Was tun gegen Allergien und Heuschnupfen?
Allergikern machen meistens Pflanzenpollen, Staub oder Tierhaare zu schaffen. Die Folge sind Heuschnupfen oder allergisches Asthma. Man kann aber schon früher gegensteuern.

Die Nase läuft, die Haut juckt, die Augen tränen oder der Magen grummelt: Immer mehr Menschen in Deutschland haben mit Allergien und deren Symptomen zu kämpfen. Im Rahmen einer Studie des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2017 gaben 28,1 Prozent der Erwachsenen an, an allergischen Erkrankungen zu leiden.
Alle Allergien haben eines gemeinsam: Sie schränken Betroffene in ihrem Alltag ein. Ihre Auslöser sind jedoch ganz unterschiedlich. "Allergien sind Überreaktionen des Immunsystems gegen ganz normale Substanzen", sagt die Allergologin Dr. Verena Preisler aus Singen. "Das können alle körperfremden Stoffe sein." Am häufigsten seien aber Pflanzenpollen, Staub und Tierhaare das Problem. Die Folge: Heuschnupfen oder allergisches Asthma.
Das Risiko, im Laufe seines Lebens eine oder mehrere Allergien zu entwickeln, ist zum Teil genetisch bedingt, erklärt Preisler. Ist ein Elternteil Allergiker, liege das Allergierisiko eines Kindes bei rund 20 Prozent. Haben beide Elternteile Allergien, steige das Risiko auf über 60 Prozent. Die genetische Veranlagung bestimmt aber nicht allein, ob ein Mensch irgendwann allergische Beschwerden entwickelt. Auch Umweltfaktoren und die Lebensführung spielen eine bedeutende Rolle.
"Wichtig ist ein starkes Immunsystem", sagt die Fachärztin. Deshalb sollten Eltern nicht gleich mit Antibiotika gegensteuern, wenn das Kind einen Infekt hat. Auch übertriebene Hygiene senke das Allergierisiko nicht - "im Gegenteil: Sie ist sogar eher kontraproduktiv." Gesunde Ernährung, der Verzicht auf Nikotin und ausreichend Bewegung würden dagegen helfen, das Immunsystem fit zu halten. "Kinder zu stillen, ist ebenfalls ratsam, vor allem in den ersten sechs Monaten nach der Geburt", so Preisler. Auch das Zusammenleben mit Haustieren könne das Allergierisiko senken, weil der Organismus mit der Zeit schützende Antikörper bilde.
Bei Symptomen, die eine Allergie vermuten lassen, sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen, empfiehlt die Allergologin. "Es geht darum abzuklären, ob es sich wirklich um eine Allergie handelt." Blut- oder sogenannte Pricktests geben darüber Auskunft. Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist die Diagnose schwieriger. "Hier muss zwischen Reaktionen unterschieden werden, die entweder durch das Immunsystem verursacht werden oder unabhängig davon, zum Beispiel durch Verdauungsstörungen, bedingt sind", erklärt Preisler. "In der Diagnostik stehen hier spezielle Blutuntersuchungen oder sogenannte Provokationstests zur Verfügung."
Ist eine Allergie diagnostiziert kann sie auch behandelt werden - wenn nötig. Bei Nahrungsmittel- oder Kontaktallergien reicht es meist aus, die jeweiligen Allergene zu meiden. Das ist bei Lebensmitteln und Stoffen wie Nickel oder Kosmetikprodukten gut machbar. Bei Allergien gegen Hausstaub oder Pollen rät Preisler dagegen zu Behandlungen wie einer Hyposensibilisierung oder Akupunktur: "Allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen sollte man behandeln lassen, damit es nicht zum Etagenwechsel kommt." Davon ist die Rede, wenn sich eine allergische Erkrankung ausweitet und aus einem saisonalen Schnupfen chronisches Asthma wird. "Das lässt sich aber in der Regel vermeiden, indem man früh genug gegensteuert."
Was Allergien und Unverträglichkeiten unterscheidet
Im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln werden die Begriffe Allergie und Unverträglichkeit im Sprachgebrauch oft synonym verwendet, obwohl sie sich medizinisch grundlegend voneinander unterscheiden. Eine Allergie - zum Beispiel gegen Nüsse, Weizen oder Schalentiere - ist eine Überreaktion des Immunsystems, wie Allergologin Verena Preisler erklärt. Sie kann sowohl durch den Verzehr des jeweiligen Lebensmittels als auch über die Atemwege, den Darm oder durch Hautkontakt hervorgerufen werden. Dabei bekämpfen die Abwehrzellen das Allergen wie einen Feind.
Dagegen werden Unverträglichkeiten nicht vom Immunsystem geregelt. Die Ursachen dafür - wie etwa die Laktoseintoleranz - sind unterschiedlich: Ein Enzymdefekt, Stoffwechselerkrankungen sowie die Wirkung von pharmakologischen Stoffen wie Histamin oder Lebensmittelzusatzstoffen können die Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen, erklärt Preisler. Der Stoff, der die Beschwerden verursacht, wird in der Regel durch sogenannte Auslassdiäten, bei denen zunächst alle verdächtigen Nahrungsmittel wegfallen, identifiziert.
So können sich Heuschnupfengeplagte vor den Pollen schützen
Heuschnupfen ist die häufigste allergische Erkrankung in Deutschland. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt Tipps für Betroffene:
Vorhersagen beachten
Wichtig ist, den Kontakt mit den Allergenen möglichst zu vermeiden. Dazu sollten Betroffene wissen, wann welche Pollen unterwegs sind. So können sie die Zeiten im Freien danach ausrichten. Auskunft geben Pollenkalender oder tagesaktuelle Vorhersagen.
Richtig lüften
Die Wohnung sollte bei starkem Pollenflug nur kurz und zu bestimmten Zeiten gelüftet werden: in ländlichen Regionen eher abends, weil hier die Pollenkonzentration am Morgen am höchsten sei, in der Stadt eher morgens.
Haare waschen
Pollenallergiker, die sich tagsüber im Freien aufgehalten haben, sollten sich am Abend die Haare waschen, bevor sie ins Bett gehen. Andernfalls können sich Pollen aus den Haaren auf dem Kopfkissen verteilen, sich dort festsetzen und über Nacht eingeatmet werden.
Kleidung auslagern
Kleidung, die tagsüber im Freien getragen wurde, sollte aus dem gleichen Grund über Nacht nicht im Schlafzimmer aufbewahrt werden.
Autofahrten
Während der Fahrt sollten die Autofenster geschlossen bleiben. Da Pollen auch durch die Lüftungsanlage ins Wageninnere gelangen können, empfiehlt es sich, einen speziellen Pollenfilter installieren zu lassen.
Stimme.de