Leipzig/Lübeck (dpa/tmn)
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Small Talk im Job: In 5 Schritten zum Profi

   | 
Lesezeit  4 Min
Erfolgreich kopiert!

Raus mit der Sprache! Wer die Kunst des kleinen Gesprächs beherrscht, kann im Beruf viel erreichen. Was die Plauderei bei der Arbeit bringt und vor allem: wie Small Talk erfolgreich gelingt.

Von Nina Heitele, dpa
Souverän statt unbeholfen: Small Talk kann man tatsächlich lernen.
Souverän statt unbeholfen: Small Talk kann man tatsächlich lernen.  Foto: William Perugini/Westend61/dpa-tmn

  Nur vier Minuten Small Talk reichen manchmal aus, um Persönlichkeitsmerkmale unseres Gegenübers und sein Verhalten besser einschätzen können. Das legt eine Studie der University of Warwick nahe, die auf einem Experiment mit 338 Teilnehmenden beruht.

Das Forschungsteam bat die Teilnehmenden dafür, einen Persönlichkeits- und IQ-Test auszufüllen, bevor sie zu zweit an zwei strategischen Spielen teilnahmen. Die Hälfte der Teilnehmenden unterhielt sich vor den Spielen vier Minuten lang per Textnachricht mit ihrem Partner. Die andere Hälfte hatte keinen Kontakt.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Gruppe, die sich zuvor unterhalten hatte, den IQ und die Persönlichkeit ihres Partners besser vorhersagen konnte und in den strategischen Spielen besser zusammenarbeitete.

Small Talk: Gute Stimmung - und Karrierevorteile

Doch auch aus anderen Gründen lohnt es sich, im Arbeitsalltag hin und wieder bewusst über Belanglosigkeiten zu plaudern. «Small Talk trägt zu einer positiven Stimmung bei», sagt Hannes Zacher, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Leipzig. 

Und das ist längst nicht alles. «Wir wissen, dass Menschen, die Small Talk nutzen, besser bei Gehaltsverhandlungen, in Einstellungsgesprächen oder auch generell mit ihrer Leistung am Arbeitsplatz abschneiden», so Zacher. Darüber hinaus stärken Gespräche über Privates soziale Beziehungen bei der Arbeit, erklärt der Psychologe. Diese wiederum seien wichtig dafür, sich unterstützt zu fühlen, wenn Probleme auftauchen. Insofern wirkt sich Small Talk also auch positiv auf die berufliche Gesundheit aus.
 
Nicht allen fällt es gleichermaßen leicht, sich im Job auf eine Plauderei einzulassen. Zum Glück kann man Small Talk lernen. Zum Gesprächsprofi werde man durchs konsequente Ausprobieren, sagt die Diplomsoziologin Madeleine Lang, die als Coachin, Trainerin und Moderatorin arbeitet. Aber wie genau sieht das aus?

1. Mut zum Plaudern entwickeln

«Ich empfehle meinen Klienten, Small Talk im Kleinen zu üben», so Lang. Man könnte zum Beispiel versuchen, an der Supermarktkasse ein Gespräch ins Laufen zu bringen, oder sich über den Gartenzaun hinweg mit der Nachbarin zu unterhalten. Sind solche Versuche erfolgreich, gewinnen vor allem schüchterne Menschen Mut zum Weitermachen.

Hannes Zacher kann das mit Blick auf die Forschung bestätigen. «Selbstwirksamkeit ist beim Small Talk ein wichtiger Faktor, also der Glaube daran, ihn erfolgreich einsetzen zu können», erklärt der Psychologe. «Traut man sich, wird das in der Regel auch belohnt.» 
 
Ist jemand sehr unsicher, kann es hilfreich sein, andere, die einem sympathisch sind, beim Small Talk zu beobachten. «So kann man sich abschauen, was sich für einen selbst machbar und authentisch anfühlt», sagt Lang. 

