Lötschental nach Gletscherabbruch: Lonza-Flut bleibt aus, Gefahr aber nicht gebannt
Nach dem Gletscherabbruch am Mittwoch hat sich die Lage im Lötschental im Kanton Wallis beruhigt. Der Fluss Lonza fand neue Wege, eine Flut blieb aus – doch die Gefahr ist noch nicht gebannt.
Das Lötschental im Schweizer Kanton Wallis ist nach dem massiven Gletscherabbruch am Mittwoch einer weiteren Tragödie vorerst entgangen. Der hinter einem gigantischen Schuttkegel aufgestaute Gebirgsfluss Lonza hat sich neue Wege ins Tal gesucht, das abgestürzte Eis-, Fels- und Geröllmaterial ist weitgehend stabil geblieben und die zeitweise befürchtete Flutwelle oder eine Gerölllawine sind vorerst nicht eingetreten.
Die Gemeinden Gampel und Steg informierten die Bevölkerung in der Nacht, dass nun Baumaschinen eingesetzt werden, um den Abfluss sicherzustellen. "Es geht darum, den reibungslosen Ablauf von Geröll und Schwemmholz durch das Bachbett der Lonza innerhalb der Dorfschaften zu gewährleisten", hieß es.
Gletscherabbruch im Lötschental: Flutwelle bleibt aus, aber Gefahr ist noch nicht gebannt
Der vorsorglich entleerte Stausee an der Lonza in Ferden unterhalb des Katastrophengebiets füllt sich wieder mit Wasser. Der Betreiber des dortigen Kraftwerks wurde angewiesen, je nach Bedarf mehr Wasser abzulassen, um größere Wassermengen auffangen zu können. Weil das Wasser viele Sedimente, also Sand und Abrieb aus dem Schuttkegel enthält, kann es nicht wie dort eigentlich vorgesehen zur Stromproduktion durch die Turbinen geleitet werden, teilte der Führungsstab mit.
Die Gefahr eines Murgangs ist immer noch nicht gebannt. Wenn das Wasser der Lonza am Schuttkegel Geröll und anderes Material mitreißt und talwärts treibt, soll das Staubecken in Ferden dies auffangen können. Ansonsten wären die Ortschaften am unteren Lauf der Lonza - Gampel und Steg - gefährdet. Kurz vor dem Eintritt in die Rhone fließt die Lonza teils durch relativ enge Betonkanäle, die bei einem Anschwellen schnell über die Ufer treten könnten. Überall sind Messgeräte im Einsatz, um die Lage rund um die Uhr zu überwachen.
Ursprung der Katastrophe: Instabiler Felssturz löste gewaltige Eislawine aus
Oberhalb des Lötschentals war im Gebirge auf rund 3000 Metern instabiler Fels abgebrochen und auf den darunterliegenden Birschgletscher gedonnert. Der brach am Mittwochnachmittag ab und rauschte mit gigantischen Mengen Eis, Fels und Geröll ins Tal. Das Dorf Blatten liegt fast vollständig unter dem meterhohen Schuttkegel. Die rund 300 Einwohner waren vorher in Sicherheit gebracht worden. In der Gefahrenzone drohen weitere Abbrüche.