Berufliche Veränderung wagen – trotz Unsicherheit im Kopf
Muss immer alles klar sein, bevor man den Job wechselt oder eine neue Karriere-Richtung einschlägt? Wie realistische Zwischenschritte und die eigenen Fähigkeiten den Weg erleichtern können.

Der Wunsch nach beruflicher Veränderung ist bei vielen groß. Doch den Schritt in eine neue Richtung zu wagen, fällt häufig schwer. Am besten soll vorab der perfekte Plan stehen, mögliche Unsicherheiten so gut wie ausgeschlossen sein. Und weil das nicht realistisch ist, verharren wir an Ort und Stelle.
«Dieses Sicherheitsbedürfnis ist menschlich», sagt Stefanie Bickert, Karriereexpertin beim Stellenportal Indeed. Je wichtiger eine Entscheidung erscheint, desto stärker wachse der Wunsch, alle Risiken abzuwägen – und damit auch die Angst, etwas falsch zu machen. Sie gibt Tipps, wie man berufliche Veränderungen angeht, auch wenn man noch nicht alle Antworten hat.
1. Neues im Kleinen ausprobieren
Eine neue Richtung lasse sich «auch im Kleinen testen», so Bickert. Zum Beispiel in einem Nebenprojekt, im Ehrenamt oder sogar innerhalb der aktuellen Tätigkeit durch Mitarbeit in einem angrenzenden Bereich. So lässt sich schon mal austesten: Machen mich die neuen Aufgaben neugierig oder lösen sie in Teilen schon Widerstand aus? «Jede Erfahrung liefert auf diese Weise neue Informationen und verringert Unsicherheit» so die Karriereexpertin.
2. Entweder-oder-Fragen vermeiden
Viele würden bei beruflichen Entscheidungen steckenbleiben, «weil sie sich eine Schwarz-Weiß-Frage stellen», so Stefanie Bickert. «Soll ich etwas verändern, ja oder nein?» Das erzeuge aber schnell das Gefühl, es gebe nur eine richtige Lösung.
Bickert rät stattdessen, mit «Wie»-Fragen zu arbeiten. Etwa: Wie könnte ein nächster realistischer Schritt aussehen? Karrierewege würden heute selten linear verlaufen. «Viele berufliche Wendepunkte ergeben sich eher über Zwischenschritte und nicht durch einen großen Sprung», ermutigt die Karriereexpertin.
3. Auf Erfahrungen statt Gefühle bauen
Oft seien es vor allem «diffuse Erwartungen und Befürchtungen», die uns blockieren, so Bickert. Sie empfiehlt deshalb, Gespräche mit Menschen aus dem gewünschten Arbeitsfeld zu führen, um einen realistischen Einblick zu gewinnen. Solche Informationen können dabei helfen, die eigenen Gedanken im Entscheidungsprozess zu sortieren und zu priorisieren. Im besten Fall erkennen wir, dass die Hürden für einen beruflichen Wechsel kleiner sind als gedacht.
4. Den Fokus auf Soft Skills lenken
Wer über berufliche Veränderungen nachdenkt, sollte sich überlegen, was einen unabhängig von der fachlichen Qualifikation erfolgreich macht. «Nicht nur der bisherige Titel zählt bei beruflichen Veränderungen, sondern vor allem auch die erlernten Soft Skills», so Stefanie Bickert. In vielen Rollen seien zum Beispiel Teamfähigkeit oder Kommunikations- und Problemlösungskompetenzen gefragt. Wer die eigenen Stärken kennt und benennen kann, erleichtere sich den nächsten Schritt - auch wenn nicht alles planbar ist.
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