2. Den richtigen Moment im Job erwischen 

Manche Gelegenheiten bei der Arbeit eignen sich besser als andere, um ein lockeres Gespräch anzufangen. Hannes Zacher rät deshalb dazu, vor der Kontaktaufnahme auszuloten, ob die andere Person überhaupt interessiert ist.

«Manchmal sieht man das der Situation schon an», sagt er. «Wenn jemand den Gang entlang hetzt und gestresst wirkt, verschiebe ich einen Small Talk besser auf einen anderen Moment und verhindere, abgewiesen zu werden.» Alternativ lässt sich die Gesprächsbereitschaft auch aktiv abklopfen. Fragen wie «Hast du gerade eine Pause?» seien ein guter erster Ansatz. 

Wichtig ist auch, sich selbst nicht zu viel Druck zu machen, jede günstig scheinende Situation für Small Talk zu nutzen. «Manchmal kann ein höflicher Gruß in der Kaffeeküche schon genug sein», so Madeleine Lang. 

3. Mit einem passenden Thema einsteigen 

Sich über das Wetter zu unterhalten, wird gerne als belanglos abgetan. Doch genau darum geht es beim Small Talk – unverfängliche, oberflächlich anmutende Themen zu finden und darüber im besten Fall auf Gemeinsamkeiten zu stoßen. 

Der aktuelle Herbststurm, Hobbys, aber auch das Menü bei der Firmenfeier oder Reisen bieten sich für einen möglichst unkomplizierten Einstieg an. Solche Themen ließen sich gut im Vorfeld zurechtlegen, so Zacher. 

Hauptsache, man hüpft aus Unsicherheit nicht direkt zum nächsten Inhalt. «Wenn ich zu schnell das Thema wechsle, könnte mein Gegenüber das Gefühl bekommen, ich habe nicht richtig zugehört», erklärt Lang. Im Zweifelsfall ist es also besser, einen Moment der Stille aushalten. 
 
Eher heikle Themen wie Politik oder Religion und sehr private Umstände sind für den Small Talk im Arbeitskontext übrigens keine gute Idee. Auch mit Klatsch sollte man sich zurückhalten. «Selbst, wenn es einen in dem Moment mit jemandem verbindet, schließt es immer eine andere Person aus», so Lang. Das wirke sich oft negativ auf die Energie im ganzen Team aus. 

4. Das Gespräch am Laufen halten 

Guter Small Talk lebt von ungeteilter Aufmerksamkeit und Neugier. Madeleine Lang rät dazu, in der Situation wirklich präsent zu sein. Dazu gehöre auch, das Handy beiseite zu legen und sich während des Gesprächs nicht parallel mit etwas anderem zu beschäftigen.

Um seinem Gegenüber zu spiegeln, dass man wirklich zugehört hat, empfiehlt sie kurze inhaltliche Zusammenfassungen des Gehörten. «Und dann sollte man natürlich offene Fragen stellen – auch das ist Teil eines aktiven Zuhörens», stellt Lang fest. «Damit rege ich eine Person dazu an, weiterzusprechen und halte die Unterhaltung aktiv in Gang.»

5. Den Small Talk gekonnt wieder beenden 

… und ich bin raus! Irgendwann ist der Moment gekommen, dem Gespräch ein Ende zu setzen. «Mir fällt gerade ein, dass ich jetzt gleich zum nächsten Termin muss» ist laut Zacher eine geeignete Redewendung für einen souveränen Abschluss.

Madeleine Lang rät sogar dazu, den Zeitpunkt für einen Small Talk bewusst vor ein eigenes Meeting zu legen. «Bei einem fixen Termin fällt es vielen leichter, sich aus dem Gespräch zu ziehen. Dann beendet sozusagen der Kalender das Gespräch», so Lang. Alternativ könne man für den Abschluss einer Small-Talk-Situation auch aktiv den Raum wechseln, zum Beispiel, indem man ankündigt, sich nun einen Kaffee oder Tee holen zu wollen.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben