommen. "Als es vor einem Jahr Explosionen auf dem Polizei-Sprengplatz in Gruneburg gab, haben das Freunde in Stuttgart gar nicht mitbekommen. Das kam nur einmal kurz in der Tagesschau."
Und das Medienecho jetzt? Bei der Löwin jetzt gebe es dagegen eine riesige Aufregung. "Vielleicht ist das ja schon das Sommerloch?" sagt der Steuerberater im Hinblick auf eine geringere Nachrichtenlage in den Sommermonaten.
Großaufgebot der Polizei und enormes Interesse der Medien

Unterwegs sieht er in Zehlendorf auch ein Großaufgebot der Polizei: "Polizisten habe ich natürlich gesehen. Bestimmt vier bis fünf größere Kastenwägen der Polizei, so wie man sie sonst nur vor dem Fußballstadion kennt." In den Polizeiwägen, die größer als ein VW-Bus sind, passen bis zu zehn Polizisten.
Auch ein großes Medieninteresse habe Matthias Hülsmann beobachtet: Viele Medienvertreter und Fernseh-Sender berichten live von der Suche nach der Löwin. Über diese Live-Berichte verfolge er auch am Abend noch den Stand. "Das ist ja total spannend. Ich hoffe sehr, dass der Löwe endlich gefunden wird und sich die Suche nicht noch Tage hinzieht."
Sind Löwen als Haustiere legal?
In Deutschland entscheidet jedes Bundesland, was für das Halten exotischer Haustiere gilt. In Berlin ist die nichtgewerbliche Haltung gefährlicher Tiere verboten. Betroffen von dem Verbot sind etwa Bären, Hyänen, Großkatzen, Menschenaffen und eben auch Pumas. Es können allerdings Ausnahmen beim betroffenen Ordnungsamt beantragt werden.
Dazu muss der Halter unter anderem nachweisen, dass sein Tier ausbruchsicher gehalten wird. Keine andere Personen als der Tierhalter dürfen Zugang zu ihm haben, Halter müssen ein Führungszeugnis vorlegen. Wer gegen die Vorgaben verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Dies kann mit einer Geldbuße bis zu 50.000 Euro geahndet werden.


Stimme.de