Immer weniger Fachkräfte in Kitas? So sind die Zahlen in Heilbronn und Hohenlohe
Der Anteil an Fachpersonal in Betreuungseinrichtungen variiert nach einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung je nach Bundesland und Kommune stark. So sieht es in Heilbronn und Hohenlohe aus.
Der Anteil von pädagogischen Fachkräften in deutschen Kitas geht nach einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung weiter zurück. Im Jahr 2024 lag lediglich in 30,7 Prozent der Kitas der Anteil an Fachkräften über 80 Prozent, wie die Stiftung am Dienstag in Gütersloh zur Veröffentlichung der Studie mitteilte. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Rückgang von gut einem Prozentpunkt, 2017 lag die Quote sogar um zehn Prozentpunkte höher. Dieser Trend gefährde eine Errungenschaft des deutschen Kita-Systems. Bisher habe die Fachkraft-Quote in Deutschland im Vergleich über der vieler anderer EU-Länder gelegen, hieß es.
Baden-Württemberg liegt bei der Kita-Fachkraftquote im Bundesdurchschnitt
Baden-Württemberg liegt bei der Fachkraftquote etwa im Bundesschnitt. Laut der Bertelsmann Stiftung haben 70,2 Prozent der Kita-Angestellten eine fachliche Qualifikation. Zu den relevanten Abschlüssen zählen laut Stiftung Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, Erzieher, Erziehungswissenschaftler, Kindheitspädagogen oder auch Heilpädagogen und Heilerzieher. Besonders hoch ist die Fachkraftquote im Osten des Landes. In Thüringen, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt besitzen über 90 Prozent der Kita-Beschäftigten einen entsprechenden Abschluss.

In der Region fällt die Fachkraftquote in den Betreuungseinrichtungen unterschiedlich aus. Im Stadtkreis Heilbronn gibt es insgesamt 110 Kitas, im Landkreis 343 und im Hohenlohekreis 111. Im Stadtkreis Heilbronn haben 63,6 Prozent der Kitas eine Fachkraftquote von unter 70 Prozent, im Landkreis sind es 46,6 Prozent und in Hohenlohe 31,5 Prozent der Einrichtungen. Auf eine Fachkraftquote von über 82,5 Prozent kommen im Stadtkreis 18,2 Prozent der Einrichtungen, im Landkreis 23,3 Prozent und in Hohenlohe 38,7 Prozent.
Sinkende Fachkraft-Quote: Massiver Kostendruck im Kita-System
„Die sinkenden Fachkraft-Quoten lassen sich vor allem darauf zurückführen, dass immer mehr Angehörige anderer Berufsfelder pädagogische Aufgaben in einer Kita übernehmen dürfen“, schreiben die Autoren der Studie. So lasse sich leichter neues Personal gewinnen, um mehr Kita-Plätze anbieten zu können.
„Neue Berufsgruppen für die Kitas zu gewinnen, ist grundsätzlich gut. Aber darunter darf die Professionalität nicht leiden. Um das Aufwachsen, Lernen und die Entwicklung der Kinder individuell zu fördern, braucht es die nötige pädagogische Qualifikation“, sagt Anette Stein, Expertin für frühkindliche Bildung bei der Bertelsmann Stiftung. Der Zusammenhang zwischen Fachkraft-Quote und Kita-Qualität ist wissenschaftlich belegt. Das Aufweichen des Fachkraft-Begriffs sehen die Experten deshalb kritisch und verweisen darauf, dass die Entwicklung zum großen Teil dem Kostendruck im System geschuldet sei. „Denn Mitarbeitende mit niedrigerer Qualifikation kosten die Träger weniger. Angesichts knapper Kassen ist die Versuchung groß, an der Kita-Qualität zu sparen – ohne Rücksicht auf die langfristigen Folgen“, sagt Anette Stein.